Bozen (lpa) - Sie sind schon jetzt die zahlenmäßig größten Wettbewerbe der Südtiroler
Schulgeschichte: Über 1900 Lehrerinnen und Lehrer haben bereits jetzt ihr Teilnahmegesuch für die bevorstehenden
Wettbewerbe für den Unterricht an den deutschsprachigen Grund-, Mittel- und Oberschulen eingereicht. Am Dienstag
(27. 01.) vormittag haben Landesrat Otto Saurer und die Führungsspitze des Deutschen
Landesschulamtes in Bozen eine erste Zwischenbilanz über die Wettbewerbe gezogen.
"Für den Wettbewerb an den Grundschulen haben sich 893 Personen angemeldet, für den Wettbewerb an
den Mittel- und Oberschulen haben 1022 Bewerber insgesamt 1277 Gesuche eingereicht", legte der geschäftsführende
Abteilungsdirektor des Landesschulamtes, Arthur Pernstich, die Zahlen offen. Für alle Wettbewerbe organisiert
das Landesschulamt erstmals Vorbereitungskurse im Ausmaß von 150 bis 200 Stunden. Die Kurse für den
Wettbewerb in den Grundschulen haben Anfang November 2003 begonnen und finden hauptsächlich in den Bezirken
Bozen, Meran und Brixen statt.
Die Vorbereitungskurse für die Wettbewerbe der Mittel- und Oberschulen werden derzeit vorbereitet und sollen
vor allem während der Schulferien stattfinden. Im Februar finden in Bozen zwei Informationsnachmittage statt,
bei denen den Bewerbern der Ablauf der Kurse erklärt wird. "Die schriftlichen und mündlichen Prüfungen
für die Wettbewerbe werden voraussichtlich im Herbst und Winter 2004/2005 abgehalten. Im Frühjahr 2005
werden wir die entsprechenden Ranglisten erstellen, damit mit dem Schuljahr 2005/2006 die ersten Wettbewerbsgewinner
in die Stammrolle aufgenommen werden können", erklärte Schulamtsleiter Peter Höllrigl.
Der geschäftsführende Abteilungsdirektor des Landesschulamtes, Arthur Pernstich, ging im Detail auf die
einzelnen Wettbewerbe ein. "In der Grundschule sind Stellen als Klassenlehrer, Zweitsprachenlehrer und Religionslehrer
ausgeschrieben. In der Mittel- und Oberschule wurden alle Wettbewerbsklassen ausgeschrieben, für die es freie
Stellen gibt. In der Mittelschule sind dies alle neun, in der Oberschule 40 von 52 Wettbewerbsklassen", so
Pernstich. Für jene Bereiche, in denen die Ranglisten der Wettbewerbe aus den Jahren 1997 und 1998 noch nicht
ausgeschöpft sind, können die Bewerber nur die Lehrbefähigung erlangen. "Freie Stellen in den
Mittel- und Oberschulen gibt es vor allem in den wissenschaftlich-technischen Fächern, in den allgemeinbildenden
Fächern sind kaum Stellen frei.
"Bei der Vorbereitung der Kurse haben wir vor allem darauf geachtet, dass das Programm auf neue Entwicklungen
und Sichtweisen der Didaktik ausgerichtet ist. Die Lehrpersonen sollten sich noch mehr als derzeit mit den neuen
gesellschaftlichen Tendenzen beschäftigen und Wert auf den ganzheitlichen Unterricht legen", erklärte
Schulinspektorin Maria Luise Fischer. "Die Wettbewerbe geben den Lehrern von morgen Sicherheit und die Möglichkeit,
sich in ihrer beruflichen Karriere weiterzuentwickeln", betonte Schullandesrat Otto Saurer.
Saurer stellte bei dieser Gelegenheit auch seine bildungspolitischen Ziele für die kommenden Jahre vor. Dabei
wolle er nach dem Grundsatz "Mehr Bildungsgerechtigkeit schafft gleiche Lebenschancen" vorgehen. "Soziale
Herkunft und Geschlecht haben nach wie vor einen erheblichen Einfluss auf den Bildungsweg von Kindern und Jugendlichen.
Ich werde mich deshalb für eine Bildungspolitik einsetzen, die sich ander Chancengleichheit wie an einem Kompass
orientiert", schilderte Landesrat Saurer seine Pläne. In den kommenden Jahren sei eine engere Zusammenarbeit
zwischen Oberschule und Berufsschule notwendig. Dies auch vor dem Hintergrund der Schulreform, die für die
drei Bildungsstränge Oberschule, Berufsfachschule und Lehrlingsausbildung gleichwertige Abschlüsse vorsieht.
In den kommenden Jahren werde er besonderen Wert auf ein differenziertes Bildungsangebot für unterschiedliche
Interessenslagen und Neigungen legen, betonte Landesrat Saurer. Bildung müsse ganzheitlich verstanden werden,
es brauche neuen Schwung und neue Ideen für Schulen und Hochschulen.
Einen optimalen Rahmen und eine solide Basis für die weiteren bidlungspolitischen Maßnahmen bilde das
Landesgesetz zur Autonomie der Schulen. Sein Ziel sei die Stärkung des gegliederten, begabungsgerechten und
durchlässigen Schulwesens mit eine klaren Profilbildung zum Ziel und gelte als "Schwungrad der Südtiroler
Schulentwicklung", so Saurer. Aufgabe der kommenden Jahre sei es, den im Gesetz zur Schulautonomie enthaltenen
Handlungsspielraum noch besser zu nutzen. Zum Fundament eines guten Unterrichts gehöre auch weiterhin die
Aus- und Weiterbildung der Lehrer. Schließlich ging Landesrat Saurer auch noch auf den Landeshaushalt für
das Jahr 2004 ein. "Leider sind die Maßnahmen zur Umsetzung des Rechts auf Bildung und wichtige Maßnahmen
im schulpolitischen Bereich nicht zufriedenstellend finanziert. Ein Minus von 1,7 Millionen Euro im Vergleich zum
Anfangshaushalt 2003 und von rund vier Millionen Euro im Vergleich zum Nachtragshaushalt bringt uns in große
Schwierigkeiten", bedauerte Saurer. Er hoffe, dass die wichtigsten Maßnahmen im Rahmen durch den Nachtragshaushalt
2004 abgesichert werden könnten, so der Landesrat. |