Sozialpolitik – Erziehung  

erstellt am
26. 01. 04

 Cap: Erst flächendeckendes Kindergartenangebot - dann Anreizmodelle diskutieren
Wien (sk) - Der flächendeckende Ausbau von Kindergartenplätzen sei die Grundvoraussetzung dafür, dass Kindern im Alter von vier bis sechs Jahren die Möglichkeit gegeben werden kann, spielerisch die deutsche Sprache zu erlernen, erklärte der gf. SPÖ-Klubobmann Josef Cap am Freitag (23. 01.) in einer Pressekonferenz. Es sei auf jeden Fall eine "sehr kluge und gute Überlegung", bereits im Alter von vier bis sechs Jahren anzusetzen, um Kindern, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind oder die diese nicht sehr gut beherrschen, die Chance zu geben, diese noch vor der Schule zu erlernen. "Die Regierung soll sich daher nicht mokieren, sondern die notwendigen Schritte setzen", so Cap, der appellierte, diese Sache auch nicht an die Länder abzuschieben.

Cap betonte, dass es "unheimlich wichtig" sei für Kinder im Alter von vier bis sechs Jahren, die der deutschen Sprache nicht so mächtig sind, diesen sprachlichen Rückstand aufholen zu können. Es sei dies auch eine Chance für alle Kinder, "aber dafür brauchen wir ein flächendeckendes Angebot an Kindergartenplätzen eine alte Forderung der SPÖ". Der gf. SPÖ-Klubobmann wies darauf hin, dass es neben dem Vermeiden von Isolation auch um positive Impulse für Frauen, den Arbeitsmarkt und die Wirtschaft gehe. Es müsse nun endlich die Struktur für flächendeckende Kindergartenplätze geschaffen werden, so Cap, der die Regierung aufforderte, tätig zu werden, auch im Hinblick auf einen entsprechenden Finanzierungsplan.

Danach, so Cap, könne man verschiedene Anreizmodelle diskutieren, wie alle Kinder die deutsche Sprache erlernen können und wie die angebotenen Kinderbetreuungsplätze genützt werden. "Wenn es genügend kostengünstige Kindergartenplätze gibt - z.T. auch umsonst -, bin ich überzeugt, dass die Eltern diese gerne für ihre Kinder in Anspruch nehmen werden, denn schließlich will jeder die besten Chancen für sein Kind", so Cap, der abschließend betonte, dass auch SPÖ-Vorsitzender Gusenbauer den Ausbau von Kindergartenplätzen schon "x-mal" gefordert hat und dies ebenso als Voraussetzung für seine Überlegung sieht.

 

 Prinz: Zwangsverpflichtendes Erziehungsprizip – Nein, danke!
Wien (övp-pk) - Was für die Vorsitzende der Kinderfreunde ein "nächster logischer Schritt" ist, ist für den ÖVP-Abgeordneten im Familienausschuss, Nikolaus Prinz, die "logische Fortsetzung des staatlichen Erziehungsprinzips der SPÖ, das bereits Kleinkinder von ihren Eltern weglotsen und in staatlich organisierte Erziehungsorganisationen stecken will." Ein verpflichtender Kindergartenbesuch für alle Kinder ab drei Jahren, wie dies Frau Witowetz-Müller im ORF-Interview forderte, kommt für Prinz nicht in Frage: "Eltern sind offenbar für die sozialdemokratischen Kinderfreunde die denkbar schlechtesten Erziehungsberechtigten: vom Zwangsbesuch im Kindergarten in die Ganztagsschule - Nein, Danke!"

"Mit ihrer Zwangsbeglückungsideologie wollen die Sozialdemokraten die Wahlfreiheit der Eltern gänzlich einschränken", kritisiert Prinz. Für den ÖVP-Abgeordneten steht jedoch fest: "Eltern wissen immer noch am besten, was für ihre Kinder das Richtige ist. Niemand - und schon gar nicht der Staat - darf Müttern und Vätern diese Entscheidungsfreiheit nehmen!" Der SPÖ-interne Aufschrei gegen den Vorschlag des SPÖ-Chefs lässt allerdings hoffen, dass diese Gusenbauer"sche Idee "bald wieder in der Mottenkiste sozialdemokratischer Vorschläge verschwindet."

