Rieder: Start für Wiener Arbeitsmarktoffensive 2004  

erstellt am
16. 02. 04

Wien will mehr Bundesmittel für AMS Wien, mehr eigene Lehrlinge und Initiativen im Vorfeld der EU-Erweiterung
Wien (rk) - "Wir starten aufgrund der weiterhin schwierigen Situation am Arbeitsmarkt mit einer Arbeitsmarktoffensive 2004 und setzen neue Schwerpunkte mit dem Regionalen Vermittlungsservice (RVS), zusätzlichen Maßnahmen für Lehrlinge und neuen Maßnahmen zur besseren Qualifizierung von Arbeitskräften. Insgesamt können damit rund 3.000 Jugendliche mehr ausgebildet werden", erklärte Finanz- und Wirtschaftsstadtrat Vizebürgermeister Dr. Sepp Rieder am Freitag im Vorfeld der Vorstandssitzung des Wiener ArbeitnehmerInnenförderungsfonds, in dem diese Maßnahmen als Resultat des Arbeitsmarktgipfels im Dezember beschlossen werden.

"Wien ist weiterhin das mit Abstand aktivste Bundesland bei den Maßnahmen für den Arbeitsmarkt. In den letzten Jahren konnten durch Zugewinne im Dienstleistungsbereich verloren gegangene Arbeitsplätze im Produktionsbereich ersetzt werden. Dies konnte auch durch massive Investitionen in Hochtechnologie - seit 1997 wurden rund 350 Millionen Euro für technologiepolitische Maßnahmen aufgewendet - sowie zahlreiche Maßnahmen zur Verbesserung der Qualifikation der ArbeitnehmerInnen erreicht werden," so Rieder.

Der Bund kürzt Mittel für Wiener Arbeitsmarkt - Wien erhöht Budget
Rieder weiter: "Die Wiener Maßnahmen zur Förderung der Beschäftigung konnten verhindern, dass die verfehlte Arbeitsmarkt- und Wirtschaftspolitik der Bundesregierung sich im letzten Jahr nicht noch dramatischer auf die Arbeitsmarktsituation in Wien ausgewirkt hat. Denn obwohl die Arbeitsmarktpolitik Bundessache ist, agiert der Bund nach wie vor so, als wäre Wien exterritoriales Gebiet. Allein der WAFF hat heuer mit rund 42 Millionen Euro um 7,5 Millionen Euro mehr Mittel zur Verfügung als im Jahr 2003. Damit werden zusätzlich spezielle Programme für Jugendliche, Wiedereinsteigerinnen und die Insolvenzstiftungen finanziert."

Rieder wiederholt bei dieser Gelegenheit die Forderungen der Stadt Wien an den Bund und verlangt aufgrund der schwierigen Situation auf dem Arbeitsmarkt faire Bedingungen für das AMS Wien in dem der Situation entsprechend mehr Geldmittel und mehr Personal für das AMS Wien zur Verfügung gestellt werden. " Der Bund soll nicht vergessen, dass Wien jenes Bundesland ist, dass die meisten Arbeitsplätze bietet. Bei einem Fünftel der Bevölkerung befindet sich ein Viertel aller österreichischen Jobs in Wien. Rund 200.000 Jobs in Wien werden von Menschen aus anderen Bundesländern wahrgenommen und 25 Prozent aller in Wien ausgebildeten Lehrlinge sind Nichtwiener", betonte Rieder.

Rieder: "Fordere vom Bund mehr Initiative für den Wiener Arbeitsmarkt"
1) 20 Mio. Euro mehr für das AMS Wien
De facto hat sich das Budget des AMS Wien von 197 Mio. Euro 2003 auf 191 Mio. Euro 2004 verringert, trotz des auf Initiative Wiens einberufenen Arbeitsmarktgipfels im Dezember, bei dem das AMS-Budget bereits um 11 Mio. Euro aufgestockt wurde. Bei steigenden Arbeitslosenzahlen wäre es vernünftig und mehr als gerechtfertigt, das AMS-Budget nicht zu kürzen, sondern zu steigern. Analog zum Anstieg der Arbeitslosenzahlen um 10 Prozent fordert Wien eine Erhöhung des AMS-Wien-Budgets um 20 Mio. Euro.

