Wien (rk) - Noch bis 11. April 2004 ist Gastarbajteri zu sehen, ein Ausstellungsprojekt
in drei Teilen der Initiative Minderheiten in Zusammenarbeit mit dem Wien Museum, der Haupt- bücherei am Gürtel
und dem Filmarchiv Austria. Die Hauptbücherei veranstaltet auch ein vielfältiges Rahmenprogramm zur Ausstellung.
Der unmittelbare zeitliche Anlass für das Ausstellungsprojekt Gastarbajteri ist der Abschluss und das Inkrafttreten
des Anwerbeabkommens 1964 mit der Türkei und 1966 mit dem damaligen Jugoslawien.
In der Ausstellung Medien und Migration in der Hauptbücherei am Urban-Loritz-Platz sind verschiedene Auseinandersetzungen
mit dem Thema der medialen Repräsentation von Wirklichkeit im Zusammenhang mit Migration zu sehen. Die künstlerischen
Arbeiten thematisieren unterschiedliche Aspekte von Bild- und Schriftsprache, sie beschäftigen sich mit der
Erfahrung des Fremdseins und der Konstruktion von Zugehörigkeit. Das private Archiv von Ali Gedik bietet einen
Pressespiegel zu Themen wie Österreichs Ausländerpolitik, Kurdenhilfe sowie Gediks eigene politischen
Aktivitäten in Vorarlberg.
Ausstellung Gastarbajteri - Medien und Migration
A-1070 Wien, Hauptbücherei am Gürtel; Urban-Loritz-Platz 2a
Mit Arbeiten von Abdulsamad Abbas, Sule Attems, Fatih Ayogdu, Dezentrale Medien, Mehmet Emir, Ali Gedik, Anna Kowalska,
Hubert Lobnig, Karin Macher
Gestaltung: Gang art (Simonetta Ferfoglia, Heinrich Pichler)
bis 11. April 2004; Mo-Fr, 11.00 - 19.00; Sa, 10.00- 4.00 Uhr,
So geschlossen
Podiumsdiskussion: Minderheiten und Massenmedien: Mainstreaming versus "ethnische Nische"
Die Bedeutung medialer Präsenz von und für MigrantInnen wird auch in Österreich zunehmend
anerkannt. So gibt es einerseits bereits seit 1989 die ORF-Sendung Heimat, Fremde Heimat, andererseits sind Menschen
mit migrantischem Hintergrund zunehmend auch zur prime time in verschiedenen Soaps und Krimiserien zu sehen - das
ATV-Format Unkürrekt ist hier exemplarisch.
Denn Repräsentation ist nicht gleich Repräsentation: Werden mit bestimmten Minderheiten- Formaten Ethno-Nischen
erzeugt? Oder eröffnen sie vielmehr geschützte Orte, in denen weniger Zugeständnisse an die Mehrheitsgesellschaft
gemacht werden müssen? Ist die zunehmende Sichtbarkeit von MigrantInnen in Mainstream- Programmen auf der
anderen Seite gleichbedeutend mit mehr gesellschaftlichem Einfluss oder ist sie nur ein oberflächliches Indiz
der Attraktivität von Differenz in der Medienlandschaft?
Podiumsdiskussion Minderheiten und Massenmedien mit Helmut La und Marie Simonet (ATV, Darsteller Unkürrekt),
Lakis Jordanopoulos (Künstler, Journalist und Moderator von Heimat-Fremde Heimat), Helmut Peissl (Obmann Verband
Freie Radios Österreich), Brigitta Busch (Institut für Sprachwissenschaft, Universität Wien) Moderation:
Monika Bernold (Institut für Zeitgeschichte, Universität Wien)
12. 02. 2004, 19.00 Uhr
Lesung Feridun Zaimoglu (Kiel): Zwölf Gramm Glück
Feridun Zaimoglu, bekanntgeworden durch seine Kanak Sprak- Romane, liest aus seinem neuen Erzählband (Kiepenheuer
& Witsch): Was bleibt, wenn das große Glück nicht mehr zu haben ist und das Leben zu versanden droht?
