Wien (rk) - "Nehmen sie doch einfach Platz" lädt die Neue Oper Wien ihr Publikum in diesem
Jahr zu drei neuen Produktionen ein, die - gemäß dem Bekenntnis "Stück sucht Raum, Raum sucht
Stück" - an drei verschiedenen Orten präsentiert werden: "Zwischenfälle", ein "lyrisches
Musikdrama" von Christoph Coburger nach Texten des russischen Dichters Daniil Charms wird ab 17. April im
Rahmen des Donaufestivals in der Alten Werft Korneuburg gezeigt, "The Beggar's Opera" von Benjamin Britten
ab 10. Juli im Schlosstheater Laxenburg und "God's Liar", eine Oper von John Casken nach einem Stoff
von Tolstoi, im Rahmen des "KlangBogens" ab 5. August im Semper-Depot. Intendant Walter Kobéra,
der die Pläne am Freitag gemeinsam mit Stephan Bruckmeier, Coproduzent bei "Zwischenfälle"
und Regisseur bei "God's Liars" vorstellte, verwies über die Programmankündigung hinaus auf
die Meriten der Neuen Oper und plädierte für neue Wege zur Weiterentwicklung des zeitgenössischen
Musiktheaters.
So sei es gelungen, mit erfolgreichen Produktionen mehr Akzeptanz für die zeitgenössische Oper beim Publikum
zu erreichen, auch die Österreich-weite und internationale Zusammenarbeit habe die Neue Oper bereits gut in
die Wege geleitet. So wird "Endlich Schluss", nach der erfolgreichen Premiere im Vorjahr in den kommenden
Monaten in Winterthur, Bratislava und wahrscheinlich auch Prag gezeigt, auch "The Beggar's Opera" gastiert
in der Schweiz. Für die Zukunft wünscht sich Kobéra unter anderem eine Plattform für neue
Oper im ORF und in den neuen Medien, ein Labor für alle an der Oper beteiligten künstlerischen Sparten,
Musiktheaterpraxis an den Kunstunis, und eine Musiktheaterpreis. Wegen der langen Vorlaufzeiten bei Musiktheaterproduktionen
wäre eine längere Subventionsvertragsdauer als die derzeitigen drei Jahre günstig. Große Kostensteigerungen
seien insbesonders bei der Anmietung von Spielräumen zu beklagen.
Die musikalische Leitung bei allen drei vorgestellten Produktionen hat Walter Kobéra selbst. Als leitmotivische
Klammer der Stücke sieht er das Thema "Ausgrenzungen". Bei "Zwischenfälle", das ab
17. April in der alten Werft Korneuburg gezeigt wird, führt Leonard Prinsloo Regie, Heinz Cibulka besorgt
die Ausstattung. Das Stück spielt in einem Altersheim für Frauen und pendelt zwischen Schrecken, Absurdität
und schwarzem Humor. "The Beggar's Opera", der britische Klassiker von Britten, wird in einer neuen deutschen
Fassung gespielt, Paul Flieder führt Regie. "God's Liar", das nach einem Stoff von Tolstoi ewig
menschlichen Fragen und Konflikten zwischen Geist und Körper, Ansprüchen an sich selbst und religiösen
Vorgaben nachgeht, wird von Stephan Bruckmeier in Szene gesetzt.
Hauptsubventionsgeber der Neuen Oper ist die Stadt Wien, weiters wird die Gruppe vom Bund gefördert, Hauptsponsor
aus der Wirtschaft ist Raiffeisen. |