Auszeichnung für Hans Hurch und Heinz R. Unger  

erstellt am
11. 03. 04

Wien (rk) - Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny überreichte am Mittwoch (10. 03.) im Wiener Rathaus das "Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien" an Hans Hurch, Direktor der Viennale, und an den Dramatiker und Schriftsteller Heinz R. Unger. Beide zeichnen sich durch Offenheit, Mut zum Risiko und Mut zur Kritik aus und vor allem durch Haltung", so Mailath-Pokorny in seiner Würdigung. "Beide drängen sich nicht in den Vordergrund, sondern lassen ihre Arbeit für sich sprechen.

"Hans Hurch hat die Viennale weiterentwickelt und in die europäische Landkarte eingeschrieben", so Mailath-Pokorny. Und weiter: "Hans Hurch habe als Filmkritiker, Kurator, Filmschaffender und Viennale-Direktor wesentlich dazu beigetragen, dass es heute ein Bewusstsein für den Film gibt".

Heinz R. Unger würdigte der Kulturstadtrat als "politischen und sozialkritischen Schriftsteller": Seine Generation sei mit Heinz R. Unger aufgewachsen, mit seinen Werken und seiner politischen Grundhaltung. Unger schreibe gegen Unterdrückung und Ignoranz; für Aufklärung und gerechtere Verteilung von Macht.

Hans Hurch habe die Viennale in die erfolgreichste Ära ihrer Geschichte geführt, sagte Armin Thurnher, Chefredakteur des "Falter", in seiner Laudatio auf Hans Hurch, in der er auch an dessen Anfänge als Filmkritiker beim "Falter" erinnerte: Hurch habe sich schon damals durch eine cineastische Leidenschaft, einen Willen zur Genauigkeit und ein umfassendes Wissen über den Film ausgezeichnet".

Der langjährige ORF-Journalist Fritz Wendl betonte in seiner Lobrede auf Heinz. R. Unger dessen "Fähigkeit, Erlebtes zu erinnern und Persönliches zu verdichten. Ungers Werke vereinen das, was ihn auszeichnet - Poesie, politisch Eindeutiges und Humor".

Der Großteil seines literarischen Werks spiele in Wien, sagte Heinz Unger in seinen Dankesworten. Selbst seinem Griechenland- Roman merke man an, woher der Autor stammt. Gerade in der Kunst und Kultur zeige sich, dass die Wertigkeiten sehr verschieden sein können. Dieser Preis beweise, dass in Wien auf Qualität Wert gelegt werde.

Hurch bedankte sich bei allen, die ihn unterstützt haben, damit er das tun kann, was er immer tun wollte. Seine Arbeit habe ihm immer Spaß und Freude bereitet, damit sei er privilegiert. Abschließend sicherte er zu, dass er immer "weiter in dieser Stadt tätig sein werde".

Biographie Hans Hurch
Hans Hurch wurde 1952 in Schärding, Oberösterreich geboren. 1971 übersiedelte er nach Wien, wo er an der Universität Wien Kunstgeschichte, Archäologie und Philosophie studierte.

1976 wurde er Mitarbeiter der Zeitschrift "Falter", wo er als Kulturredakteur und später als Leiter des Kulturressorts Beiträge zu Musik, Photographie und Film verfasste, ehe er sich ganz auf Film spezialisierte und als freier Autor auch für diverse internationale Medien arbeitete. Mitte der 80er Jahre unternahm Hans Hurch längere Auslandsreisen und Aufenthalte in Italien, USA und Mexiko.

Von 1986 bis 2000 sammelte Hans Hurch praktische Erfahrung als Regieassistent von Danièle Huillets und Jean-Marie Straub, wo er bei den Theater- und Filmproduktionen "Der Tod des Empedokles", "Schwarze Sünde" und "Antigone" mitarbeitete. Von 1990 bis 1992 lebte Hurch in Berlin, wo mit den Dokumentarfilmen "Jetzt und alle Zeit" und "Ins Leere" gemeinsame Filmarbeiten mit Astrid Johanna Ofner entstanden. 1993 wurde Hans Hurch zum Kurator des Projekts "hundertjahrekino" bestellt, das mit Ausstellungen und Filmschauen den hundertsten Geburtstag des Kinos feierte.

1997 übernahm Hans Hurch die Direktion der Viennale, die er seither mit großem Gespür erfolgreich leitet. Im letzten Jahrzehnt hat sich die Viennale zu einem der attraktivsten Festivals Europas mit stetig steigenden Besucherzahlen entwickelt. Hans Hurch hat das Festival neben dem europäischen und amerikanischen auch für den asiatischen und afrikanischen Film geöffnet. Es ist eines der wesentlichen Verdienste der Viennale, dass sie auch dem sperrigen und schwierigen Film Raum bietet.

Biographie Heinz R. Unger
Heinz R. Unger wurde 1938 in Wien geboren. Heinz Unger erlernte den Beruf des Schriftsetzers, den er bis 1959 ausübte; danach war er als Verlagshersteller, Werbetexter und Journalist tätig. Er unternahm längere Auslandsreisen in den nahen Osten, nach Ägypten, New York, Indien und immer wieder nach Griechenland. Seit 1969 ist Unger freischaffender Schriftsteller und verfasst u. a. Lyrik, Theaterstücke, Drehbücher, Hörspiele, Lieder und Libretti.

Sein bekanntestes Theaterstück "Zwölfeläuten" feierte 1985 im Wiener Volkstheater seine Uraufführung. Seither wird es an zahlreichen deutschsprachigen Bühnen immer wieder gespielt. "Zwölfeläuten" erschien in der Triologie "Republik des Vergessens" auch als Roman, 2001 wurde dieses Stück auch vom ORF verfilmt. Heinz R. Unger ist vor allem aber auch Autor der von der Gruppe "Schmetterlinge" im Rahmen der Wiener Festwochen 1976 uraufgeführten "Proletenpassion". Ungers engagierte Texte verhalfen der zur bedeutendsten Politband im deutschen Sprachraum aufgestiegenen Gruppe zu ungeahnten Erfolgen.

Weitere wichtige Werke sind u. a. der Gedichtband "Odysseus, an den Mast geschnürt" (1992), der Roman "Karneval der Götter" (1999) und seine Stücke "Orfeus und Eurydike und die Glasperlenindustrie" (1977),"Heut Abend tanzt Lysistrate" (1979), "Hoch hinaus" (1987), "Ein Versteck im 20. Jahrhundert" (1994) sowie die Kinder- und Jugendbücher "Flügel hat mein Schaukelpferd", "Rosalinde im Spiel der Winde", "Kellerkind" und zahlreiche Hörspiele.

Für seine Arbeit wurde Heinz R. Unger mehrfach ausgezeichnet, so erhielt er u. a. das Staatsstipendium des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst (1975), die Dramatikerstipendien des Bundesministeriums für Unterricht (1977, 1985 und 1990), 1986 den Preis des Dramatikerwettbewerbs der Literatur-Mechana, den Österreichischen Staatspreis für Kinder- und Jugendliteratur (1990).
     
zurück