Präsentation der ersten wissenschaftlichen Ergebnisse
Paris (esa) - Mars Express, der erste Marsorbiter der ESA, wird am 28. Januar seine endgültige
Umlaufbahn erreichen, hat jedoch seit dem Einschalten seines ersten Instruments am 5. Januar bereits beeindruckende
Ergebnisse geliefert. Die Bedeutung dieser Daten wurde von Wissenschaftlern auf der heutigen Pressekonferenz im
Raumflugkontrollzentrum der ESA in Darmstadt hervorgehoben.
„Ich habe nicht damit gerechnet, heute - nur einen Monat nach der Einbringung des Orbiters in die Marsumlaufbahn
am 25. Dezember - so viele glückliche Wissenschaftler versammeln zu können, die darauf brennen, ihre
ersten Ergebnisse zu präsentieren“, sagte Prof. David Southwood, der Wissenschaftsdirektor der ESA.
Eines der Hauptziele der Mission Mars Express besteht darin, Wasser in einem seiner chemischen Zustände aufzuspüren.
Bei der ersten Kartierung der Südpolkappe am 18. Januar hat das Instrument OMEGA, eine Kombination aus Kamera
und Infrarotspektrometer, bereits Wassereis und Kohlensäureeis entdeckt. Diese Information wurde vom Instrument
PFS, einem neuen hochauflösenden Spektrometer von bisher unerreichter Genauigkeit, bestätigt. Die ersten
PFS-Daten zeigen außerdem, daß die Verteilung von Kohlenoxid in der nördlichen und der südlichen
Hemisphäre des Mars unterschiedlich ist.
Das Instrument MaRS, ein anspruchsvoller Funksender und -empfänger, übermittelte am 21. Januar erfolgreich
ein erstes Signal, das über eine 70-Meter-Antenne in Australien empfangen wurde, nachdem es von der Oberfläche
des Mars reflektiert und gestreut worden war. Diese neue Meßtechnik ermöglicht die Bestimmung der chemischen
Zusammensetzung der Atmosphäre, Ionosphäre und Oberfläche des Mars.
Mit ASPERA, einem Instrument zur Analyse von Plasma und energiereichen neutralen Atomen, soll die grundlegende
Frage beantwortet werden, ob das Fehlen von Wasser auf dem Mars auf die Erosion durch den Sonnenwind zurückzuführen
ist. Die ersten Ergebnisse zeigen Unterschiede zwischen dem Einwirkungsbereich des Sonnenwinds und den auf der
anderen Seite des Mars vorgenommenen Messungen. Ein weiteres interessantes Experiment wurde während der ersten
je am Mars vorgenommenen Sternenverdunkelung mit dem Instrument SPICAM (Spektrometer für den ultravioletten
und den infraroten Bereich) durchgeführt: Es hat gleichzeitig die Verteilung von Ozon und Wasserdampf gemessen,
was noch nie versucht worden war, und dabei herausgefunden, daß es dort, wo weniger Ozon ist, mehr Wasserdampf
gibt.
Die ESA hat außerdem atemberaubende Bilder präsentiert, die mit der hochauflösenden Stereo-Kamera
(HRSC) aufgenommen wurden. Sie zeigen rund 1,87 Millionen km² Marsoberfläche, was etwa 100 Gigabyte an
verarbeiteten Daten entspricht. Diese Kamera lieferte außerdem Aufnahmen vom längsten (bis zu 4 000
km) und breitesten Gebiet, das je in solch hoher Auflösung bei der Exploration des Sonnensystems abgebildet
wurde.
Das Ergebnis ist ein spektakuläres, 24 m breites und 1,3 m hohes Bild, das am Ende der Pressekonferenz von
einer Gruppe Zehnjähriger durch den Konferenzsaal getragen wurde.
Deutschlands Ministerin für Bildung und Forschung, Edelgard Bulmahn, die auch den ESA-Rat auf Ministerebene
leitet, sagte auf der Pressekonferenz: „Europa kann stolz sein auf diese Mission: Mars Express ist ein riesiger
Erfolg für das europäische Weltraumprogramm.“ |