Bei den Tätern besonders beliebt sind die sehr stabilen und normierten
Europaletten, für die Österreich und Deutschland ein Tauschsystem vereinbart haben
Wien (nöwpd) - Eine besondere Form der Kriminalität bereitet den heimischen Produktions-
und Logistikunternehmen immer mehr Sorge: der Palettendiebstahl. Nach einer Studie des Instituts für Transportwirtschaft
an der Wiener Wirtschaftsuniversität verschwinden im Warenkreislauf zwischen Industrie, Gewerbe, Handel und
Speditionen pro Jahr Paletten im Gesamtwert von rund elf Millionen Euro. Bei den Tätern besonders beliebt
sind die sehr stabilen und normierten Europaletten, für die Österreich und Deutschland ein Tauschsystem
vereinbart haben.
Für Unmut bei den auf die praktischen Lademittel angewiesenen Betrieben sorgen neben Diebstahl auch qualitativ
minderwertige Importe, billige Attrappen und Schlamperei. Friedrich Macher, Chef der Spedition Kühne&Nagel,
spricht sogar von einer “Paletten-Mafia”. Er fordert ein Verkaufsverbot für gebrauchte Paletten. Der Zentralverband
für Spedition und Logistik wiederum hat vor, mit Privatdetektiven nach den verschollenen Lademitteln fahnden
zu lassen.
Zwar kostet eine einzelne Palette nur rund fünf Euro. Große Speditionsunternehmen, wie z.B. die Firma
Gebrüder Weiss, die pro Filiale 7.000 Lademittelbewegungen im Monat abwickelt, spüren den Schwund jedoch
besonders. Vom Paletten-Klau stark betroffen sind u.a. auch der steirische Magna-Konzern oder der Dachhersteller
Prefa aus Marktl im Traisental.
Illegal abgezweigt werden vor allem hochwertige, hölzerne Ladungsmittel. “Holz bleibt noch immer das lohnendste,
allerdings auch schwierigste Material als Warenträger”, erklärt Andrea Michelfeit, Geschäftsführerin
des traditionsreichen Palettenerzeugers W. Gottschligg mit Sitz in Brunn am Gebirge. Gottschligg ist der einzige
Palettenfertiger Europas, der über eine spezielle Software zur Optimierung von Holzpaletten verfügt.
Bei dem Unternehmen, das führende Markenartikelhersteller sowie Lebensmittel- und Automobilindustriebetriebe
zu seinen Kunden zählt, haben alle Mitarbeiter den zum ordnungsgemäßen Verladen vorgeschriebenen
“Staplerschein” erworben. |