»Alt werden in Tirol«  

erstellt am
02. 02. 04

LR Christa Gangl: »Ergebnisse der Enquete sollen Weg in die Zukunft weisen!«
Innsbruck (lk) - Über erste Ergebnisse der Arbeitsgruppen der gestrigen Enquete „Alt werden in Tirol" informierte LR Christa Gangl am Freitag (30. 01.). Auf Einladung der Tiroler Soziallandesrätin waren zu dieser Veranstaltung über 60 TeilnehmerInnen aus unterschiedlichen Bereichen, wie Krankenkassen, Heimen, Krankenhäusern, Sprengeln usw. gekommen, um Anregungen und Ideen sammeln zu können. Diese sollen im Laufe des Jahres – von der Landesrätin zum „Schwerpunktjahr der alten Menschen" ausgerufen - zu umsetzungsreifen Konzepten entwickelt werden.

Einige Ergebnisse haben sich dabei für LR Gangl ganz klar heraus kristallisiert: „Im Rahmen der Enquete wurde deutlich ersichtlich, dass bei älteren Menschen vorrangig der Wunsch nach dem Verbleib zu Hause und nach Hilfestellung durch die Familie vorherrscht. Eine Heimunterbringung wird erst bei fehlendem Gefühl von Sicherheit und der Sorge, der Familie zur Last zu fallen, vorgezogen. Deshalb sollte künftig noch mehr in den Bereich der ambulanten Dienste investiert werden, allerdings unter Berücksichtigung einer eher abnehmenden Belastbarkeit der familiären Strukturen."

Dr. Christian Bidner, Vorstand der Sozialabteilung des Landes, weiß, dass nur vorausschauendes Agieren verhindern kann, von gesellschaftlichen Entwicklungen überrannt zu werden. „Im Bundesland Tirol ist in den letzten 10 Jahren die durchschnittliche Lebenserwartung um etwa, 2,5 Jahre gestiegen. Laut den Bevölkerungsprognosen wird sich der Alterungsprozess in den nächsten Jahrzehnten weiter fortsetzen. Es stellt sich daher die sozialpolitische Frage, ob mit dem Maß an Zugewinn an Lebenserwartung auch die Lebensqualität der älteren Menschen erhöht werden kann oder ob bloß die Zeitspanne, die mit körperlichen oder geistigen Gebrechen verbracht wird, verlängert wird."

Besonders die Frage der Qualität wird also künftig bei der Altenbetreuung eine entscheidende Rolle spielen – „wie kann Qualität definiert werden, welche Anreize können geschaffen werden, um eine möglichst hohe Qualität für die Bewohner von Heimen zu erreichen?" Als erster Schritt soll in den Einrichtungen der Ist-Stand insbesondere bezüglich der Infrastruktur, der Ausstattung, der Personalkapazitäten, des Betreuungsangebotes und der finanziellen Ressourcen erhoben werden, um im Anschluss daran seitens des Landes Mindeststandards in diesen Bereichen zu definieren sowie deren Umsetzung zu überlegen und in die Wege leiten zu können.

Ein weiteres Ziel ist die Optimierung der Pflegekette. Hier soll vor allem die bessere Organisation der Schnittstellen (z.B. Hausarzt, Krankenhaus, Sozialarbeiter, ambulante Einrichtungen, Heime) durch ein so genanntes „Case Management" erzielt werden. Ein leistungsfähiges Informations- und Kommunikationssystem muss allen Akteuren jederzeit den Zugriff auf aktuelle Informationen über freie Pflegeplätze, Pflegehilfsmittel etc. und deren Reservierung ermöglichen und könnte den zuständigen „Case Manager" als ersten Ansprechpartner von mühsamen Recherchen entlasten. Wichtig erscheint auch eine bessere Koordination unterschiedlicher Finanzierungstöpfe.

Ein weiterer Schwerpunkt der Enquete war der (künftigen) Bedeutung von Freiwilligen gewidmet. Mit dem Einsatz von Ehrenamtlichen gibt es bereits gute Erfahrungen: 31 Alten- und Pflegeheime nehmen derzeit das Angebot des Freiwilligenzentrums in Anspruch. Bei einer geplanten einheitlichen Entwicklung für das ganze Land müssen aber klare Definitionen der Freiwilligkeit, Schulung und Begleitung sowie Versicherung ehrenamtlich Tätiger erarbeitet werden. Ehrenamtliche dürfen keinesfalls Heim-Mitarbeiterinnen ersetzen; die fachliche Grundversorgung muss dem Pflegepersonal vorbehalten bleiben, um die Qualität zu sichern.
     
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