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Finanzpolitik / Steuerreform |
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erstellt am
10. 02. 04
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Bures
kritisiert »Rückschritt in vordemokratische Almosenpolitik«
Zu Bartenstein: »Zumindest erster Erfolg« - aber Einmalzahlungen sind nur »kosmetische
Kurzzeitlösung«
Wien (sk) - SPÖ-Bundesgeschäftsführerin Doris Bures kritisiert die in Salzburg und Kärnten
gestartete Barauszahlung der Pensionsdifferenz als "Rückschritt in eine vordemokratische Almosenpolitik".
Ältere Menschen würden zu Bittgängern degradiert, anstatt ihnen ein Recht auf faire Pensionen gesetzlich
zuzusichern. Bures kritisiert, dass sich die Landeshauptmänner Haider und Schausberger "wie Fürsten
hinsetzen und die Pensionisten zur Geldverteilung vorführen anstatt faire Pensionen per Gesetz sicherzustellen".
Die Aussagen von Wirtschafts- minister Bartenstein in der ORF-"Pressestunde" (08. 02.)
wertet die SPÖ-Bundesgeschäfts- führerin als "zumindest ersten Erfolg"; die ÖVP lenke
nun aufgrund des öffentlichen Drucks in Teilbereichen ein. "Aber: Einmalzahlungen sind nur eine kosmetische
Kurzzeitlösung" und kein Rechtsanspruch, räumte Bures ein, "Auszahlungen aus dem Härtefonds
sind keine Maßnahme in Richtung eines fairen Pensionssystems".
In der morgigen Sondersitzung werde die SPÖ einen Antrag auf Wertausgleich für alle Pensionen in der
Höhe von 0,8 Prozent einbringen - "damit die Kaufkraft der Pensionisten erhalten bleibt und alte Menschen
nicht in die Armut getrieben werden". Bures zeigte sich "gespannt" über das Abstimmungsverhalten
jener Abgeordneten, die bereits Fehler eingestanden und die "katastrophalen Auswirkungen" dessen, was
sie im Nationalrat beschlossen haben, eingesehen haben. "Die Zeit der leeren Versprechen muss vorbei sein",
so Bures weiter, die einzig faire und gerechte Maßnahme wäre nun ein Wertausgleich für alle Pensionen
in der Höhe von 0,8 Prozent.
Mittlerweile würden sich aber bereits "erste Fluchtmanöver" abzeichnen, verweist Bures auf
ÖVP-Abgeordnete Scheucher, die nach jüngsten Aussagen nicht an der Sondersitzung teilnehmen werde, weil
sie in Zagreb sei. Bures erinnerte Scheucher daran, dass sie sich für eine Korrektur der falschen Entscheidung
ausgesprochen habe; "auch Scheucher ist herzlich eingeladen, dem SPÖ-Antrag zuzustimmen und nicht ein
Fluchtmanöver einzuschlagen".
Was die Finanzierung des 0,8 prozentigen Wertausgleichs betrifft (Kosten: rund 230 Mio. Euro), verwies Bures auf
die Beratungs- und Werbekosten der Regierung, die sich jährlich auf 100 Millionen Euro belaufen. Die Regierung
solle bei sich ein bisschen sparen, damit die Senioren zu ihrem Recht kommen.
Im Rahmen der Pressekonferenz erinnerte Bures außerdem an die Versprechen von Kanzler Schüssel und der
Regierung. Vor vier Wochen habe Schüssel in ganzseitigen Zeitungsinseraten "Pensionserhöhungen"
verkündet; im Mai 2003 versicherte Schüssel in der "Pressestunde", dass es "keinen Eingriff
in bestehende Pensionen" geben werde, im Juni versicherte er dann, dass die Pensionen "natürlich
auch weiter steigen werden". Und schließlich habe Schüssel gemeinsam mit Nationalratspräsident
Khol und den Obmann des ÖVP-Seniorenbundes Knafl im Nationalratswahlkampf ein "Bündnis für
Österreichs Senioren" abgeschlossen, darin enthalten: die "Werterhaltung und Wohlstandssicherung
der Pensionisten".
