Bonn (alphagalileo) - Viele menschliche Zelltypen können sich bewegen: Abwehrzellen jagen nach Infektionserregern,
um sie zu fressen und zu verdauen; bei der Wundheilung wandern Reparatur-Zellen zur verletzten Stelle und bilden
neue Gefäße. Krebszellen bewegen sich sogar, obwohl sie es gar nicht sollen, und können so fern
von ihrem Entstehungsort Metastasen bilden. Wie die Zellbewegung reguliert wird, ist noch weitgehend unbekannt;
modernste Mikroskopie-Methoden bringen aber zunehmend Licht ins Dunkel. In einem Workshop an der Universität
Bonn drehte sich am 5. und 6. Februar alles um das so genannte „Live Cell Imaging“. Mit dieser Methode lassen sich
beispielsweise mikroskopische Zeitraffer-Aufnahmen sich bewegender menschlicher Zellen anfertigen.
Hautzelle des Menschen, die auf einer Glasoberfläche gewandert ist. Rot gefärbt
sind Oberflächenproteine (Integrine), das Zell-"Skelett" aus stabilisierenden Proteinfasern leuchtet
grün.
Foto: Dr. Gregor Kirfel / Uni Bonn |
Beim Live Cell Imaging arbeiten die Zellbiologen mit modernen Lichtmikroskopen; die Präparate werden während
der Beobachtungsphase, die sich über Tage hinziehen kann, begast und temperiert. Ein Computer steuert in dieser
Zeit eine Digitalkamera, so dass sie in festen Intervallen ein Foto schießt. So ergibt sich ein Zeitrafferfilm,
in dem die Zellbewegung sichtbar wird.
„Gerade Säugerzellen brauchen streng definierte Bedingungen“, erklärt Dr. Gregor Kirfel vom Institut
für Zellbiologie. Menschliche Zellen beispielsweise sind wahre Mimosen: Sie fühlen sich bei exakt 37,2
Grad besonders wohl, mögen es nicht zu sauer, aber auch nicht zu basisch, und Kohlendioxid- und Sauerstoff-Gehalt
der Umgebungsluft müssen auch stimmen. „Ein halbes Grad Abweichung ist bei Humanzellen schon eine Katastrophe“,
so Kirfel; „dann geben sie nach wenigen Minuten den Geist auf.“
Die Bonner Zellbiologen verfügen über zwei Life Cell Imaging-Vorrichtungen; hochwertige Rasterelektronen-
und Laserscanning-Mikroskope komplettieren den Geräte-Pool. „Dank der Unterstützung durch die Universität,
Deutsche Forschungsgemeinschaft und das Land Nordrhein-Westfalen verfügen wir damit über eine Mikroskopie-Einrichtung,
die NRW-weit meines Wissens einmalig ist“, erklärt Institutsleiter Professor Dr. Volker Herzog nicht ohne
Stolz.
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