»Lebenspartnerin Universität Graz« als Credo und Vision
Graz (universität) - Historischer Tag in der Aula der Universität Graz: Erstmals wurden
am Freitag (17. 01.) zwei Rektoren gleichzeitig feierlich in ihr Amt eingeführt.
Univ.-Prof. Dr. Alfred Gutschelhofer als Rektor der Karl-Franzens-Universität, Univ.-Prof. DDr. Gerhard Franz
Walter als Rektor der Medizinischen Universität Graz, die sich am 1. Jänner 2004 aus ihrer Stamm-Universität
herausgelöst hatte. Trotz der Abspaltung hatten die beiden Uni-Chefs die gemeinsame Inaugurationsfeier auch
als Ausdruck der „partnerschaftlichen Zukunft“ gewählt.
Im Rahmen dieses Festaktes mit zahlreichen Spitzen aus Politik, Wirtschaft und Kultur übergab der ehemalige
Rektor Univ.-Prof. Dr. Lothar Zechlin seinen beiden Nachfolgern die Rektorskette und das Zepter – die Symbole des
Amtes.
Die „Vision einer lebenslangen Zuständigkeit einer Universität für die Bildungsaufgaben von Menschen“
stellte Rektor Gutschelhofer in den Mittelpunkt seiner Rede mit dem Titel „Lebenspartnerin Universität“. Die
Uni Graz müsse sich als Volluniversität um die Bildungsaufgabe am Standort Steiermark besonders bemühen.
Lebenslanges Lernen sieht Gutschelhofer in der Wissensgesellschaft als strategische Notwendigkeit.
Der Uni-Rektor hält es auch für sinnvoll, „entsprechende Verbindungslinien zu den Betrieben und zum Arbeitsmarkt
zu schaffen“. Er wolle die Universität als Ansprechstelle in allen Lebensphasen für Aus- und Fortbildung,
als zentrales Netzwerk und daraus resultierend auch als Motor für Projekte der angewandten Forschung entwickeln.
Der Aufschwung etwa in der Autoindustrie für den Standort Graz durch die Bündelung der Fähigkeiten
von Betrieben sollte auch im gesamten steirischen Hochschulbereich möglich sein.
Zur aktuellen finanziellen Situation der österreichischen Universitäten setzte Gutschelhofer ein Zitat
eines seiner Amtsvorgänger, Univ.-Prof. Dr. Wolf Rauch, fort. Rauch meinte bei seiner Inauguration 1997: Die
Universitäten seien nicht krank, sie seien nur ein bisschen blass. Gutschelhofer 2004: „Wir sind in der Zwischenzeit
noch weiter abgemagert, aber wir haben wesentliche Einsichten für eine gesunde Ernährung gewonnen. Wir
hoffen, dass wir dazu die erforderliche Zeit zur Rehabilitation bekommen. Universitäten sind keine Unternehmen
und benötigen andere Strategien und Zeiträume zur nachhaltigen Veränderung.“
Trotz befriedigender Loslösung der Medizinischen Universität sei die gegenwärtige Lage der Universitäten
wenig erfreulich, unterstrich Univ.-Prof. Dr. Gerhart Wielinger, Vorsitzender des Universitätsrates, die Schwierigkeiten
bei der Implementierung des UG 2002. „Es herrscht zu großer Zeitdruck in einer mehr als prekären budgetären
Situation.“ Das Verkennen der Probleme sei entweder „Ausdruck von Zynismus oder ein Bekenntnis fehlender Realität“.
Der Universitätsrat werde sich aber bemühen, zur Lösung der Fragen beizutragen.
Die Finanz-Krise sprach auch Senatsvorsitzende Univ.-Prof. Dr. Monika Hinteregger an. Es gäbe jedoch auch
Bereiche, wo Geld allein nicht ausschlaggebend sei: Erhöhung des Frauenanteils und Förderung des Nachwuchses.
Hinteregger forderte zudem alle Gruppen der Universität auf, sich den Herausforderungen zu stellen. „Nur wenn
sich alle mit der Universität identifizieren, wird das Werk gelingen.“
Sektionschef Dr. Sigurd Höllinger, der in Vertretung für Wissenschaftsministerin Elisabeth Gehrer an
der Feier teilnahm, betonte die Ziele, attraktive konkurrenzfähige Universitäten aufzubauen und versicherte:
„Wenn man gut argumentiert, wird es gelingen, Finanzmittel aufzutreiben.“ Während der Rede des Ministeriumsvertreters
kam es durch anhaltenden Applaus einzelner Gruppen immer wieder zu Unterbrechungen. Rektor Gutschelhofer appellierte
an die Protestierenden: „Wir brauchen Zivilcourage und freie Meinungsäußerung, wir brauchen aber auch
ein ausreichendes Maß an Toleranz.“ Weiters luden die Rektoren die Studierenden im Anschluss an die Inauguration
zum Gespräch. |