Vor diesem Hintergrund sei die Empörung der Pensionisten verständlich, so Bures, denn "entgegen
allen Versprechungen des Bundeskanzlers und der Regierung gibt es eine massive Wertminderung. Eine reale Pensionskürzung
bedeutet einen Eingriff in bestehende Pensionen". Bures sprach in diesem Zusammenhang von einem "sozialpolitischen
Skandal".
Kanzler Schüssel agiere "bekannt kaltschnäuzig und arrogant" und scheue nicht davor zurück,
die ältere Bevölkerung als Verursacher der hohen Gesundheitskosten hinzustellen. Der selben Logik folge
auch ÖVP-Sozialsprecher Tancsits mit seinen "direkten und indirekten Drohungen". Tancsits hatte
als Alternative zur Erhöhung der Krankenversicherungsbeiträge die "Entsorgung Älterer auf Euthanasiewegen"
genannt. Diese Äußerung ist aus der Sicht von Bures "skandalös, menschenverachtend und unerträglich".
Bures kritisierte weiters, dass auch im Zuge der Steuerreform die Durchschnittsverdiener sowie Klein- und Mittelbetriebe
"durch die Finger schauen", während Wirtschaftsminister Bartenstein (jährlich 1,25 Mio. Euro)
und der dritte Nationalratspräsident Prinzhorn (jährlich 2,4 Mio. Euro) mit ihren Unternehmen zu den
wenigen Gewinnern der Steuerreform zählen.
Bures bekräftigte in der Pressekonferenz außerdem die Rücktrittsaufforderung an Finanzminister
Grasser. Sie verwies auf die jüngsten Aussagen von Rechnungshofpräsident Fiedler, der in der Offenlegung
nur einen Teilschritt sieht. Grasser habe im Kleinen Untersuchungsausschuss die Abgeordneten ständig mit unterschiedlichen
Aussagen konfrontiert und sei fahrlässig mit Geldern umgegangen, sagte Bures, die die Kosten für die
240.000-Euro-Homepage massiv in Frage stellt. Die Aufgabe der Opposition werde es weiterhin sein, aufzuzeigen,
dass "der Finanzminister Österreich mit einem Selbstbedienungsladen verwechselt".
Bures zeigte sich schließlich erfreut, dass Wirtschaftsminister Bartenstein in der gestrigen "Pressestunde"
den Vorschlag von SPÖ-Vorsitzendem Alfred Gusenbauer von vor zwei Jahren über die Einführung von
Dienstleistungsschecks aufgegriffen hat. Dabei gehe es vor allem um die sozialrechtliche Absicherung von Beschäftigten,
verwies Bures auf das Wiener Projekt "Homeservice." |
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Lopatka: Scheinheiliges SPÖ-Wahlmanöver kann Wähler nicht täuschen
Moderate Anhebung der Krankenversicherungsbeiträge absolut notwendig
Wien (övp-pk) - SPÖ-Bundesgeschäftsführerin Bures sei daran erinnert, dass es
"Alfred Gusenbauer war, der einen Eingriff in bestehende Pensionen nachdrücklich gefordert hat",
so ÖVP-Generalsekretär Abg.z.NR Dr. Reinhold Lopatka am Montag (09. 02.).
Somit sei ein "sozialpolitischer Skandal" niemand anderem als ihrem Chef selbst vorzuwerfen. In der laufenden
Pensionsdebatte ginge es schließlich weder um Pensionskürzungen noch um Eingriffe in bestehende Pensionen.
Einmal mehr verwies Lopatka in diesem Zusammenhang auf die stark ansteigenden Kosten im Gesundheitssystem. "Die
moderate Anhebung der Krankenversicherungsbeiträge ist eine absolute Notwendigkeit, wenn man verantwortungsvolle
Maßnahmen für die Zukunft setzen will", so Lopatka.
