Salzburger Erziehungswissenschafter fordert intensive Leistungsvergleiche bei Österreichs Schülern   

erstellt am
30. 01. 04

Qualitätsprüfungssystems für moderne Schulqualitätsentwicklung und fortschrittliche Bildungspolitik
Salzburg (universität) - „Wenn man alle bisherigen Vergleichswerte berücksichtigt, sind unsere Schüler in der weltweiten Leistungsrangliste nur gute Mittelständler“, so Günter Haider, Bildungsforscher und PISA-Koordinator an der Universität Salzburg. "Und das, obwohl Österreich laut OECD zu den drei Nationen gehört, die am meisten für Bildung ausgeben."

DDr. Günter Haider arbeitet seit mehr als 10 Jahren am Institut für Erziehungswissenschaft, Abteilung für Bildungsforschung und Pädagogische Beratung an der Universität Salzburg. Sein wissenschaftlicher Schwerpunkt ist die International Vergleichende Bildungsforschung. Aufgrund seiner praktischen Lehrerfahrungen aus fast 15 Jahren Dienst an Volks- und Hauptschulen weiß der Wissenschafter, dass das Lesen der Schlüssel zum erfolgreichen Lernen ist. „Vier bis fünf Prozent der Kinder sind Legastheniker, acht bis zehn Prozent haben vorübergehende Leseschwächen, zum Beispiel wegen psychischer Ursachen. Leseschwächen haben auch andere Gründe. In vielen Ländern, wie etwa in Skandinavien, werden die Ursachen genau analysiert", so Haider.

Der TIMSS, ein 1995 weltweit durchgeführte Vergleichstest, zeigte, dass Österreichs 17- und 18-Jährige in Mathematik im letzten Drittel der Ergebnisliste lagen, während die 15- und 16-Jährigen sich damals im guten Mittelfeld platzierten, die Grundschüler im obersten Drittel. „Warum die Leistungen der Schüler mit zunehmendem Alter nachgelassen haben, ist nicht wirklich geklärt. Andere Nationen sammelten seit den siebziger Jahren durch die Teilnahme an bis zu 15 internationalen Schülertests in allen drei Altersgruppen wertvolle Vergleichsdaten für Analysen. Österreich beteiligte sich nur an drei großen Tests“, so Haider, der als Vorsitzender der Zukunftskommission des Bildungsministeriums mit Expertenkollegen Reformvorschläge liefert.

"Ich glaube, dass unsere Volksschüler auch jetzt bei einem weltweiten Test besser abschneiden würden als unsere 15- und 16-Jährigen, die Bestätigung fehlt aber. Unser Ansuchen um eine Grundschulstudie wurde vom Bildungsministerium drei Mal wegen Geldmangels abgelehnt", bedauert Haider, der auch Mitbegründer des Austrian IEA Research Centers war und dort von Anfang an bis heute als geschäftsführender Leiter fungiert. Die Investition - 250.000 bis 300.000 Euro pro Studie - würde sich lohnen: "Wenn wir Probleme beim Lesen und Rechnen nicht bei den Grundschülern analysieren und ausmerzen, bekommen wir später ein Riesenproblem, das viel mehr Geld verschlingt". Eines seiner Ziele ist deshalb der Aufbau eines österreichischen Qualitätsprüfungssystems, das für eine moderne Schulqualitätsentwicklung und fortschrittliche Bildungspolitik unverzichtbar scheint.

Beim PISA-Test 2000 erreichte Österreich unter 31 Staaten in Lesekompetenz, Mathematik und Naturwissenschaften die Plätze zehn, elf und acht. Österreich zählt laut OECD, neben Holland und Großbritannien, zu den drei Nationen, die am meisten für Bildung ausgeben, betont Haider. Die Schülerleistungen in den beiden anderen Ländern, die stark auf Qualitätssicherung setzten, seien besser als in Österreich. Haider: "Unser Land muss, um mit der Konkurrenz mithalten zu können, noch mehr in Bildung und Forschung investieren." 
     
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