Industrie: 2004 noch Chance für Ansiedlungen nützen!  

erstellt am
05. 02. 04

Von Headquarter-Politik profitieren alle am Wirtschaftsstandort: Internationale Unternehmenszentralen arbeiten mit KMU im Netzwerk
Wien (pdi) - Unternehmenszentralen und Kompetenzzentren, die für internationale Unternehmen strategische Zukunftsentscheidungen beeinflussen (als Firmensitz, regionales Zentrum oder Forschungs- und Entwicklungszentrum), sind für die Wertschöpfung, Beschäftigung in der Region und für viele KMU von besonderer Bedeutung.

In global agierenden Unternehmen gibt es neben dem Wettbewerb zwischen Unternehmen einen internen Wettbewerb der einzelnen Niederlassungen, der für Investitionen, Ausbau oder die Verlagerung strategischer Einrichtungen entscheidend ist. Nicht nur produzierende Unternehmen, auch Dienstleister – vor allem im Finanzsektor – sind von Österreich aus mit Headquarters aktiv und international in der Expansion erfolgreich.

Der Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV), Dkfm. Lorenz Fritz, erklärte bei einem Pressegespräch am Dienstag (03. 02.): „Das Auseinanderdividieren von großen und kleinen Unternehmen in der Diskussion über die geplante Steuerreform 2005 ist völlig unsachlich. Jedes große Unternehmen arbeitet am Standort mit KMU im Netzwerk – und umgekehrt.
In den vergangenen Jahren hat eine reale Abwanderungsgefahr bestanden. Heuer besteht mit der EU-Erweiterung nochmals eine Chance für strategische Ansiedlungen.“
Sowohl die Steuerreform als auch das Forschungspaket hätten hier sehr gute Signalwirkung und bieten die Chance zur aktiven Gestaltung der künftigen Struktur des Wirtschaftsstandortes Österreich.

Eder: Verbesserte Innovationspolitik, aber Bewusstsein für Bedeutung von Headquarters und Offenheit fehlen oft noch
Dr. Wolfgang Eder, Stv. Vorstandsvorsitzender der voestalpine AG und Vorsitzender des IV-Ausschusses für Bildung, Innovation und Forschung, erklärte die bestehenden Vorteile am Standort Österreich: „Sowohl die Einführung einer modernen Gruppenbesteuerung als auch die KöSt-Senkung erleichtern den Ausbau bestehender und die Ansiedlung weiterer Unternehmenszentralen. In Verbindung mit den weiteren Vorteilen Österreichs – sozialer Friede, Qualifikation und Engagement der Mitarbeiter sowie verbesserte Forschungsförderung – sollte ein Gesamtpaket für Unternehmenszentralen und Kompetenzzentren in Österreich geschnürt werden.“

Die offensivere Innovationspolitik Österreichs der vergangenen Monate hat für Eder Signal-charakter: „Jetzt müssen Politik und Wirtschaft mit Konsequenz die Wachstumschancen aus den lancierten Innovationsbestrebungen konsequent nutzen.“ Von der Umsetzung der Universitätsreform und dem geplanten FH- Entwicklungsplan III erwartet sich Eder einen wichtigen Beitrag zur Sicherung des Nachwuchses an Technikern, Wissenschaftern und Forschern. Wichtig sei aber auch, das Bewusstsein für die gesellschaftliche Bedeutung von Leitbetrieben, die mit ihrer Wirtschaftskraft ganze Regionen prägen, zu schärfen. „Die Offenheit einer Gesellschaft in bezug auf Spitzenleistungen und den Zuzug von Forschungs-einrichtungen gibt Unternehmen und Mitarbeitern erst das Gefühl, willkommen zu sein.“

Hochleitner: Anbindung an die dynamische Hälfte Europas verstärken
Von den guten Wachstumsraten in den Erweiterungsländern profitiert Österreichs Wirtschaft exzellent. Ein Musterbeispiel dafür ist die Siemens AG Österreich. Ihr Generaldirektor und Präsident der IV-Landesgruppe Wien, DI Albert Hochleitner, erklärte seinen Zugang zum Thema: „Das weltwirtschaftliche und konjunkturelle Umfeld bedeutet für Siemens, dass es heute mehr denn je einem internationalen Standortwettbewerb ausgesetzt ist. Der Aufbau neuer Standorte erfolgt dabei vor allem in den Regionen, in denen einerseits klare Kostenvorteile erkennbar sind und andererseits eine Kundennähe gegeben ist. Alle Wettbewerber von Siemens agieren ähnlich.“ Hochleitner forderte für den Headquarter-Standort Österreich: „Wir müssen uns an die dynamische Hälfte Europas besser anbinden. Wien und Bratislava haben jetzt gemeinsam die Chance, als ‚Europa Region Mitte’ eine Spitzenregion für Headquarters zu werden. Die Anbindung an die Transeuropäischen Netze und der Ausbau der Infrastruktur im Großraum Wien bei allen Verkehrsmodi – Bahn, Straße, Luftverkehr und Wasserstraße - ist essenziell für unsere Zukunftsfähigkeit.“

Die weitere Verbesserung der Attraktivität des Innovationsstandortes benötigt strategische Vorgaben und eine Bündelung von Engagement und Ressourcen, ist Hochleitner überzeugt: „Der Rat für Forschung & Technologieentwicklung muss bei der Strategiegestaltung – sowohl im Rahmen der Nationalstiftung, aber auch in einer neu zu gründenden Gesellschaft für Forschung und Technologie – eine zentrale Rolle haben.“

Drei Anliegen an die Politik: Privatisierungserlöse für Innovation, Weiterbildung und Umsetzung der Innovationsstrategie mit der Industrie
Aus Sicht der IV sind nun im Sinn einer zukunftsfähigen Politik zur Stärkung von Headquarters und ihrem Umfeld vor allem vier Anliegen vordringlich, die der IV-Bereichsleiter für Bildung, Innovation und Forschung, Dr. Gerhard Riemer, formulierte:

  • „Durch zügige Privatisierung sollten mehr Mittel für Zukunftsinvestitionen z.B. der Nationalstiftung frei werden.
  • Die Politik muss das Thema Weiterbildung massiv angehen – beispielsweise über die Einsetzung eines Regierungsbeauftragten und einen Aktionsplan
  • Die Innovationsstrategien für Österreich müssen vom Rat für Forschung und Technologieentwicklung mit Unterstützung der Politik ausgehen – nicht nur von der Ministerialbürokratie in der Umsetzung gesteuert werden, sondern unter starker Einbindung der betroffenen Industrie.
  • Die Anbindung Österreichs an die neuen EU-Mitglieder mittels PPP-Modellen unter Ausnutzung der TEN-Aktivitäten muss von der Politik forciert werden.“
  • Künftiger Fokus auf High-Tech-Betriebe

„Wir brauchen Innovationszentren für die Modernisierung des Landes, denn der Standortwettbewerb mit den Nachbarn findet – wo diese jetzt durch die EU-Mitgliedschaft motiviert und abgesichert sind – verstärkt statt. Da hilft uns nur die klare Fokussierung auf High-Tech-Betriebe“, betonte Fritz, und schloss: „weil wir ein Hochlohnstandort sind, brauchen wir die Innovativsten hier – über Zuwanderung und Ausbau von Unternehmen sowie gezielte Förderung von Fachkräften. Das entscheidet über unser zukünftiges Wirtschaftswachstum.“

     
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