2) 10 Prozent mehr Personal für das AMS Wien
Im Vergleich zu den anderen Bundesländern und dem Anteil der Arbeitslosigkeit hat das AMS Wien zu wenig Personal. 2003 waren für das AMS Wien nur 942 Planstellen genehmigt - das sind 23,3 Prozent aller AMS Planstellen - jedoch bei einem Wiener Anteil von 32,2 Prozent der Arbeitslosen. Im Durchschnitt hat das AMS Wien für ihre Kunden pro Termin durchschnittlich 5 Minuten Beratungszeit. Gegenüber den anderen Bundesländern wird Wien damit erheblich benachteiligt. Zum Vergleich: Das AMS Niederösterreich hat einen Anteil von 16,25 Prozent an allen AMS Planstellen bei einem Arbeitslosenanteil von 16,3 Prozent.

3) Endlich bundesländerübergreifende Kooperation realisieren
Die neun Arbeitsmarktservices der Bundesländer sind Bundesdienststellen. Wien fordert vom Bund, im Hinblick auf die Erweiterung der Europäischen Union und deren Auswirkungen auf die Ostregion, endlich die schon lange versprochenen Maßnahmen zur Optimierung der Zusammenarbeit der AMS Wien, Niederösterreich und Burgenland umzusetzen.

4) Verlängerung der JASG Lehrgänge von 10 auf 12 Monate
Die Anzahl der jährlichen JASG-Lehrplätze wird vom Bund zumeist erst im November beschlossen. Aufgrund der Erfordernisse des Bundesvergabegesetzes können damit manche Lehrgänge erst im Jänner starten. Wien fordert daher eine Beschlussfassung im Mai, um den Jugendlichen, die über den Sommer keine Lehrstelle gefunden haben, einen Start ihrer Lehrgangsausbildung Anfang September zu ermöglichen.

Zusätzlich fordert Wien eine Verlängerung der Lehrgänge von 10 auf 12 Monate, um denen, die auch nach einem Jahr keine Lehrstelle finden, eine durchgängige "Ersatzausbildung" zu ermöglichen.

5) Bund soll Zahl der eigenen Lehrlinge erhöhen
Die Stadt Wien als Arbeitgeber hat die Zahl der Lehrlinge im eigenen Bereich erhöht. Zurzeit werden fast 1.000 Lehrlinge bei der Stadt und den Betrieben der Stadt ausgebildet, pro Jahr sind das rund 270, die neu aufgenommen werden. Wien fordert vom Bund, ebenso in den Bundesdienststellen mehr Plätze zur Lehrausbildung zur Verfügung zu stellen.

6) Vorziehen von Bundesinvestitionen für Ostregion
Wien hat für das Budget 2004 eine Rekordinvestquote für das Bau- und Baunebengewerbe budgetiert. Insgesamt werden dafür 1,4 Mrd. Euro aufgewendet. Die Bundesregierung hat die Investitionen jedoch gekürzt. Wien fordert vom Bund ein Vorziehen der Investitionen im Infrastrukturbereich für die Ostregion.

Wiener Arbeitsmarktoffensive 2004: 7,5 Millionen Euro mehr Mittel für den WAFF
Schon im Dezember 2003 hat Finanz- und Wirtschaftsstadtrat Vizebürgermeister Dr. Sepp Rieder als Reaktion auf die Situation am Arbeitsmarkt den Wiener Arbeitsmarktgipfel durchgeführt. Zum Gipfel eingeladen war damals auch Bundesminister Dr. Martin Bartenstein. Die Stadt Wien und die Wiener Sozialpartner haben mit den Vertretern des Bundes (BMWA, Bundes-AMS) ein konkretes Maßnahmenpaket vereinbart. Am Freitag wurden im Vorstand des WAFF die Maßnahmen im Bereich der Stadt Wien beschlossen. Diese werden ab sofort umgesetzt.

Der WAFF erhält für 2004 um 7,5 Millionen Euro mehr Mittel für zusätzliche arbeitsmarktpolitische Maßnahmen, wobei folgende Schwerpunkte gesetzt werden.

