Archäologen beschäftigten sich mit Jahrtausende alten Tierknochen
St. Pölten (nlk) - Die interdisziplinären Forschungsgrabungen auf der „Burg“, einem Berg
oberhalb von Schwarzenbach (Bezirk Wiener Neustadt), wurden im Vorjahr – neben einer Dotierung der Marktgemeinde
Schwarzenbach, des Instituts für Ur- und Frühgeschichte der Universität Wien und des VIAS (Vienna
Institute for Archaeological Science der Universität Wien) – auch aus Mitteln der Kulturabteilung des Landes
Niederösterreich unterstützt. Für diese Kampagne wurden 50.000 Euro aufgewendet. „Für 2004
hofft man für die weiteren Grabungsarbeiten und die wissenschaftliche Auswertung der Funde und Befunde aus
der Eisenzeit, aus der Bronzezeit und aus der Jüngeren Steinzeit auf eine weitere Unterstützung durch
das Land“, so der wissenschaftliche Leiter der Grabungsarbeiten, Dr. Wolfgang Neubauer vom VIAS. Ungefähr
200 Meter von den Ausgrabungen des Jahres 2003 entfernt will man von Mitte Mai bis Ende Juni 2004 unter Beteiligung
von Archäologen und Studenten aus Österreich, Spanien, Schweden und Kanada die Forschungsarbeiten auf
rund 1.000 Quadratmeter Fläche fortsetzen. Im Anschluss an die Ausgrabungen werden auch die von Eco Plus geförderten
Arbeiten zum Aufbau rekonstruierter Gebäude aus der Eisenzeit fortgeführt. Das in Aufbau befindliche
Freilichtmuseum wird 2004 im Rahmen des Keltenfestes vom 18. bis 20. Juni durch die Archäologen „belebt“.
Dieses Museum soll 2005 eröffnet werden.
Bei den seit 1992 laufenden archäologischen Untersuchungen beschäftigten sich Archäozoologen mit
der Untersuchung der Tierknochen. Bei etwa 2.000 Knochen der Grabungen 2002 und 2003, deren Erhaltungszustand gut
war, dominierte das kleinstückige Material, also etwa Hand- und Fußwurzelknochen. Die Farbe der Knochen
reicht von einem hellen Braun bis zu einem kreideartigen Weiß, das wahrscheinlich in erster Linie durch die
Auflage am Marmor, der den Berggipfel der „Burg“ bildet, hervorgerufen wurde. Die große Menge des Skelettmaterials
setzte sich aus Rindern, Schafen bzw. Ziegen und Schweinen zusammen. Haushunde und Hauspferde konnten bis jetzt
nur durch Einzelfunde nachgewiesen werden.
Während die Funde aus einem anderen Grabungsabschnitt vornehmlich aus der Latène-Zeit knapp vor Christi
Geburt und der Bronzezeit stammten, liegt in diesem Abschnitt der Anteil an erjagtem Wild aus der Jüngeren
Steinzeit deutlich höher. Bemerkenswert ist, dass unter den Überresten von Rothirschen großteils
Geweihstücke vorliegen, die als Rohstoff genützt wurden. Dabei kommen alle Stadien vor, von der unbearbeiteten
Geweihstange über grob behauene Halbfabrikate bis zum fertigen Knochengerät. Neben dem Geweih wurden
bevorzugt der Mittelfuß und die Mittelhand für die Herstellung von Nadeln, Ahlen und Schabern verwendet.
Aus diesen Funden kann auf eine steinzeitliche Werkstätte am Burgberg in Schwarzenbach geschlossen werden.
Eine weitere Besonderheit aus den Fundschichten der Jüngeren Steinzeit ist der hohe Anteil von verbrannten
Knochen, die mehrheitlich als Speisereste gewertet werden. |