Paris (esa) - Das wissenschaftliche Arbeitsteam für Rosetta hat am Donnerstag (11. 03.)
endgültig beschlossen, welche Asteroiden Rosetta während ihres Flugs zum Kometen 67P/Tschurjumow-Gerasimenko
genauer unter die Lupe nehmen soll. Die beiden Zielobjekte, Steins und Lutetia, liegen im Asteroidengürtel
zwischen den Umlaufbahnen von Mars und Jupiter.
Die Möglichkeit, einen oder mehrere Asteroiden aus der Nähe zu untersuchen, gehört seit Beginn zu
den wissenschaftlichen Zielen von Rosetta. Die Missionsleiter der ESA konnten jedoch erst nach dem Start der Sonde
und ihrer Einbringung in die interplanetare Umlaufbahn abschätzen, wieviel Treibstoff tatsächlich für
solche Vorbeiflüge zur Verfügung steht. Anhand der vom Europäischen Raumflugkontrollzentrum (ESOC)
in Darmstadt übermittelten Angaben konnte das wissenschaftliche Arbeitsteam für Rosetta nun ein Asteroidenpaar
auswählen, das zum einen wissenschaftlich hochinteressant ist und zum anderen mit dem verfügbaren Treibstoffvorrat
problemlos angeflogen werden kann.
Möglich wurde die Auswahl dieser beiden Asteroiden durch die hohe Präzision, mit der die Ariane-5 die
Sonde auf ihre Umlaufbahn befördert hat. Diese Präzision garantiert auch, daß für das Hauptziel
der Mission, das Umkreisen des Kometen Tschurjumow-Gerasimenko über einen Zeitraum von 17 Monaten nach dem
Rendezvous im Jahr 2014, genügend Treibstoff zur Verfügung steht.
Asteroiden sind primitive Bausteine des Sonnensystems aus der Zeit seiner Entstehung vor rund 4,6 Milliarden Jahren.
Bisher konnten nur wenige von ihnen aus der Nähe beobachtet werden. Sie unterscheiden sich sowohl in ihrer
Form und Größe - manche haben nur einige wenige, andere über 100 km Durchmesser - als auch in ihrer
Zusammensetzung.
Die für Rosetta ausgewählten Zielasteroiden, Steins und Lutetia, haben recht unterschiedliche Eigenschaften.
Steins, mit seinem Durchmesser von nur wenigen Kilometern ein vergleichsweise kleines Objekt, soll von Rosetta
am 8. September 2008 aus etwa 1 700 km Entfernung begutachtet werden. Diese „Begegnung“ wird bei der relativ geringen
Geschwindigkeit von etwa 9 km/s während Rosettas erstem Ausflug in den Asteroidengürtel stattfinden.
Der zweite Asteroid, Lutetia, ist weit größer: Er hat einen Durchmesser von rund 100 km. Ihn wird Rosetta
am 10. Juli 2010 während ihres zweiten Flugs durch den Asteroidengürtel mit einer Vorbeifluggeschwindigkeit
von 15 km/s aus rund 3 000 km Entfernung beobachten.
Die Sonde dürfte bei ihren Vorbeiflügen an diesen Urzeit-Felsen spektakuläre Bilder aufnehmen. Ihre
Bordinstrumente werden Aufschluß über Masse und Dichte der beiden Asteroiden geben und uns somit mehr
über ihre Zusammensetzung verraten. Rosetta soll außerdem die Temperatur unter ihrer Oberfläche
messen und nach Gas und Staub in ihrer Umgebung Ausschau halten.
Rosettas Reise begann vor gut einer Woche, am 2. März, und verläuft nach Plan, wie auch die mittlerweile
eingeleitete Inbetriebnahme der Bordinstrumente.
„Kometen und Asteroiden sind die Bausteine unserer Erde und der anderen Planeten des Sonnensystems. Rosetta wird
die bisher gründlichste Untersuchung von dreien dieser Objekte anstellen“, sagte Prof. David Southwood, der
Wissenschaftsdirektor der ESA. „Die Sonde wird während ihrer 12jährigen Reise eine ganze Reihe von Herausforderungen
bewältigen müssen, aber die wissenschaftlichen Einblicke in die Ursprünge des Sonnensystems und
möglicherweise des Lebens, die sie uns ermöglichen wird, machen die Sache mehr als lohnend.“ |