Rosetta soll an zwei Asteroiden vorbeifliegen  

erstellt am
12. 03. 04

Paris (esa) - Das wissenschaftliche Arbeitsteam für Rosetta hat am Donnerstag (11. 03.) endgültig beschlossen, welche Asteroiden Rosetta während ihres Flugs zum Kometen 67P/Tschurjumow-Gerasimenko genauer unter die Lupe nehmen soll. Die beiden Zielobjekte, Steins und Lutetia, liegen im Asteroidengürtel zwischen den Umlaufbahnen von Mars und Jupiter.

Die Möglichkeit, einen oder mehrere Asteroiden aus der Nähe zu untersuchen, gehört seit Beginn zu den wissenschaftlichen Zielen von Rosetta. Die Missionsleiter der ESA konnten jedoch erst nach dem Start der Sonde und ihrer Einbringung in die interplanetare Umlaufbahn abschätzen, wieviel Treibstoff tatsächlich für solche Vorbeiflüge zur Verfügung steht. Anhand der vom Europäischen Raumflugkontrollzentrum (ESOC) in Darmstadt übermittelten Angaben konnte das wissenschaftliche Arbeitsteam für Rosetta nun ein Asteroidenpaar auswählen, das zum einen wissenschaftlich hochinteressant ist und zum anderen mit dem verfügbaren Treibstoffvorrat problemlos angeflogen werden kann.

Möglich wurde die Auswahl dieser beiden Asteroiden durch die hohe Präzision, mit der die Ariane-5 die Sonde auf ihre Umlaufbahn befördert hat. Diese Präzision garantiert auch, daß für das Hauptziel der Mission, das Umkreisen des Kometen Tschurjumow-Gerasimenko über einen Zeitraum von 17 Monaten nach dem Rendezvous im Jahr 2014, genügend Treibstoff zur Verfügung steht.

Asteroiden sind primitive Bausteine des Sonnensystems aus der Zeit seiner Entstehung vor rund 4,6 Milliarden Jahren. Bisher konnten nur wenige von ihnen aus der Nähe beobachtet werden. Sie unterscheiden sich sowohl in ihrer Form und Größe - manche haben nur einige wenige, andere über 100 km Durchmesser - als auch in ihrer Zusammensetzung.

Die für Rosetta ausgewählten Zielasteroiden, Steins und Lutetia, haben recht unterschiedliche Eigenschaften. Steins, mit seinem Durchmesser von nur wenigen Kilometern ein vergleichsweise kleines Objekt, soll von Rosetta am 8. September 2008 aus etwa 1 700 km Entfernung begutachtet werden. Diese „Begegnung“ wird bei der relativ geringen Geschwindigkeit von etwa 9 km/s während Rosettas erstem Ausflug in den Asteroidengürtel stattfinden.

Der zweite Asteroid, Lutetia, ist weit größer: Er hat einen Durchmesser von rund 100 km. Ihn wird Rosetta am 10. Juli 2010 während ihres zweiten Flugs durch den Asteroidengürtel mit einer Vorbeifluggeschwindigkeit von 15 km/s aus rund 3 000 km Entfernung beobachten.

Die Sonde dürfte bei ihren Vorbeiflügen an diesen Urzeit-Felsen spektakuläre Bilder aufnehmen. Ihre Bordinstrumente werden Aufschluß über Masse und Dichte der beiden Asteroiden geben und uns somit mehr über ihre Zusammensetzung verraten. Rosetta soll außerdem die Temperatur unter ihrer Oberfläche messen und nach Gas und Staub in ihrer Umgebung Ausschau halten.

Rosettas Reise begann vor gut einer Woche, am 2. März, und verläuft nach Plan, wie auch die mittlerweile eingeleitete Inbetriebnahme der Bordinstrumente.

„Kometen und Asteroiden sind die Bausteine unserer Erde und der anderen Planeten des Sonnensystems. Rosetta wird die bisher gründlichste Untersuchung von dreien dieser Objekte anstellen“, sagte Prof. David Southwood, der Wissenschaftsdirektor der ESA. „Die Sonde wird während ihrer 12jährigen Reise eine ganze Reihe von Herausforderungen bewältigen müssen, aber die wissenschaftlichen Einblicke in die Ursprünge des Sonnensystems und möglicherweise des Lebens, die sie uns ermöglichen wird, machen die Sache mehr als lohnend.“
     
zurück