Rektor Gutschelhofer feierlich in Amt eingeführt  

erstellt am
19. 01. 04

»Lebenspartnerin Universität Graz« als Credo und Vision
Graz (universität) - Historischer Tag in der Aula der Universität Graz: Erstmals wurden am Freitag (17. 01.) zwei Rektoren gleichzeitig feierlich in ihr Amt eingeführt. Univ.-Prof. Dr. Alfred Gutschelhofer als Rektor der Karl-Franzens-Universität, Univ.-Prof. DDr. Gerhard Franz Walter als Rektor der Medizinischen Universität Graz, die sich am 1. Jänner 2004 aus ihrer Stamm-Universität herausgelöst hatte. Trotz der Abspaltung hatten die beiden Uni-Chefs die gemeinsame Inaugurationsfeier auch als Ausdruck der „partnerschaftlichen Zukunft“ gewählt.
Im Rahmen dieses Festaktes mit zahlreichen Spitzen aus Politik, Wirtschaft und Kultur übergab der ehemalige Rektor Univ.-Prof. Dr. Lothar Zechlin seinen beiden Nachfolgern die Rektorskette und das Zepter – die Symbole des Amtes.

Die „Vision einer lebenslangen Zuständigkeit einer Universität für die Bildungsaufgaben von Menschen“ stellte Rektor Gutschelhofer in den Mittelpunkt seiner Rede mit dem Titel „Lebenspartnerin Universität“. Die Uni Graz müsse sich als Volluniversität um die Bildungsaufgabe am Standort Steiermark besonders bemühen. Lebenslanges Lernen sieht Gutschelhofer in der Wissensgesellschaft als strategische Notwendigkeit.
Der Uni-Rektor hält es auch für sinnvoll, „entsprechende Verbindungslinien zu den Betrieben und zum Arbeitsmarkt zu schaffen“. Er wolle die Universität als Ansprechstelle in allen Lebensphasen für Aus- und Fortbildung, als zentrales Netzwerk und daraus resultierend auch als Motor für Projekte der angewandten Forschung entwickeln.
Der Aufschwung etwa in der Autoindustrie für den Standort Graz durch die Bündelung der Fähigkeiten von Betrieben sollte auch im gesamten steirischen Hochschulbereich möglich sein.
Zur aktuellen finanziellen Situation der österreichischen Universitäten setzte Gutschelhofer ein Zitat eines seiner Amtsvorgänger, Univ.-Prof. Dr. Wolf Rauch, fort. Rauch meinte bei seiner Inauguration 1997: Die Universitäten seien nicht krank, sie seien nur ein bisschen blass. Gutschelhofer 2004: „Wir sind in der Zwischenzeit noch weiter abgemagert, aber wir haben wesentliche Einsichten für eine gesunde Ernährung gewonnen. Wir hoffen, dass wir dazu die erforderliche Zeit zur Rehabilitation bekommen. Universitäten sind keine Unternehmen und benötigen andere Strategien und Zeiträume zur nachhaltigen Veränderung.“

Trotz befriedigender Loslösung der Medizinischen Universität sei die gegenwärtige Lage der Universitäten wenig erfreulich, unterstrich Univ.-Prof. Dr. Gerhart Wielinger, Vorsitzender des Universitätsrates, die Schwierigkeiten bei der Implementierung des UG 2002. „Es herrscht zu großer Zeitdruck in einer mehr als prekären budgetären Situation.“ Das Verkennen der Probleme sei entweder „Ausdruck von Zynismus oder ein Bekenntnis fehlender Realität“. Der Universitätsrat werde sich aber bemühen, zur Lösung der Fragen beizutragen.

Die Finanz-Krise sprach auch Senatsvorsitzende Univ.-Prof. Dr. Monika Hinteregger an. Es gäbe jedoch auch Bereiche, wo Geld allein nicht ausschlaggebend sei: Erhöhung des Frauenanteils und Förderung des Nachwuchses. Hinteregger forderte zudem alle Gruppen der Universität auf, sich den Herausforderungen zu stellen. „Nur wenn sich alle mit der Universität identifizieren, wird das Werk gelingen.“

Sektionschef Dr. Sigurd Höllinger, der in Vertretung für Wissenschaftsministerin Elisabeth Gehrer an der Feier teilnahm, betonte die Ziele, attraktive konkurrenzfähige Universitäten aufzubauen und versicherte: „Wenn man gut argumentiert, wird es gelingen, Finanzmittel aufzutreiben.“ Während der Rede des Ministeriumsvertreters kam es durch anhaltenden Applaus einzelner Gruppen immer wieder zu Unterbrechungen. Rektor Gutschelhofer appellierte an die Protestierenden: „Wir brauchen Zivilcourage und freie Meinungsäußerung, wir brauchen aber auch ein ausreichendes Maß an Toleranz.“ Weiters luden die Rektoren die Studierenden im Anschluss an die Inauguration zum Gespräch.
 
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