I) Regionales Vermittlungsservice

II) Neue Maßnahmen für Lehrlinge

III) Einrichtung von Expertengruppen, wie zum Beispiel der Lehrlingssteuerungsgruppe oder der Expertengruppe EU

Erweiterung und Arbeitsmarkt.

I) Eine Million Euro für Regionales Vermittlungsservice
Das Regionale Vermittlungsservice des WAFF ist ein Service- Unternehmen, das neues Personal braucht. Die MitarbeiterInnen des RVS gehen direkt in die Unternehmen, ermitteln den Bedarf an neuen Arbeitskräften und erheben im Detail, welche Anforderungen an die neuen Mitarbeiter gestellt werden. Gemeinsam mit dem AMS-Wien werden aus dem Pool der arbeitslosen Wiener und Wienerinnen dann die am besten für die neuen Jobs geeigneten Mitarbeiter herausgefiltert.

Um möglichst nah bei Kunden - den Unternehmen und den Arbeitssuchenden - zu sein, gibt es zwei lokale RVS-Stützpunkte in Wien. Das Team Nord arbeitet für den 21. und 22. Bezirk und das Team Süd für die Bezirke 10, 11, 12, und 23. Auch Kunden in anderen Bezirken können die Dienstleistung in beiden RVS Stützpunkten in Anspruch nehmen, wenn über das Regionale Wirtschaftsservice (RWS) ein Unternehmen mit Personalbedarf an das RVS weiterverwiesen wird. Die beiden Stützpunkte des RVS nehmen ihre Arbeit in zwei Etappen auf. Das Team Nord nimmt die Arbeit Anfang März auf, Team Süd Anfang April. Das Pilotprojekt wird bis Juni 2005 laufen. Insgesamt investiert die Stadt Wien in das RVS 1 Million Euro für die geplante Laufzeit bis Juni 2005.

Das Regionale Vermittlungsservice wurde vom WAFF und dem AMS- Wien gemeinsam erarbeitet und wird in Zusammenarbeit beider Organisationen umgesetzt.

Jobsuchende, Unternehmen und Stadt profitieren
Die Vorteile des RVS liegen klar auf der Hand: Die Unternehmen müssen nicht mehr wie bisher zahllose Bewerbungsgespräche führen, sondern treffen ihre Wahl aus einer kleinen Anzahl von optimal qualifizierten Jobbewerbern. Da ausschließlich Arbeitskräfte mit Wohnsitz in Wien vermittelt werden, erhöhen sich die Chancen für die arbeitssuchenden WienerInnen.

Weiteres Plus: Das so genannte "Cluster Support Programm (CSP)" des WAFF wird als besonders hochwertige Vermittlungsdienstleistung voll in das RVS integriert. Damit hilft die Stadt Wien jenen Betrieben, die expandieren, bzw. sich in Wien neu ansiedeln wollen und dazu rasch und unbürokratisch eine größere Anzahl von Arbeitskräften benötigen. Mit dem CSP wurden zum Beispiel dem renommierten Chipserzeuger Kellys 90 Arbeitskräfte vermittelt. Außerdem bietet das RVS zusätzlich die Dienstleistungen der Personalvermittlung Flexwork an.

II) Zwei Millionen Euro zusätzlich für Jugendliche
Beim Arbeitsmarktgipfel im Dezember hat die Stadt Wien beschlossen, zusätzliche zwei Millionen Euro in die Schaffung von neuen Lehrlingsplätzen und die Qualifizierung von Jugendlichen zu investieren.

300 neue JASG-Lehrlingsplätze
Für die Aufstockung der Lehrgangsplätze im Rahmen der Maßnahmen nach dem Jugendausbildungssicherungsgesetz (JASG VI b) erhält das AMS Wien von der Stadt Wien zusätzliche Mittel in der Höhe von 1,77 Millionen Euro. Weitere 500.000 Euro stellt der WAFF aus Sondermitteln der Stadt Wien bereit. Mit diesen insgesamt 2,27 Millionen Euro werden 300 zusätzliche Lehrgangsplätze geschaffen. Insgesamt gibt es damit für 3.000 Lehrlinge ohne Lehrstelle solche Auffangplätze.

