Führungen + Vorträge zu Schiele/Janssen März 2004  

erstellt am
08. 03. 04

Reden über den Tod und der Umgang mit den Toten Bestattungsrituale im kulturhistorischen Vergleich
Wien (leopolsmuseum) - Der Tod ist ein widerspenstiges Thema. Theorien scheitern an einer Erkenntnisgrenze, die sich daraus ergibt, daß ein wissenschaftlicher Blick auf Sterben und Tod nur aus einer externen Perspektive möglich ist. Der Tod ist nur von außen bekannt, er gestattet keine hermeneutische Annäherung und keine teilnehmende Beobachtung. Auf diese Schwierigkeit antworten verschiedene methodische Strategien. So wird der Tod gelegentlich als anthropologische Konstante erklärt, dann wieder als historische Variable schlechthin. Worin besteht jedoch die Gemeinsamkeit aller Todesfälle? Sie ergibt sich schlicht daraus, daß ein Lebewesen nicht einfach verschwindet, wenn es stirbt, sondern materiell bleibt (als Leichnam); sie ergibt sich ferner daraus, daß dieses Bleibende nicht dauert, sondern eine Reihe von Veränderungsprozessen durchläuft, die passiv registriert und betrauert, aber auch aktiv gestaltet werden können. Diese Faktizität bildet keine anthropologische, sondern eine materielle Voraussetzung. Ein Lebewesen kann sich von der einzig möglichen Erfahrung des Todes, die ihm zugänglich ist, abwenden, oder sie praktisch, beispielsweise durch technische Maßnahmen wie Mumifizierung oder Skelettierung, beeinflussen. Es kann die materiellen Veränderungsprozesse symbolisch inszenieren, etwa als Trauerzeit oder als Reise des Toten in eine andere Welt. Und es kann diese Techniken, symbolischen Praktiken, Rituale und induzierten Gefühle projizieren auf das unbekannte und ungreifbare Schicksal des Toten selbst.


Führungen an jedem Sonntag und Feiertag um 15 Uhr >
Themenführungen an jedem 2. Sonntag im Monat um 15 Uhr:
14. März 2004, 15 Uhr: "Ohne die richtige Frau geht es nicht." Petra Unger, Kunstvermittlerin

Vortrag am 18. März 2004, 18 Uhr, Univ. Prof. Dr. Thomas Macho, Philosoph, Humboldt Universität, Berlin: "Metaphern des Todes, Bilder der Lust. Zum Gewinn der Distanzierung."

Informationen: http://www.leopoldmuseum.org
     
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