Feridun Zaimoglu schickt einsame Glücksritter ins Feld - sei es im sanierten Kiez deutscher Großstädte,
in den Hinterhöfen touristischer Badeorte oder in archaischen Dörfern. Auf dem Basar der Geschlechter
wird hart gehandelt: In filigranen Geschichten erzählt Zwölf Gramm Glück von der Suche nach dem
kleinen beglückenden Rest.
Lesung Feridun Zaimoglu (Kiel): Zwölf Gramm Glück
24. 02. 2004, 19.30 Uhr
Dokumentarfilm über die Arbeit von Migrantinnen
Der Dokumentarfilm Gute Arbeit von Karin Macher erzählt die Geschichte von drei Frauen, die im Zuge
der Arbeitsmigration nach Österreich gekommen sind: Von der 27-jährigen Martina, die von der Slowakei
ins österreichische Marchfeld pendelt, um für einen Großbauernbetrieb zehn Stunden am Tag Spargel
zu ernten. Von Julia aus Namibia, die in einem Berggasthof im Salzkammergut als Hotelgewerbeassistentin in Saisonarbeit
arbeitet und von der Juristin Godana aus Bosnien, die als Reinigungskraft in der Donaucity arbeitet. Ein wichtiges
Ziel dieses Films ist das Sichtbarmachen der Erwerbsarbeitssituation von jenen Frauen, die Böden putzen, durch
die wir täglich gehen, die Produkte ernten, die wir essen, und die Betten machen, in denen wir schlafen. Weiters
wird die strukturelle Benachteiligung von ArbeitsmigrantInnen durch Gesetze aufgezeigt.
Dokumentarfilm Gute Arbeit (Peregrina Film) von Karin Macher
(50 min, 2003)
Vorführtermine während der gesamten Dauer der Ausstellung:
Mo, Mi, Do, Frei, jeweils 11.30 und 17.00 Uhr, Di nur 11.30
Gastarbajteri Plattform
Jeweils Dienstag um 17.00 Uhr findet im Rahmen von Gastarbajteri - Medien und Migration die Plattform statt. KünstlerInnen
oder Künstlergruppen, deren Beiträge in der Hauptbücherei zu sehen sind, sowie Kooperationspartner
wie ECHO stellen ihre Arbeit vor. Die Vermittlungs- und Jugendprojekte, die als Teil des Gesamtprojekts von Backbone
mit trafo.K und KünstlerInnen durchgeführt werden, präsentieren sich ebenso wie das Freie Radio
als Beispiel migrantischer Medienproduktion. Die Plattform ist Vermittlungsprogramm, Möglichkeit zu Begegnung
und Diskussion mit ProjektteilnehmerInnen und offenes Forum zugleich.
- 10. 02. 2004, Mehmet Emir: Mehmet Emir zeigt die Geschichte seines Vaters Hidir Emir, der Anfang der sechziger
Jahre nach Österreich kam und seiner Familie in der Türkei idealisierte, inszenierte Foto-Selbstporträts
schickte. Diese sind den Fotos des später nach Wien geholten Sohns Mehmet gegenübergestellt.
- 17. 02. 2004, 4youth 4 (Back Bone) mit Büro trafo K. und Ricarda Denzer: 4 Youth 4 - Back Bone stellt
das gemeinsam mit dem Büro trafo.K und der Künstlerin Ricarda Denzer erarbeitete Projekt Hast du eine
Wahl? vor: Provokationen, Irritationen, Kommentare und Sounds im öffentlichen Raum am Urban-Loritz-Platz.
- 24. 02. 2004, Anna Kowalska: Anna Kowalskas Arbeit Pocztówki z Warszawy/ Postkarten aus Warschau thematisiert
die Konstruktion eines Gedächtnis-Ortes am Beispiel des Filmsettings von Roman Polanskis Film Der Klavierspieler
in Warschau, das viele ehemalige BewohnerInnen des rekonstruierte Ghettos besucht haben.
Gastarbajteri Plattform
jeweils Dienstag um 17.00 Uhr
Information: http://www.buechereien.wien.at
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