Drei neue Lehrstellenakquisiteure
Zur gezielten Akquisition von zusätzlichen neuen Lehrstellen in Wien und durch ein spezielles Vermittlungsprogramm zur Unterstützung lehrausbildender Betriebe wird der WAFF drei Lehrstellenakquisiteure einsetzen. Dafür wird aus den Sondermitteln ein Betrag in der Höhe von 165.000,- Euro eingesetzt. Weiters werden speziellen lehrausbildungsbezogenen Aktivitäten 100.000 Euro zu Gute kommen, wobei Netzwerkaktivitäten und Maßnahmen zur Verbesserung des Images der Lehrausbildung im Mittelpunkt stehen.

Qualifizierungsoffensive: Wiener Sondermittel für weitere 1.700 Jugendliche
Zusätzliche 1.235.000 Euro für die Qualifizierungsmaßnahme "Jobpower", die SÖB Arbeitskräfteüberlassung "Jobtransfer" des Berufsförderungsinstitutes BFI Wien und für die WAFF- Implacementstiftung für Jugendliche werden von der Stadt Wien zur Verfügung gestellt. Damit können zusätzlich 1.700 Jugendliche unter anderem im Rahmen der Initiative "Job 4 Youth" ausgebildet werden.

III) Gründung von Expertengruppen
Landessteuerungsgruppe für Lehrausbildung in Wien Die Erfahrung der letzten Jahre mit dem Anstieg der Lehrstellensuchenden in Wien, die keinen Lehrplatz finden, zeigt, dass landesspezifische Gegebenheiten alleine im Rahmen des derzeit geltenden JASG zu wenig berücksichtigt werden. Deshalb wird in Wien eine Steuerungsgruppe eingerichtet, die neue innovative Modelle zur Lehrausbildung unter Einbeziehung aller Institutionen und Experten (etwa im Berufsschul- und Bildungsbereich, der Wirtschaftsforschung, etc.) ausarbeiten und umsetzen soll, wie etwa ein freiwilliger Lehrlingsfonds, neue Lehrlingsstiftungen, neue Zertifizierungen. Weiters wird die Steuerungsgruppe Anregungen für neue Maßnahmen, die in Bundeskompetenz fallen, liefern. Dieser Gruppen werden unter Leitung des Vizebürgermeisters die Spitzen der Wiener Sozialpartner sowie Experten des WAFF, des AMS Wien und der relevanten Dienststellen der Stadt Wien angehören.

Expertengruppe zur Vorbereitung auf den Arbeitsmarkt nach EU Erweiterung
Der bevorstehende Beitritt der EU-Erweiterungsländer wird neue arbeitsmarktpolitische Herausforderungen bringen. Zwar wird es bis zur völligen Liberalisierung des Arbeitsmarktes entsprechende Übergangsfristen geben, doch die können nur genutzt werden, wenn Österreich bis spätestens zu Beginn des Jahres 2006 eine begründete Mitteilung über die Aufrechterhaltung der Zugangsregelungen für die Periode 2006 bis 2009 an die Europäische Kommission übermittelt. Umgekehrt können aber auch die neuen Mitgliedsstaaten "Überprüfungen" der jeweiligen Zugangsregulierungen fordern.

Schon jetzt muss damit begonnen werden, das zur Argumentation notwendige Material zu erarbeiten. Das geht nur auf Basis fundierter Evaluierungen der Situation am Arbeitsmarkt. Die Stadt Wien und der WAFF haben in dieser Hinsicht bereits die erste Initiative gestartet. Im Rahmen des Territorialen Beschäftigungspaktes soll eine gemeinsame Beschäftigungsstrategie der Städte Wien und Bratislawa formuliert werden. Schon im Februar findet dazu ein erster Workshop in Bratislawa statt . Parallel dazu startet Mitte März eine Expertengruppe von Wirtschaftsforschern, den Sozialpartnern und der Stadt Wien zu diesem Thema.

Expertengruppe für Wiener Ausbildungsoffensive
Gemeinsam mit WIFO, Synthesis und zusätzlichen Experten wurde eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die Lösungsvorschläge für arbeitsmarktrelevante Bildungsprobleme gemeinsam mit den Sozialpartnern ausarbeitet. Erste Ergebnisse werden Mitte April vorliegen.
     
zurück