»Der Grund auf dem wir stehen«  

erstellt am
11. 02. 04

St. Pölten (diözese) - Oft scheint es heute so, dass die Kirche den Boden unter den Füßen verliert, dass ihre Fundamente zerbröseln. Die Sorge ist berechtigt, aber schon genau so alt wie die Kirche selbst. Paulus mahnt bereits die Gemeinde von Korinth, dass das Evangelium der Grund ist, auf dem die Gläubigen stehen, dass es die Botschaft ist, die den Menschen rettet. Daher muss das Zentrum aller christlichen Verkündigung immer die Auferstehung Christi sein.

Die Bekehrung des Paulus ist etwa für die Zeit 30-32 einzuordnen. Um das Jahr 50 entstand die Gemeinde in Korinth, bei deren Organisation und Aufbau Paulus entscheidend mitgewirkt hat. Im Sommer 51 verlässt Paulus Korinth – und bald stellen sich Missstände und Probleme ein: Streitigkeiten zwischen Judenchristen und Heidenchristen, zwischen arm und reich treten auf, Missstände beim Gottesdienst werden erkannt und vor allem wird die Meinung laut, Paulus sei nicht rechtens Apostel und die Auferstehung könne es gar nicht gegeben haben. Diese Vorwürfe machen ihm zu schaffen und spiegeln sich wider in dem Brief, den er ca. 54/55 aus Ephesus nach Korinth geschrieben hat und aus dem am Sonntag, 8. Februar ein Abschnitt als zweite Lesung verkündigt wird.

Halt für Gegenwart und Zukunft
Paulus weist hin auf eine wohl in der jungen Gemeinde bestehende Glaubensformel, die er "Evangelium" nennt. Diese Glaubensformel ist nicht nur inhaltlich, sondern sogar wörtlich festzuhalten. Der Glaube an die Auferstehung ist der Grund, auf dem Verkündigung und Leben stehen, Halt für Gegenwart und Zukunft.

Ältestes Schriftzeugnis der Auferstehung Jesu
Abschnitt des 1. Korintherbriefes ist das älteste Schriftzeugnis über die Auferstehung Jesu (um 55/57 n. Chr.) und ist damit älter als die Auferstehungsberichte der Evangelien. Das Zentrum bildet die Bekenntnisformel des Paulus, die er vermutlich selber aus früherer Tradition übernommen hat und in Botschaft von Tod und Auferstehung Jesu zusammengefasst hat . Paulus selbst hat in seinem Damaskuserlebnis Jesus als den Lebenden erfahren (Apg 9,4). Paulus betont, dass er keine neue Botschaft verkündet, dann finden wir hier eins der ältesten schriftlichen Zeugnisse des vorhandenen Osterglaubens, der sich wörtlich ausgeformt hat. Diese Formel hat Paulus "empfangen" – das verweist auf eine verlässliche Überlieferungskette.

Bleibende Aktualität
Die Zustände in Korinth ähneln stark auch den Zuständen in unseren Gemeinden. Streitigkeiten und Missstände untergraben das Fundament der Communio und drängen die Frohe Botschaft und damit Jesus selbst an den Rand. Die Rückbesinnung auf das Evangelium als die Richtschnur unseres Handelns ist immer notwendig. Der Brief des Paulus an die Korinther ist uns gleichzeitig Mahnung uns Trost, dass auch schon die Apostel mit derartigen Problemen zu kämpfen hatten.

1 Kor 15, 1-11
„Ich erinnere euch, Brüder, an das Evangelium, das ich euch verkündet habe. Ihr habt es angenommen; es ist der Grund, auf dem ihr steht.
Durch dieses Evangelium werdet ihr gerettet, wenn ihr an dem Wortlaut festhaltet, den ich euch verkündet habe. Oder habt ihr den Glauben vielleicht unüberlegt angenommen?
Denn vor allem habe ich euch überliefert, was auch ich empfangen habe: Christus ist für unsere Sünden gestorben, gemäß der Schrift, und ist begraben worden. Er ist am dritten Tag auferweckt worden, gemäß der Schrift, und erschien dem Kephas, dann den Zwölf. Danach erschien er mehr als fünfhundert Brüdern zugleich; die meisten von ihnen sind noch am Leben, einige sind entschlafen. Danach erschien er dem Jakobus, dann allen Aposteln. Als letztem von allen erschien er auch mir, dem Unerwarteten, der „Missgeburt“. Denn ich bin der geringste von den Aposteln; ich bin nicht wert, Apostel genannt zu werden, weil ich die Kirche Gottes verfolgt habe.

Doch durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin, und sein gnädiges Handeln an mir ist nicht ohne Wirkung geblieben. Mehr als sie alle habe ich mich abgemüht - nicht ich, sondern die Gnade Gottes zusammen mit mir. Ob nun ich verkündige oder die anderen: das ist unsere Botschaft, und das ist der Glaube, den ihr angenommen habt.“
     
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