Die Forderung der Vorsitzenden der Kinderfreunde, eine kostenlose Kernzeit im Kindergarten einzuführen, hält Prinz für durchaus diskussionswürdig. Es ist aber zu klären, wer dafür die Kosten übernimmt. "Ich würde an ihrer Stelle zuallererst den SPÖ-Bürgermeister von Wien, Michael Häupl, kontaktieren. Denn gerade in Wien ist der Kindergartenbesuch im Vergleich zu anderen Gemeinden und Städten sehr teuer", schloss Prinz.

 

 Scheibner unterstützt Gusenbauer nicht
Wien (fpd) - Der Freiheitliche Pressedienst teilt hiermit mit, daß FPÖ-Klubobmann Herbert Scheibner den Vorschlag Gusenbauers nach Zwangskindergartenbesuchen für Zuwandererkinder entgegen anderslautenden Interpretationen nicht unterstützt. Seine Aussagen wurden in den heutigen OÖN verkürzt wiedergegeben. Scheibner begrüßt lediglich das Klügerwerden der SPÖ im Bereich der Integration.

Wörtlich sagte Klubobmann Scheibner im Interview: "Wir sind für alles, was der Integration dient. Wir hatten schon vor Jahren eine ähnliche Forderung aufgestellt. Damals ist die Opposition noch vehement gegen jeden Integrationszwang aufgetreten. Aber man kann ja klüger werden. Deshalb begrüße ich das auch. Wir wollten Deutschkurse schon in den Kindergärten, weil das eine wichtige Integrationsmaßnahme ist. Je früher die Kinder Deutsch lernen, desto besser, desto weniger Probleme haben wir in der Schule. Ich begrüße nicht den Vorschlag, sondern es freut mich, daß die SPÖ jetzt anscheinend lernt aus der wirklich problematischen Situation, die sie ja verursacht hat, indem sie viele ähnlich gelagerte freiheitliche Vorschläge als nicht umsetzbar oder als unmenschlich abgelehnt hat."

 

 Brosz: Österreich tut beschämend wenig für Frühförderung benachteiligter Kinder
Wien (grüne) - "Die Frühförderung von benachteiligten Kindern ist eine zentrale Aufgabe der Bildungspolitik. In Österreich wird dafür beschämend wenig getan. Davon sind aber nicht nur Kinder von ZuwandererInnen betroffen, sondern beispielsweise auch legasthenisch veranlagte Kinder", so der Bildungssprecher der Grünen, Dieter Brosz, in Reaktion auf den Vorschlag von SPÖ-Chef Alfred Gusenbauer. Dieser hat gestern einen einen verpflichtenden Besuch des Kindergartens für ZuwandererInnenkinder vorgeschlagen.

"Es gibt überhaupt keinen Anlass, die Situation in Wien schön zu reden, wie das Gusenbauer tat, auch wenn es in anderen Bundesländern noch schlechter ausschaut. Viele Kinder von MigrantInnen bekommen mit der Begründung, die Mutter sei ohnehin nicht berufstätig, keine Kindergärtenplätze. Oft können Frauen aber deshalb nicht arbeiten, weil sie durch die rechtlichen Rahmenbedingugen vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen sind. Die soziale Staffelung ist völlig unzureichend. Bereits ab einem Familieneinkommen von 1.045 Euro müssen in Wien rasch ansteigende Beiträge bezahlt werden. In Wiener Kindergärten gibt es auch keine muttersprachlichen Zusatzkräfte, obwohl sie für die Entwicklung der Deutschkenntnisse sehr wichtig wären," so Brosz weiter.

"Wenn angesichts internationaler Entwicklungen über eine Ausweitung der vorschulischen Bildungsaufgaben des Kindergartens nachgedacht wird, dann muss das für alle Kinder und nicht nur für MigrantInnen gelten. Skandinavische Modelle, bei denen für alle Kindern vor dem Schuleintritt ein Teil der Kindergartenzeit als verpflichtende und kostenlose Kernzeit definiert wird, können auch für Österreich angedacht werden. Eine solche Maßnahme kann aber mit Sicherheit nicht über das Knie gebrochen werden und bedarf weit reichender Veränderungen," so Brosz abschließend.
     

 Wir versuchen prinzipiell, an dieser Stelle Aussendungen
aller der vier im Parlament vertretenen Parteien aufzunehmen

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