Ruttinger: Kommunikationsbranche profitiert - »Sehen Steuerreform
ohne Abschaffung der Werbeabgabe aber mit einem lachenden und einem weinenden Auge«
Wien (pwk) - "Dass diese weltweit einzigartige Abgabe weggehört, ist jedem klar, wer den
Entfall finanzieren soll, niemandem", klagt Walter Ruttinger, Bundesobmann des Fachverbandes Werbung in der
Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ). Und er verweist auf die Verhandlungen betreffend den Finanzausgleich
zwischen Bund, Ländern und Gemeinden: "Das Hin- und Herschieben der Verantwortung bewirkt, dass die anachronistische
Werbeabgabe pragmatisiert wird." Der Großteil der Abgabe von 900 Millionen Euro pro Jahr fließe
von den einhebenden Finanzämtern an die Gemeinden, die sich natürlich mit Händen und Füssen
gegen jeden Einnahmenverlust sträuben würden. "Die bevorstehenden Finanzausgleichsverhandlungen
zwischen Bund, Ländern und Gemeinden müssen unbedingt dazu genützt werden, eine Lösung zu finden.
Dafür macht sich der Fachverband stark!", so Ruttinger.
Dem gegenüber betont der Fachverband Werbung in der WKÖ, es könne nicht seine Aufgabe sein, Ersatz-Geldquellen
für die Gemeinden zu besorgen. Im internationalen Vergleich für den gesamten Wirtschaftsstandort schädliche
Abgaben seien ersatzlos zu beseitigen, bevor Konzerne Werbung in Österreich streichen, weil diese in bezug
auf die Kosten pro Kontakt zu teuer wird. Besonders die im Sommer 2003 erfolgte Ausweitung der fünfprozentigen
Abgabe auf Postwurf ist in keiner Weise geeignet, die baldige Abschaffung glaubhaft zu machen. Bereits im vergangenen
Jahr hatte der Fachverband Wind davon bekommen, dass die Abschaffung der Werbeabgabe in der kürzlich regierungsseitig
vorgestellten Steuerreform nicht enthalten sein würde. Die darauf erfolgten Interventionen bei Regierung und
sämtlichen Abgeordneten der Regierungsparteien brachten zwar eine ganze Anzahl von Zustimmungsschreiben der
Politik, aber keine Berücksichtigung des Wunsches der Wirtschaft, die weltweit einzigartige Steuer auf Marktkommunikation
kurzfristig zu beseitigen.
Während der Kampf um die Beseitigung der Werbeabgabe um eine vom Fachverband geplante und gemeinsam mit der
Fachgruppe Wien konzipierte Medienkampagne in den nächsten Monaten bereichert werden soll, sieht der Fachverband
in der jüngsten Steuerreform auch positive Aspekte. So sei die Steuerhalbierung auf nicht entnommenen Gewinn
(bis zu einem Höchstbetrag von 100.000 Euro) unmittelbar für etwa ein Drittel der über 14.000 aktiven
Mitgliedsbetriebe lukrierbar. Das Eigenkapital, welches branchenbedingt bei im Schnitt unter 20 Prozent liegt,
kann dadurch bereits ab dem Fiskaljahr 2004 gestärkt werden.
Allerdings wird im Zusammenhang auch die Abschaffung der Kreditsteuer - ebenfalls ein österreichisches Unikum
- durch den Fachverband eingefordert. Die aktuelle Steuerreform bringt ab 2005 den Kapitalgesellschaften - sprich
den größeren Mitgliedsbetrieben - die Reduktion des Körperschaftssteuersatzes auf 25 Prozent. Damit
bleibt der Standort Österreich für die größeren Mitgliedsbetriebe unter den Werbeagenturen,
Außenwerbeunternehmen, Messeveranstaltern, Marktforschern und Werbemittelverteilern attraktiv, mögliche
Abwanderungspläne in die Beitrittsländer werden damit hintangehalten. |