Kapitalaufbringung größtes Problem der jungen Firmen – Frauen auf dem Vormarsch
Wien (pwk) - Im vergangenen Jahr sind in Österreich insgesamt 30.300 Unternehmen gegründet
worden. Rund 28.000 davon sind "nachhaltige Gründungen" mit mehr als sechs Monaten Lebensdauer,
die etwa nicht gleich wieder ruhend gemeldet worden sind. "Damit haben wir mit einem Plus von 9,7 Prozent
gegenüber dem Vorjahr in einer konjunkturell schwierigen Zeit unser selbst gestecktes Ziel erreicht",
unterstreicht der Präsident der WKÖ, Christoph Leitl. Mit dem neuen Gründerrekord im vergangenen
Jahr ist erst die Hälfte des Wegs zurückgelegt. Österreich sei nun im europäischen Mittelfeld
angelangt - mit den entsprechenden Rahmenbedingungen und bei guter Konjunktur könne das Land in Sachen Neugründungen
auch an die europäische Spitze rücken.
Umgerechnet auf ein Kalenderjahr sind damit im Vorjahr 77 Unternehmen pro Tag geschaffen worden, während durch
Insolvenzen 15 verloren gingen. Da jeder Neugründer im Schnitt zwei Arbeitsplätze schafft, sind damit
2003 im Schnitt 92 Arbeitsplätze pro Tag oder rund 33.000 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen worden.
Die meisten Jobs entstehen in Wien und Niederösterreich, gefolgt von Oberösterreich und der Steiermark.
33,1 Prozent der jungen Betriebe sind dabei im Handel, 26,6 Prozent in Handwerk und Gewerbe sowie 24 Prozent im
Bereich Information und Consulting entstanden.
Trotz der Anfang 2004 in Kraft getretenen steuerlichen Entlastungen für Gewinne, die im Unternehmen bleiben,
ist die Kapitalausstattung nach wie vor das wohl schwierigste Problem, dem sich die Gründer gegenüber
sehen, betont Peter Lehner, Bundesvorsitzender der Jungen Wirtschaft. "Die Bereitschaft der Banken, mit einer
Kreditvergabe ein Risiko einzugehen, war früher größer." Umso wichtiger seien die Aufbringung
von Eigenkapital bzw. die Absicherung von Fremdkapital durch Garanten wie die staatliche Förderstelle AWS.
Die Streichung der Kreditgebühr sowie die Abschaffung der Mindest-Körperschaftssteuer, die jedes KöSt-pflichtige
Unternehmen unabhängig von seiner Gewinnsituation im voraus leisten muss, stehen auch auf der Forderungsliste
der Jungen Wirtschaft.
Erfreut zeigt sich der WKÖ-Präsident darüber, dass 37 Prozent der Neugründer weiblich sind
und insgesamt erstmals mehr als 30 Prozent der heimischen Unternehmer Frauen sind. "Für uns ist das ein
All-Time-High", so Leitl, der darauf verwies, dass im Europa-Vergleich (18 Prozent Unternehmerinnen) Österreich
doppelt so gut sei wie der Rest Europas. "Zufrieden" könne man aber erst dann sein, wenn tatsächlich
die Hälfte der Unternehmer Frauen sind, unterstrich der WKÖ-Präsident.
Für das Jahr 2004 stehen Jungunternehmern jedenfalls eine Reihe von neuen Tools zur Verfügung: Hilfe
für Einsteiger leistet die Förderstelle Austria Wirtschaftsservice-Gesellschaft (AWS) mit dem "Double
Equity"-Garantiefonds. Garantiert wird ein Betrag der bis zur Höhe des Eigenkapitals gehen kann, die
Höchstgrenze ist 1 Mio. Euro. Der "Nachfolgebonus" wiederum soll die Übergabe bestehender Firmen
erleichtern. Gefördert wird dabei mit einem Bonus von 14 Prozent das Ansparen von Eigenkapital. Unterstützung
verspricht auch eine neue Planungssoftware, die gratis vom Internet heruntergeladen werden kann: "Plan4you
easy" soll die Finanzplanung erleichtern und Investoren und Förderstellen eine fundierte Entscheidungsbasis
bieten. |