Wiener Umland boomt, burgenländische Regionen holen auf  

erstellt am
23. 01. 04

Wirtschaftliche Entwicklung der Regionen Österreichs
Wien (statistik austria) - Wien liegt gemessen am BIP pro Kopf (regionales Bruttoinlandsprodukt je EinwohnerIn) im Jahr 2001 nach wie vor mit Abstand an der Spitze; im Vergleich zu 1995 hat sich der Abstand zu den übrigen Regionen Österreichs jedoch verringert. Nach Wien mit einem BIP pro Kopf von rd. 36.800 Euro folgen die Landeshauptstadt-Regionen Linz-Wels (33.600 Euro), Graz und Salzburg und Umgebung. An fünfter Stelle folgt bereits das Wiener Umland-Südteil, das ebenfalls noch ein BIP pro Kopf von über 30.000 Euro erreicht. Der Österreichwert lag 2001 bei rd. 26.500 Euro pro Kopf, wobei nur zwölf der 35 NUTS 3-Regionen Österreichs über diesem Schnitt lagen, die übrigen 23 Regionen lagen darunter. Dies geht aus Berechnungen der Statistik Austria hervor, die für die EU-Politik relevanten NUTS 3-Regionen1) Österreichs erstellt wurden. Die Regionen, in denen die Landeshauptstädte liegen, erreichen durchwegs ein überdurchschnittliches BIP pro Kopf, einzige Ausnahme ist das Nordburgenland mit einem Wert von 20.500 Euro. Unter den zwölf besten Regionen sind außerdem noch die beiden Tiroler Regionen Außerfern und Tiroler Unterland zu finden. (s. .1 Karte)

Zu den Regionen mit den niedrigsten BIP pro Kopf-Werten gehören die Gebiete in den nördlichen, (süd)östlichen und südlichen Randlagen Österreichs. Im Norden sind dies die an Tschechien grenzenden Regionen Mühlviertel, Waldviertel und Weinviertel, wobei das Weinviertel mit 13.900 Euro den niedrigsten Wert aller Regionen aufweist und damit nur etwas mehr als die Hälfte des Österreich-Durchschnitts erreicht. Im Osten sind es das Mittel- und das Südburgenland, im Südosten die Oststeiermark, die West- und Südsteiermark und Unterkärnten und im Süden Oberkärnten und Osttirol. Die genannten östlichen und südöstlichen Regionen, die an Ungarn bzw. Slowenien grenzen, konnten allerdings, dank eines überdurchschnittlichen BIP-Wachstums im Zeitraum 1995–2001, aufholen, und sind bereits näher an den Österreichschnitt herangerückt.

Gemessen am nominellen Wachstum des regionalen BIP ist die Region Wiener Umland-Südteil der Gewinner der wirtschaftlichen Entwicklung in den Jahren 1995–2001. Ihr Anteil am Bruttoinlandsprodukt Österreichs ist von 3,7% im Jahr 1995 auf 4,2% im Jahr 2001 gestiegen. Die jährliche Zuwachsrate in diesem Zeitraum lag mit durchschnittlich 5,8% deutlich über dem Österreichschnitt von 3,6%. Nach der Region Wiener Umland-Südteil wuchsen die oberösterreichische Regionen Steyr-Kirchdorf mit im Schnitt jährlich 4,8% und das Tiroler Unterland (4,5%) am stärksten. Die burgenländischen Regionen Mittel-, Nord- und Südburgenland konnten mit einem (nominellen) jährlichen BIP-Wachstum von jeweils 4,3% aufholen. (s. 2. Karte)

Die Gründe für die überdurchschnittlichen Zuwachsraten in den genannten Regionen sind unterschiedlich: Von dem im Beobachtungszeitraum, speziell im Jahr 2000, sehr hohen (preisbedingten) Wachstum im Mineralölbereich profitierte fast ausschließlich die Region Wiener Umland-Südteil; dazu gab es in dieser Region hohe Zuwächse im Bereich Verkehr und Nachrichtenübermittlung. In Steyr-Kirchdorf trugen v. a. das überdurchschnittliche Wachstum der Sachgütererzeugung und der unternehmensbezogenen Dienstleistungen zum guten Ergebnis bei. Im Tiroler Unterland wuchs vor allem der Wirtschaftsbereich Verkehr überdurchschnittlich, aber auch der Handel. In allen drei burgenländischen Regionen konnten im Beherbergungs- und Gaststättenwesen im Beobachtungszeitraum besonders hohe Steigerungen verzeichnet werden. Dazu kamen im Mittelburgenland überdurchschnittliche Zuwächse im Realitätenwesen und den unternehmensnahen Dienstleistungen, im Nordburgenland im Handel und im Südburgenland in der Sachgüterproduktion.

Die Regionen der Landeshauptstädte sind nicht unter den wirtschaftlich am stärksten gewachsenen Regionen zu finden. Drei Regionen, nämlich das Rheintal-Bodenseegebiet, Linz-Wels und Graz, entwickelten sich jedoch mit einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 3,9% besser als der Österreichschnitt. In Graz war dafür v. a. die Sachgüterproduktion verantwortlich, in Linz-Wels und Rheintal-Bodenseegebiet in erster Linie die gute Entwicklung bei den unternehmensnahen Dienstleistungen. Am wenigsten gut schnitten Wien und Salzburg und Umgebung mit durchschnittlichen jährlichen Wachstumsraten von 2,9% bzw. 3,0% ab. In beiden Fällen entwickelten sich sowohl der Produktions- als auch der Dienstleistungssektor unterdurchschnittlich.

Eine homogene Entwicklung aller Regionen innerhalb eines Bundeslandes war nur im Burgenland zu verzeichnen. Innerhalb der anderen Bundesländer gab es relativ große Unterschiede im BIP-Wachstum der Regionen. Hervorzuheben ist hier Niederösterreich: Das Wiener Umland, insbesondere der Südteil, erreichte ein (nominelles) BIP-Wachstum deutlich über dem Österreichschnitt. Dagegen gehört das nördliche Niederösterreich mit den Regionen Waldviertel (jährlich +3,1%) und Weinviertel (2,6%) zu den Gebieten Österreichs, die sich von 1995–2001 am schwächsten entwickelten. Für das geringe Wachstum war vor allem die schwache Entwicklung im Handel verantwortlich.

Generell gut entwickelten sich die steirischen Regionen. Die Östliche und die Westliche Obersteiermark (Mur-Mürz-Gebiet) wiesen zwar innerhalb der Steiermark das geringste Wachstum auf, lagen aber mit einem durchschnittlichen jährlichen BIP-Wachstum von jeweils 3,4% nur unwesentlich unter dem Österreichschnitt. Am besten entwickelte sich die Oststeiermark (4,5%).

1) Das österreichische Staatsgebiet wird (im Rahmen der territorialen Gliederung der EU für statistische Zwecke) in 35 NUTS 3-Regionen aufgeteilt – großteils Gruppen von politischen Bezirken, wobei Landeshauptstädte meist mit ihren Umlandbezirken zusammengefasst werden.

 
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