Europas Konsumenten wollen wissen, was sie essen  

erstellt am
24. 02. 04

Fischler an USA: An Gentech-Kennzeichnungspflicht wird nicht gerüttelt
Washington (aiz.info) - An der Kennzeichnungspflicht der EU für gentechnisch veränderte Lebensmittel werde nicht gerüttelt, betonte EU-Kommissar Franz Fischler bei einem Besuch in den USA. "Europäische Konsumenten wollen wissen was sie essen", verteidigte er bei einer Pressekonferenz in Washington die vergangenes Jahr beschlossene Gentech-Kennzeichnung, die im April in Kraft tritt. Die EU sehe die Kennzeichnung nicht als Warnung, sondern als Information, um dem Konsumenten Wahlfreiheit zu ermöglichen. In den USA, dem weltgrößten Produzenten von gentechnisch veränderten Lebensmitteln, müssen diese hingegen nach der Zulassung im Handel nicht extra gekennzeichnet werden.

"Die EU-Kommission sagt ja nicht, dass gentechnisch veränderte Produkte schlecht oder unsicher sind", erläuterte Fischler laut Nachrichtenagentur AFP. Millionen Tonnen von Gentech-Mais und Soja würden bereits in der EU verkauft, aber nur durch die Kennzeichnung könnten die Konsumenten eine echte Wahl treffen. "Wer versucht Gentech-Lebensmittel durch die Hintertür hereinzubringen, wird sich selbst schädigen", richtete Fischler eine indirekte Warnung an jene Gruppen in den USA, die die Kennzeichnungspflicht als Wettbewerbsverzerrung sehen und bekämpfen wollen. Die europäischen Konsumenten würden selbst entscheiden wollen.

Kennzeichnungspflicht hält auch in der WTO
"Die USA lieben die Kennzeichnungspflicht nicht", räumte Fischler ein. Doch auch in der Welthandelsorganisation WTO könne die EU damit bestehen, zeigte sich der EU-Kommissar überzeugt. Der unterschiedliche Umgang mit gentechnisch veränderten Lebensmitteln hat bekanntlich zwischen der EU und den USA zu einem Handelskonflikt geführt. Die EU hatte im Oktober 1998 quasi einen Zulassungsstopp verhängt. Die USA, weltweit führend beim Anbau genveränderter Pflanzen, hatten im vergangenen Mai dagegen bei der Welthandelsorganisation (WTO) in Genf geklagt.

Weiteres Gesprächsthema des Agrar- und Fischereikommissars in den USA waren die stockenden WTO-Verhandlungen, wobei Fischler die USA und andere Industriestaaten zum Abbau von Exportsubventionen und zur Öffnung des Marktes für Produkte aus den ärmsten Entwicklungsländern nach dem Vorbild der EU drängte. Auf bilateraler Ebene erörterte der EU-Kommissar ein geplantes Weinabkommen, in dem der Begriff "Wein" und der Alkoholgehalt definiert werden soll, und ein Abkommen zu Bio-Lebensmitteln. Wenn der politische Wille vorhanden sei, könne ein Weinabkommen noch vor dem Sommer abgeschlossen werden, hofft Fischler.

Bei seinem zweitägigen Besuch in Washington führte er Gespräche mit US-Landwirtschaftsministerin Ann Veneman, US-Wirtschaftsstaatssekretär Alan Larson, dem stellvertretenden US-Handelsbeauftragten (USTR) Peter Allgeier sowie mit Exekutivdirektoren der Weltbank. Bei zwei Vorträgen über die Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik und die WTO erörterte er die aktuellen Probleme bei der geplanten weiteren Liberalisierung.

UN-Vertreter beraten in Kuala Lumpur über Bio-Sicherheit
Um das Thema Gentechnik geht es auch in einer am Montag in Brüssel und Kuala Lumpur veröffentlichten Studie der Organisation Friends of the Earth. Gentechnisch veränderte Pflanzen böten Verbrauchern und Landwirten bis heute keine Sicherheit, heißt es in der Studie, in der Bilanz nach zehn Jahren Genfood im Handel gezogen wird. Mögliche Gesundheitsrisiken wie Allergien seien nur unzureichend erforscht. Darüber hinaus habe die Produktion von Genfood neue Umweltprobleme verursacht, etwa die Verunreinigung herkömmlich angebauter Pflanzen mit Genpollen. Erforderlich seien daher klare internationale Haftungsregeln. In Kuala Lumpur beraten derzeit Vertreter der UNO über die Sicherheit und Kennzeichnung gentechnisch veränderter Lebensmittel. "Die vergangenen zehn Jahre haben gezeigt, dass Genpflanzen entgegen der Beteuerungen der Biotech-Konzerne weder billiger noch höherwertiger sind", erklärte Umweltschützer Juan Lopez zum Auftakt des Treffens.
     
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