Geheim gehaltene Studie belegt Unsicherheit des AKWs Isar 1  

erstellt am
02. 02. 04

Raus: Nur 100 Kilometer nordwestlich von Salzburg steht ein ungenügend geschützter Atomreaktor
Salzburg (lk) - Die Wellen gehen seit kurzem hoch: Eine bisher vertrauliche Studie der Gesellschaft für Reaktorsicherheit zeigte auf, dass das Kraftwerk Isar 1 bei Landshut, nur 100 Kilometer nordwestlich von Salzburg, schwere Sicherheitsmängel hat. Salzburgs Umweltreferent Landesrat Dr. Othmar Raus fordert die Bayerische Landesregierung auf, sofort zu handeln.

Die Gesellschaft für Reaktorsicherheit wird von den Ländern Bayern, Nordrhein-Westfalen sowie von der Deutschen Bundesregierung finanziert. Sie ist somit eine quasi offizielle Einrichtung. Die nun bekannt gewordene Studie hielt fest, dass bereits der Absturz eines relativ kleinen Passagierjets katastrophale Folgen haben könnte. Die Auswirkungen wären wesentlich schlimmer als das Unglück von Tschernobyl. Salzburg liegt in der normalerweise vorherrschenden Windrichtung für die Verbreitung der belasteten Stäube.

Die Studie zur Sicherheit der deutschen Reaktoren wurde nach den Terrorangriffen vom 11. September vom Bundesumweltministerium in Auftrag gegeben und bereits vor einem Jahr fertig gestellt. Wissenschafter prüften, welche Folgen ein gezielter Flugzeugabsturz auf ein Kernkraftwerk haben könnte. Die Studie stellte klar, dass bei der Konstruktion des Kraftwerks „keine explizite Auslegung gegen Flugzeugabsturz“ vorgenommen wurde. Isar 1 ist damit eine Ausnahme: Die meisten deutschen Atomkraftwerke sind zumindest gegen den Aufprall von Militärjets gerüstet. In der Studie wurden Abstürze von Flugzeugen auf das Kraftwerk Isar 1 simuliert. Dabei kam man zu dem Ergebnis, dass bereits der Aufprall eines Airbus A 320 mit einer Geschwindigkeit von 360 km/h zu einer „großflächigen Zerstörung des Reaktorgebäudes“ und „früher Aktivitätsfreisetzung“ führen könnte. In der Studie geht man davon aus, dass die Beherrschung eines solchen Austritts fraglich sei. Begründet wird das Risiko durch die dünne Wand des Reaktorgebäudes und einen darauf folgenden möglichen Brand.

Salzburgs Umweltreferent Landesrat Dr. Othmar Raus wandte sich sofort nach Bekanntwerden der Studie an die Bayerische Landesregierung. Er forderte sie auf, sofort Maßnahmen in die Wege zu leiten, um die Sicherheit zu erhöhen.
     
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