Bozen (lpa) - Das umfassende Mitspracherecht für das Land Südtirol bei der Planung und beim Bau
des Brennerbasistunnels und der Zulaufstrecke Verona-Franzensfeste ist endgültig gesichert. Landeshauptmann
Luis Durnwalder hat am Freitagnachmittag (13. 02.) am Rande der Ministerratssitzung
in Rom das entsprechende Einvernehmensprotokoll unterzeichnet.
"Für uns als Land Südtirol ist dieses Einvernehmensprotokoll sehr wichtig. Jetzt ist unser Mitspracherecht
bei der Umsetzung des Jahrhundertsprojektes Brennerbasistunnel endgültig gesichert", unterstrich Landeshauptmann
Durnwalder die Bedeutung des Abkommens. Bei allen künftigen Verhandlungen auf internationaler Ebene werde
das Land als gleichberechtigter Partner auftreten. Für die Nachbarprovinz Trentino hat Landeshauptmann Lorenzo
Dellai seine Unterschrift unter das Dokument gesetzt.
Den Text der Vereinbarung hatte die Landesregierung Ende Jänner genehmigt. Nachdem der Ministerrat in Rom
ebenfalls seine Zustimmung gegeben hatte, wurde das Protokoll am heutigen Freitag in Rom von Landeshauptmann Durnwalder
und den zuständigen Regierungsvertretern unterzeichnet. Neben Ministerpräsident Silvio Berlusconi waren
dies Außenminister Franco Frattini, Verkehrsminister Pietro Lunardi, Regionenminister Enrico La Loggia und
Umweltminister Altero Matteoli. "Ministerpräsident Berlusconi hat bei der Unterzeichnung die Wichtigkeit
dieses Projektes hervorgehoben. Er hat auch betont, dass die Einbindung der Regionen und Provinzen in dieses Projekt
ihm besonders wichtig ist", berichtete Landeshauptmann Durnwalder.
Im Einvernehmensprotokoll wird dem Ausbau der Brennerbahnlinie von Verona nach Kufstein, und damit auch dem Bau
des Brennerbasistunnel und seiner Zulaufstrecken absoluter Vorrang eingeräumt. Im Dreijahreszeitraum 2004-2006
sollen die notwendigen Gelder für das Vorprojekt, das definitive Projekt, die Errichtung der Baustellen und
die Aufnahme der Arbeiten zur Verfügung gestellt werden. Der zeitliche Rahmen für alle Arbeitsschritte
wird zwischen dem Land Südtirol und dem italienischen Staat abgesprochen, wobei auch auf die Planungen der
österreichischen und deutschen Landes- und Bundesregierungen Rücksicht genommen wird. Auch die notwendige
Finanzierung wird gemeinsam geplant, dabei fließen auch die Geldmittel der EU mit ein. Als Gegenleistung
für die Querfinanzierung über die Einnahmen aus den Mautgebühren der Brennerautobahn, die von der
Brennerautobahngesellschaft angekündigt wurde, sichert die Regierung zu, sich für eine weitere Verlängerung
der Konzession für die Brennerautobahn einzusetzen.
Was den Bau des Basistunnels und der Zulaufstrecken angeht, ist im Abkommen eine enge Zusammenarbeit in allen Phasen
der Planung vorgesehen: Alle Entscheidungen in Bezug auf die Finanzierung, die notwendigen Genehmigungen sowie
den Verlauf der Trasse müssen laut Abkommen in "beiderseitigem Einvernehmen" getroffen werden. Festgeschrieben
ist in dem Dokument auch, dass ein weiteres Abkommen der italienischen Regierung mit der EU-Kommission und den
Regierungen von Österreich und Deutschland abgeschlossen werden soll. In diesem sollen alle rechtlichen Fragen
sowie die Verteilung der jeweiligen Zuständigkeiten geklärt werden. Dieses Abkommen soll auch endgültig
klären, wer für die Fragen der Umweltverträglichkeit, der Raumordnung und des Landschaftschutzes
sowie für die Errichtung und die Führung des Brennerbasistunnels zuständig ist. Bis es zu diesem
Abkommen auf internationaler Ebene kommt, wird eine paritätische Kommission mit Beteiligung des Staates, der
Länder Südtirol und Trentino sowie der Region Veneto gebildet. Diese Kommission erarbeitet Vorschläge,
die dann dem Ministerrat zur Genemigung vorgelegt werden. Im Abkommen wird dem Land Südtirol auch das volle
Mitspracherecht in allen Verhandlungen für weitere bilaterale Abkommen zwischen Italien und Österreich
zugesichert, sofern diese die Zulaufstrecke und den Basistunnel in Südtirol betreffen. Eine fixe Vertretung
hat Südtirol auch in allen Koordinierungsgremien zum Gesamtprojekt Brennerbasistunnel.
Zusätzlich soll auch eine Arbeitsgruppe eingesetzt werden, in der die Straßen- und Bahnverbindungen
im Zusammenhang mit dem Brennerbasistunnel in Südtirol, dem Trentino und dem Veneto abgestimmt werden sollen.
Zu diesem Zweck wird eine gemischte Arbeitsgruppe eingesetzt, die über Ort und Zeitraum der notwendigen Arbeiten
berät. Verkehrsminister Lunardi hat sich verpflichtet, die Anregungen der Arbeitsgruppe zu übernehmen.
Eine erste ganzheitliche Überprüfung durch die Vertragsparteien soll innerhalb eines halben Jahres vorgenommen
werden. |