Zudem scheine Bures die Anhebung der Krankenversicherungs- beiträge für Pensionisten am 1. August 1996
bereits vergessen zu haben. Scheinheilig werde jetzt ein Wertausgleich gefordert, während es im Jahr 1997
keine Pensionserhöhung, keine Pensionsanpassung und keinen Inflationsausgleich gegeben habe. "Die Österreicherinnen
und Österreicher lassen sich durch das SPÖ-Wahlmanöver nicht täuschen", so der Generalsekretär.
Das Gedächtnis der Wähler habe schließlich ein längeres Erinnerungsvermögen als jenes
der SPÖ.
Eine Fortsetzung fanden auch die klassenkämpferischen Töne der SPÖ in Bezug auf die Steuerreform.
"Es scheint, als wollen es die Sozialdemokraten nicht wahrhaben, dass nicht nur die Kapitalgesellschaften
von der Steuerreform profitieren", so Lopatka. Schließlich profitieren auch Zwei-Drittel aller Unternehmen
von der Halbierung des Steuersatzes für nicht entnommene Gewinne, was jedenfalls den Arbeitnehmern zu Gute
komme. |
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Haubner/Bleckmann: Bartenstein übernimmt freiheitliche Forderung
Wien (fpd) - Die geschäftsführende freiheitliche Bundesparteiobfrau Ursula Haubner und
FPÖ-Generalsekretärin Magda Bleckmann begrüßten den Vorstoß von Wirtschaftsminister
Martin Bartenstein am Sonntag (08. 02.) einen Dienstleistungsscheck einzuführen.
Der Herr Bundesminister habe damit eine uralte freiheitliche Forderung übernommen, so die beiden FPÖ-Frontfrauen.
"Die FPÖ hat schon 1997 die Einführung des Dienstleistungsschecks gefordert, um damit Schwarzarbeit
zu bekämpfen und Familien zu stärken", betonte Bleckmann. Haubner ergänzte: "Wir Freiheitliche
sind gerne bereit, mit dem Koalitionspartner über eine gerechte, soziale und menschliche Lösung zu verhandeln."
"Wir geben vielen Menschen und hier besonders Frauen, damit die Möglichkeit aus der Unsicherheit der
Schattenwirtschaft in eine versicherte Zukunft überzuwechseln" so Haubner und Bleckmann abschließend.
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Pensions-Minus durch Auszahlung des Absetzbetrages bei Niedrigst-Pensionen ausgleichen
Kogler fordert Nachverhandlungen zur Steuerreform
Wien (grüne) - Das Pensions-Minus sollte durch Maßnahmen im Zuge der Steuerreform ausgeglichen
werden. Deshalb müsse es Nachverhandlungen über das von Regierung vorgelegte Steuerreform-Konzept geben,
forderte der Budgetsprecher der Grünen Werner Kogler in einer Pressekonferenz. So regte er an, den PensionistInnen,
die unter der Steuergrenze liegen, den PensionistInnenabsetzbetrag - als Negativ-Steuer - auszuzahlen.
Die Steuerreform wäre ein geeignetes "Vehikel", um die Netto-Pensionsverluste zu korrigieren, die
durch die höheren Krankenversicherungsbeiträge entstanden sind, so Kogler. Nachverhandelt werden sollte
im Parlament. Die Steuer-Maßnahmen zum Ausgleich des Pensions-Minus sollten rückwirkend gelten, sodass
schon die heurigen Verluste abgegolten werden.
Scharf kritisierte Kogler die Ankündigungen der LH Jörg Haider (Kärnten) und Franz Schausberger
(Salzburg), den PensionistInnen die Verluste mit Landesmitteln auszugleichen. "Wahlkampf-Gags en masse"
bekomme man jetzt zu hören und "blanken Populismus", wenn z.B. der Dritte Nationalratspräsident
Thomas Prinzhorn nun sage, der "unerträgliche Fehler" müsse korrigiert werden. "Fortgesetzte
Kleiner-Mann-Verhöhnung" geschehe hier. ExpertInnen, die Grünen, auch die SPÖ hätten schon
vor dem Beschluss des Budgetbegleit- gesetzes vor den Folgen gewarnt, ÖVP und FPÖ hätten es aber
trotzdem beschlossen. |
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