Wirtschaft leidet zunehmend unter dem Paletten-Klau  

erstellt am
16. 01. 04

Bei den Tätern besonders beliebt sind die sehr stabilen und normierten Europaletten, für die Österreich und Deutschland ein Tauschsystem vereinbart haben
Wien (nöwpd) - Eine besondere Form der Kriminalität bereitet den heimischen Produktions- und Logistikunternehmen immer mehr Sorge: der Palettendiebstahl. Nach einer Studie des Instituts für Transportwirtschaft an der Wiener Wirtschaftsuniversität verschwinden im Warenkreislauf zwischen Industrie, Gewerbe, Handel und Speditionen pro Jahr Paletten im Gesamtwert von rund elf Millionen Euro. Bei den Tätern besonders beliebt sind die sehr stabilen und normierten Europaletten, für die Österreich und Deutschland ein Tauschsystem vereinbart haben.

Für Unmut bei den auf die praktischen Lademittel angewiesenen Betrieben sorgen neben Diebstahl auch qualitativ minderwertige Importe, billige Attrappen und Schlamperei. Friedrich Macher, Chef der Spedition Kühne&Nagel, spricht sogar von einer “Paletten-Mafia”. Er fordert ein Verkaufsverbot für gebrauchte Paletten. Der Zentralverband für Spedition und Logistik wiederum hat vor, mit Privatdetektiven nach den verschollenen Lademitteln fahnden zu lassen.

Zwar kostet eine einzelne Palette nur rund fünf Euro. Große Speditionsunternehmen, wie z.B. die Firma Gebrüder Weiss, die pro Filiale 7.000 Lademittelbewegungen im Monat abwickelt, spüren den Schwund jedoch besonders. Vom Paletten-Klau stark betroffen sind u.a. auch der steirische Magna-Konzern oder der Dachhersteller Prefa aus Marktl im Traisental.

Illegal abgezweigt werden vor allem hochwertige, hölzerne Ladungsmittel. “Holz bleibt noch immer das lohnendste, allerdings auch schwierigste Material als Warenträger”, erklärt Andrea Michelfeit, Geschäftsführerin des traditionsreichen Palettenerzeugers W. Gottschligg mit Sitz in Brunn am Gebirge. Gottschligg ist der einzige Palettenfertiger Europas, der über eine spezielle Software zur Optimierung von Holzpaletten verfügt. Bei dem Unternehmen, das führende Markenartikelhersteller sowie Lebensmittel- und Automobilindustriebetriebe zu seinen Kunden zählt, haben alle Mitarbeiter den zum ordnungsgemäßen Verladen vorgeschriebenen “Staplerschein” erworben.
 
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