Jahrespressekonferenz des FWF   

erstellt am
12. 03. 04

Trotz FWF-Vergaberekord sinkt die Bewilligungsrate auf historischen Tiefststand. Enormer Zuwachs an Forschungsanträgen - 100 Mio. Euro reichen nicht aus
Wien (fwf) - Bei der Jahrespressekonferenz des Wissenschaftsfonds FWF am Donnerstag (11. 03.) zog der nunmehr seit einem Jahr im Amt befindliche Präsident Georg Wick Bilanz über die vergangenen 12 Monate.

Nachfrage stark steigend
Der Wissenschaftsfonds sieht sich einer erfreulich aktiven Wissenschaftsszene in Österreich gegenüber. Noch nie zuvor wurden derart viele Forschungsanträge beim FWF eingereicht. Das Antragsplus war 2003 erneut zweistellig und belief sich mit insgesamt 1.351 Anträgen auf 16 %. Nicht nur die Zahl der Anträge, sondern auch die beantragten Summen stiegen stark an: Waren es 2002 noch 188,4 Mio. EUR gewesen, betrug die Antragssumme 2003 bereits 254,8 Mio. EUR (+35 %). Deshalb müssen deutlich sinkende Bewilligungsraten in Kauf genommen werden. Bezogen auf die Antragssummen sinkt die Bewilligungsrate bei Forschungsprojekten von 40,6 % im Jahr 2002 auf deutlich unter 30 % im Jahre 2004.

Bezogen auf die Antragszahl war der Rückgang noch stärker. Nach 49 % im Jahr 2002 können im Jahr 2004 nur noch 37 % der Anträge bewilligt werden. Dieser Trend bereitet zunehmend Sorge: "Wenn die Bewilligungsrate sich der 25 %-Marke nähert, wird es äußerst kritisch. Wir verlieren wertvolle Ideen, müssen wettbewerbsgefährdende Verzögerungen in Kauf nehmen und sind schlussendlich mit entmutigten ForscherInnen konfrontiert. Eine Abwanderung dieser höchst qualifizierten Köpfe in das Ausland kann nicht im Sinne Österreichs sein", kommentiert Georg Wick in seiner Funktion als Präsident des Wissenschaftsfonds diese Entwicklung.

Der Wissenschaftsfonds als "Arbeitgeber"
Mehr als 1.850 WissenschafterInnen wurden aus Mitteln des FWF im Jahr 2003, zum überwiegenden Teil an Universitäten, beschäftigt. Zählt man jene 103 Personen, die als technisches Personal eingesetzt waren, hinzu, so kann der FWF für sich in Anspruch nehmen, insgesamt 1.968 Personen das wissenschaftliche Arbeiten ermöglicht zu haben. "Jungen Menschen das Forschen zu ermöglichen - es gibt keinen besseren Hebel für die Zukunftssicherung unseres Landes" ist Georg Wick überzeugt. Vergegenwärtigt man sich, dass in Österreich rund 10.000 WissenschafterInnen in festen Anstellungsverhältnissen arbeiten, so wird die Bedeutung des FWF in besonderem Maße klar.

Förderer aller Wissenschaften
Hartnäckig hält sich das Gerücht, dass der FWF bestimmte Wissenschaftsdisziplinen besonders fördert und andere gar nicht. Die Statistik widerlegt das eindrucksvoll: Zwar wurde auch 2003 mehr als die Hälfte der Förderungen den Naturwissenschaften (57,8 %) zuerkannt; es wurden die Humanmedizin mit (15,2 %) allerdings genau so gefördert wie die Geistes- (12,9 %), die Sozial- (7,1 %) und die Ingenieurwissenschaften (5,8 %). Für die Land- und Forstwirtschaft und Veterinärmedizin standen im Jahr 2003 1,2 % der bewilligten Mittel bereit. Die besten eingereichten Projekte - aus welcher Disziplin auch immer - werden gefördert.

Budgetrückgang 2003
Die finanzielle Entwicklung des FWF war im Jahr 2003 durch einen neuerlichen und diesmal umso drastischeren Rückgang geprägt. Standen dem FWF 2002 noch 92,3 Mio. EUR zur Verfügung, so war das Jahresbudget im Jahr 2003 zunächst mit 77,3 Mio. EUR begrenzt. Das war ein massiver Einbruch von 15 Mio. EUR bzw. ein in Europa einmaliger Rückgang von 16 % gegenüber dem Vorjahreswert. Das reguläre Bundesbudget des FWF betrug im Jahr 2003 49,9 Mio. EUR (BMVIT: 44,9 Mio. EUR, BMBWK: 5 Mio. EUR). In diesem Betrag sind 2 Mio. EUR für die Nano-Initiative aus dem Offensivprogramm nicht enthalten. Ein bedeutender Beitrag kam zusätzlich von der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB). Ihre Zuwendungen an den FWF betrugen 2003 25,4 Mio. EUR, 2002 waren es 27,4 Mio. EUR.

Der langfristig angestrebte Wachstumskurs von rund 10 % jährlicher Budgetsteigerung wurde in budgetärer Hinsicht nach 2002 auch im Jahr 2003 unterbrochen. Angesichts dieser Tatsache musste das Kuratorium im Juni 2003 einen vorläufigen Förderstopp verfügen. Nach Verhandlungen mit dem BMVIT konnte schließlich sichergestellt werden, dass trotz Budgetrückgang das Rekordvolumen an Bewilligungen von 100 Mio. EUR erreicht werden konnte. Im Wesentlichen wurde dies durch Vorgriffe auf das Budget 2004 möglich und belastet somit das angebrochene Finanzjahr wiederum massiv. "Wir leben derzeit von der Hand in den Mund - ein überaus unerfreulicher Zustand", kommentiert Georg Wick.

Geplante Schwerpunktsetzungen für 2004
In Teilbereichen der Grundlagenforschung hat Österreich erwiesenermaßen das Potential für Weltklassleistungen. Beispielsweise kamen 2 von 10 "Physikalischen Highlights des Jahres 2003" aus Österreich. Insbesondere durch Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses will der Wissenschaftsfonds durch neue Programme die Basis für Spitzenleistungen verbreitern.

Der FWF als die führende Institution der Förderung des Wissenschaftsnachwuchses plant im Jahr 2004 mit so genannten Doktoratkollegs oder der Einführung eines neuen Programms für GastforscherInnen "Lise-Meitner-Junior" in diesem Bereich neue Akzente zu setzen. Auf dem Weg zur Erreichung der Lissabon- und Barcelona-Ziele ist der Ausbau der Grundlagenforschung unabdingbar. Der Wissenschaftskommissar der Europäischen Union, Philippe Busquin, hat das in der Mitteilung des Rates vom 22. Jänner 2004 klargestellt. Österreich wäre schlecht beraten, sich dieser Erkenntnis zu entziehen. "Dieser Rat wäre ein schlechter - denn er wäre wirklich teuer", schließt Präsident Wick.
     
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