Premiere im wiedereröffneten Salzburger Landestheater
Salzburg (landestheater) - Kurt Josef Schildknecht, Intendant am Saarländischen Staatstheater
Saarbrücken, hat im Salzburger Landestheater mit Sophokles’ „Ödipus/Antigone“ (1986), Brechts „Dreigroschenoper“
(1987) und Millers „Tod eines Handlungsreisenden“ (1988) drei wichtige Inszenierungen zum Intendanzbeginn Lutz
Hochstraates geliefert. Nun inszeniert er die letzte Schauspielpremiere dieser Intendanz.
Wolfgang Kraßnitzer ist dem Salzburger Publikum unter anderem durch seinen Verleger in Thomas Bernhards „Die
Berühmten“ bekannt. Doch sahen Sie ihn auch als Odoardo Galotti und zuletzt als Kaiser Leopold in der Erstaufführung
von Rolf Hochhuths „Nachtmusik“. Viel früher aber verkörperte er Thomas Bernhard selbst – in der Posse
„Bernhard“ von Vitus Fux
Uraufführung am 5. Mai 1988 im ORF-Landesstudio Salzburg, in der Inszenierung von Lutz Hochstraate.
Premiere am 18. Januar 2004 im Landestheater
Inszenierung: Kurt Josef Schildknecht
Bühne: Rudolf Rischer
Kostüme: Gera Graf
Wenn wir ehrlich sind
ist das Theater an sich eine Absurdität
aber wenn wir ehrlich sind
können wir kein Theater machen
weder können wir wenn wir ehrlich sind
ein Theaterstück schreiben
noch ein Theaterstück spielen
wenn wir ehrlich sind
können wir überhaupt nichts mehr tun
außer uns umzubringen
Bruscon
Nach Auftritten in Mattinghofen, Gaspoltshofen und Gallspach ist der Schauspieler, Dichter und Weltverbesserer
Bruscon nun im Gasthaus „Zum Schwarzen Hirschen“ in Utzbach gelandet, wo er sein Hauptwerk, die Weltkomödie
„Das Rad der Geschichte“ aufführen möchte. Mit von der Partie: seine Tochter Sarah, sein Sohn Ferruccio
und seine Ehefrau, allesamt Opfer des von seinem Wahn besessenen, egomanischen Bruscon. Doch die Umstände
sind heute gegen ihn. Blutwurstgestank und Stubenfliegen, Hitlerbild und Feuerwehrhauptmann – alles scheint die
Läuterung der 280 Utzbacher Bürgerinnen und Bürger zu verhindern...
„Der Theatermacher“ stellt eine witzige Selbstparodie der Kunstprogrammatik Bernhards dar und ist zugleich das
welthaltigste komische Gleichnis über die Kunst in einer kunstfeindlichen Welt. – So schreibt Thomas-Bernhard-Spezialist
Hans Höller. In der Tat hat der Österreichkritiker Bernhard sich hier ein deftiges Theaterdenkmal gesetzt.
„Wo ein Wald war“, so sagt er, „ist eine Schottergrube/ wo eine Wiese war/ ist ein Zementwerk/ wo ein Mensch war/
ist ein Nazi“.
Ob Bruscons „Rad der Geschichte“, in dem Hitler, Napoleon und Roosevelt den Obersalzberg bevölkern, ein hustender
Goethe von Kierkegaard von der Bühne geschleppt wird und gar Metternich, Madame Curie, Zar Nikolaus, Lady
Churchill und Einstein zusammentreffen, die Menschheit nachhaltig zu bessern imstande ist, darf ebenso bezweifelt
werden wie die erzieherische Wirkung des Theaters insgesamt.
Aber vielleicht ist gerade diese Skepsis seine einzige Botschaft an das Volk. „Der Theatermacher“ wurde am 17.
August 1985 im Landestheater bei den Salzburger Festspielen uraufgeführt. Thomas Bernhard, geboren am 9. Februar
1931, starb am 12. Februar 1989.
Ein gewisses Talent für das Theater
schon als Kind
geborener Theatermensch wissen Sie
Theatermacher
Fallensteller schon sehr früh
Bruscon
Die Besetzung
Bruscon, Theatermacher -. Wolfgang Kraßnitzer
Frau Bruscon – Hanne Rohrer
Ferruccio, der Sohn – Hans Jürgen Bertram
Sarah, die Tochter – Ulrike Röseberg
Der Wirt – Georg Reiter
Die Wirtin – Britta Bayer
Erna, deren Tochter – Elisabeth Krön
Der Theatermacher Thomas Bernhard 1955 über das Salzburger Landestheater
"Wir warten. Wir warten noch immer darauf, daß das Salzburger Landestheater endlich einmal ein Theaterstück
herausbringt, das in den Kulturspalten diskutabel ist. Seit zwei Jahren warten wir auf das entsprechende Stück
und auf die entsprechende Inszenierung, und das Unbehagen wird mit jedem Theatersemester größer. Bald
wird auch der letzte Hoffnungsschimmer geschwunden sein und die Bretter rechts der Salzach, die Bretter dieses
einzigartigen österreichischen Kammertheaters, werden nur noch ein Rummelplatz des Dilettantismus sein."
Thomas Bernhard, Die Furche, 4. Dezember 1955
(Der Landestheater-Intendant Peter Stanchina klagte daraufhin wegen Ehrenbeleidigung, Bernhard wurde freigesprochen,
doch in der Berufung schuldig gesprochen. Der daraufhin verurteilte Bernhard berief ebenfalls, der stattgegeben
wurde... Der Prozess endete 1959 mit einem Vergleich.) |