Gepflegt wird vorwiegend zu Hause  

erstellt am
14. 01. 04

Blachfellner: Ausbau der Kurzzeitpflege zur Entlastung der Angehörigen / Pflege ist weiblich
Salzburg (lk) - Rund 60 Prozent der chronisch kranken und pflegebedürftigen Menschen werden von Familienangehörigen zuhause gepflegt – und dies trotz des Ausbaus von stationären Angeboten wie Seniorenpflegehäusern und dem steigenden Angebot an professionellen mobilen, mittlerweile 16, Dienstleistern. Das geht aus einer aktuellen Evaluierung über die Entwicklung der Pflege in den eigenen vier Wänden im Bundesland Salzburg hervor, die Sozialreferent Landesrat Walter Blachfellner am Dienstag (13. 01.) präsentierte.

Zu den konkreten Zahlen: Im Land Salzburg leben rund 20.000 hilfe- und pflegebedürftige Personen, davon werden 12.000 pflegebedürftige Menschen mit Hilfe ihrer Angehörigen versorgt. Mehr als 3.000 pflegeabhängige Menschen werden durch soziale Dienste in den eigenen vier Wänden betreut.

Blachfellner wies darauf hin, dass die Motive den pflegebedürftigen Menschen in der Familie zu pflegen, im verwandtschaftlichen Verhältnis zur betreuten Person und weniger in der finanziellen Abgeltung beispielsweise durch den Erhalt von Pflegegeld liegen würden. „Familiäre Pflege ist überwiegend das Ergebnis aktiver Bemühungen der Betroffenen. Sowohl eine große Mehrheit der gepflegten Menschen möchte so lange wie möglich in vertrauter Wohnumgebung verbleiben, aber auch die überwiegende Mehrheit der pflegenden Angehörigen will die Verantwortung für den zu pflegenden Angehörigen nicht an eine Institution abgeben“, erklärte der Sozialreferent.

Familiäre Pflege wird künftig weniger
Dennoch, die familiäre Pflege wird in den kommenden Jahren deutlich zurückgehen – zwischen den Ehepartnern bedingt durch den Anstieg der Scheidungsrate auch im höheren Lebensalter und zwischen den Eltern und Kindern, unter anderem hervorgerufen durch den Rückgang der Geburten oder höhere Erwerbsquoten der Frauen.

Blachfellner: „Die familiären Pflegeressourcen und der Familienverband werden immer mehr nachlassen, da jetzt schon 40 Prozent der Pensionisten allein leben und fast 30 Prozent keine Kinder haben und viele weitere weit voneinander entfernt leben.“ Darüber hinaus stünden soziale Netze, wie Nachbarschaften oder Freundschaften, die die Pflege der Familien unterstützen, immer weniger zur Verfügung.

Die Pflege ist weiblich
Heute wird der überwiegende Teil der innerfamiliären Unterstützung und Pflege durch Frauen erbracht. Dies gilt für Kindererziehung, für einen Großteil der Beziehungsarbeit in den Familien, für die Haushaltsarbeit, aber eben auch für Pflege und Sorge für andere. Die Pflege durch Angehörige wird zu 80 Prozent von Frauen wahrgenommen. Mehr als die Hälfte der Frauen ist dabei zwischen 40 und 60 Jahre alt. Ein Drittel ist älter als 60 Jahre. 20 Prozent sind sogar älter als 70 Jahre. Ein Drittel der Pflegebedürftigen wird durch die Ehepartner, hier vorrangig von der Ehefrau betreut.

„Die klassische Pflegekarriere der Frau beginnt mit der Betreuung der eigenen Kinder, findet mit der Betreuung der Großeltern, Eltern und Schwiegereltern ihre Fortsetzung. Daraufhin folgt die Pflege des eigenen Ehepartners, um dann selber ohne familiäre Betreuung zu sein“, erläuterte Blachfellner. Aber auch in der „professionellen“ Pflege bei den sozialen häuslichen Diensten und in Seniorenpflegeheimen beträgt der Frauenanteil immerhin 72 Prozent.

Blachfellner sieht die Gründe für diesen Umstand in der Vergangenheit. Es sei auf die Erziehung zurückzuführen, dass Pflege von Frauen übernommen wird. „Da Frauen schon die Kindererziehung zugeschrieben wird, wird ihnen auch die Pflege von Familienangehörigen übertragen. Diese Strukturen sollten von der Gesellschaft aber nicht als gegeben hingenommen werden“, so Blachfellner. Weiters sei für diese Entwicklung die Tatsache verantwortlich, dass Frauen eher bereit seien, für die Pflege eines Angehörigen den Beruf aufzugeben als Männer, so Blachfellner.

Das Pflegerisiko trifft Frauen darüber hinaus doppelt – als Pflegende und als Gepflegte. Das wird beim Pflegegeldbezug und bei der Inanspruchnahme von Hauspflegediensten sichtbar. „66 Prozent der Bezieher/innen von Pflegegeld sind Frauen, von mehr als 3.000 Pflegebedürftigen, die zuhause betreut werden, stellen Frauen den überwiegenden Anteil dar“, nannte Blachfellner die Zahlen.

Wie Salzburg pflegende Angehörige unterstützt
Um die Pflege der Angehörigen weiter zu unterstützen und sie kurzfristig von der Pflege zu entlasten, kündigte Blachfellner an, Kurzzeitpflegebetten im Bundesland Salzburg flächendeckend weiter auszubauen. Kurzzeitpflege ist ein vorab zeitlich begrenzter Aufenthalt in einem Seniorenpflegeheim (ein Wochenende oder mehrere Wochen). Derzeit verfügt Salzburg über 56 Kurzzeitpflegebetten. Blachfellner sagte zu, diese Zahl in den kommenden Jahren weiter aufzustocken, denn das Angebot werde sehr gut angenommen. So werden künftig bei jeder Sanierung bzw. jedem Neubau eines Senioren(pflege)heimes mindestens zwei Kurzzeitpflegebetten mitgeplant. Kurzzeitpflege will pflegende Angehörige wenigstens teilweise von ihren Pflegeanforderungen entlasten. „Oft genügt schon ein freies Wochenende, um ausspannen zu können. Nicht selten sind die Pflegenden selber schon in einem fortgeschrittenen Alter und es besteht die Gefahr, dass sie bei dauernder Überlastung selber Gesundheitsschäden davontragen. Kurzzeitpflege kann daher als Prävention im Seniorenbereich betrachtet werden“, so Sozialreferent Blachfellner.

Aber auch durch die Gewährung von Geldleistungen in Form des Pflegegeldes werden pflegende Angehörige und der Pflegebedürftige selber unterstützt. Blachfellner: „Die Hilfe in Form eines persönlichen Pflegebudgets soll die pflegeabhängige Person in die Lage versetzen, die Dienstleistungen am Pflegemarkt nach freier Wahl einkaufen zu können. Der pflegebedürftige Mensch soll selber über die Form der Betreuung entscheiden können“, sagte Blachfellner. Im Bundesland Salzburg gibt es derzeit mehr als 17.000 Empfänger/innen von Pflegegeld, davon beziehen 2.700 Landespflegegeld, hielt Blachfellner abschließend fest.
 
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