Auf starkes 1.Quartal wird eine Abschwächung im 2.Quartal folgen – Industrie spürt den
Druck zur Produktivitätssteigerung – Euro könnte zur Belastung werden
Wien (ba-ca) - Der BA-CA Einkaufsmanagerindex weist für den Februar einen Wert von 54,4 aus.
Damit liegt er unter den Werten der letzten beiden Monate. "Die Industrie rechnet weiterhin mit zunehmender
Produktion - sonst läge der Wert unter 50. Das Wachstumstempo geht jedoch zurück", fasst Stefan
Bruckbauer von der Bank Austria Creditanstalt (BA-CA) die aktuelle Befragung zusammen. Trotz des Rückgangs
des BA-CA EMI im Februar lässt der Wert von 54,4 eine relativ dynamische Industrieproduktion im ersten Quartal
erwarten. "Wir rechnen sowohl gegenüber dem Vorjahr als auch gegenüber dem vierten Quartal 2003
mit einer recht robusten Industriekonjunktur" meint Marianne Kager, Chefvolkswirt der BA-CA.
Die BA-CA Ökonomen gehen davon aus, dass die derzeit weltweit vorherrschende Angst, der Aufschwung könnte
bereits vorbei sein, unbegründet ist. "Es ist nicht unüblich, dass zu Beginn des Aufschwungs nach
einer relativ starken Erholung der Stimmungsindikatoren wieder eine Phase der Korrektur eintritt", so Kager.
Zusätzlich verhindert auch der starke Euro, die anhaltende Skepsis der Konsumenten und die Diskussion um die
strukturellen Schwächen der europäischen Wirtschaft eine weitere Beschleunigung in der Erholung. Daher
gehen die Ökonomen der BA-CA auch davon aus, dass die Dynamik der Erholung der Industrieproduktion nach dem
ersten Quartal zurückgehen wird: Die Wachstumsraten werden gegenüber dem Vorquartal zwar sinken, trotzdem
aber positiv bleiben.
Weiterhin profitiert die österreichische Industrie von der weltwirtschaftlichen Erholung mehr als von der
Erholung in Österreich. "Die Auftragszuwächse aus dem Ausland werden im Februar nochmals optimistischer
gesehen als im Jänner - und das trotz des starken Euro", analysiert Bruckbauer. "Dies gilt nach
Meinung einiger Firmen sogar für die Aufträge aus den USA". Die Inlandsaufträge steigen zwar
ebenfalls weiter relativ stark, ihre Wachstumsrate hat jedoch leicht abgenommen. Insgesamt ist die Industrie mit
dem Auftragsbestand weiter zufrieden, wenn auch weniger als noch im Jänner.
Trotz der positiven Auftragssituation bleiben die Unternehmen angesichts der anhaltend starken Konkurrenzsituation
und einer gewissen Skepsis über die Dauer der Erholung vorsichtig. In dieses Bild passt auch die Tatsache,
dass die Industrie ihre Produktions-kapazitäten nach wie vor nicht spürbar erhöht. Unterstützt
wird dieses Bild auch dadurch, dass die Einkaufsmanager trotz der steigenden Einkaufspreise weiterhin keine steigenden
Verkaufspreise melden. Damit erhöht sich der Druck zur Produktivitätssteigerung.
Insgesamt bestätigt der EMI im Februar erneut das von den Ökonomen der BA-CA erwartete Konjunkturbild
für Österreich im heurigen Jahr. Nach einem relativ starken ersten Quartal, gerechnet im Vergleich zum
Vorquartal, wird die wirtschaftliche Dynamik im weiteren Jahresverlauf zurückgehen: Die Wirtschaft wird weiter
wachsen, wenn auch gedämpft.
Trotzdem warnen die Ökonomen der BA-CA vor einer weiteren starken Aufwertung des Euro. "Zwar gibt es
keine Zeichen für ein Ende der Erholung. Trotzdem gilt: Der Aufschwung ist zu wenig robust, als dass er einen
starken Schock in Form einer deutlichen Euroaufwertung vertragen könnte", so Bruckbauer. Bisher konnte
der starke Euro zu Lasten der Gewinne der Exportindustrie abgefangen werden. Dies reduziert jedoch mittelfristig
die Investitionsnachfrage. Damit könnte nach Meinung der BA-CA Ökonomen ein noch weiter steigender Euro
zur ernsten Gefahr für die Erholung der europäischen Wirtschaft werden. |