Branchenumsatz erreicht knapp 3 Milliarden Euro - Belastung durch Emissionshandel
dämpft Optimismus
Wien (pwk) - 2003 erzielte die Stein- und keramische Industrie mit einem Plus von 2,63 Prozent auf
2,98 Milliarden Euro ein Rekordergebnis. Spitzenreiter war die Ziegelindustrie mit einer Steigerung um 11,3 Prozent,
gefolgt von der Zementindustrie mit rund 5 Prozent. Stabil gegenüber dem Vorjahr blieb das Verkaufsvolumen
der Beton- und Fertigteilindustrie, die mit 528 Millionen Euro die größte Produktgruppe im Fachverband
Stein und Keramik repräsentiert. Einbußen von -9,3 Prozent mußten die Hersteller von Naturwerkstein
hinnehmen, die unter dem Druck durch Billigimporte aus Fernost Marktanteile verloren haben. Der Beschäftigtenstand
war mit 14.500 geringfügig niedriger als in der Vorperiode. Für die insgesamt sehr positive Entwicklung
war vor allem der Tiefbau mit + 4,4 Prozent ausschlaggebend. Mit 41.900 fertiggestellten Wohnungen scheint zudem
die Flaute der letzten Jahre im Wohnungsneubau überwunden. Für heuer rechnet der Stein- und Keramikverband
mit 43.100, für 2004 mit 43.900 neuen Wohneinheiten.
Handlungsbedarf zur Sicherung des Wirtschaftsstandortes sieht der Obmann des Fachverbandes, Erhard Schaschl, angesichts
des anlaufenden Emissionshandels. Es sei erforderlich, so Schaschl, die seit Jahren beste Branchenentwicklung und
den nachhaltigen Konjunkturaufschwung bei der Zuteilung der Emissionszertifikate zu berücksichtigen: "Mit
35 Unternehmen und 51 Standorten ist Stein und Keramik der vom Emissionshandel am stärksten betroffene Industriezweig."
Die vom Umweltministerium gewährten 3,8 Millionen Zertifikate werden dem absehbaren Bedarf nicht gerecht.
Aufgrund des zu erwartenden Wirtschaftswachstums sagt der Fachverbandsobmann für seine Branche ab 2005 einen
Mehrbedarf an 500.000 Zertifikaten voraus. Die Mindestkosten dafür beziffert Schaschl mit 6,5 Millionen Euro.
Durch die stark steigenden Energieabgaben und die LKW-Maut würden die Kosten zusätzlich in die Höhe
getrieben, betonte der stellvertretende Fachverbandsobmann und Sprecher der Kalkindustrie, Friedrich Schmid, gegenüber
der Presse. Auf die Kalkindustrie komme ab 2005 eine Abgabenbelastung von 2,1 Millionen Euro zu, was 5,2% des ewarteten
Umsatzes entspricht. Dieser Entwicklung müsse im Interesse der Standortsicherung durch eine Deckelung der
Abgaben entgegen gesteuert werden. Diese Forderung unterstreicht auch der Chef der Produktgruppe Beton- und Fertigteile,
Bernd Wolschner. Die Abgabendeckelung sei für den Wirtschaftsstandort von existenzieller Bedeutung, nachdem
für die EU-Erweiterungsländer bis 2010 die niedrigen Kyoto-Reduktionziele und die Befreiung von Energieabgaben
aufrecht bleiben. Wolschner drängt deshalb auch auf eine Überwachung des Marktes, um ein Überschwemmen
österreichs mit qualitativ unzureichenden Billigbaustoffen zu verhindern. Er fordert Bund und Länder
auf, rasch die dafür notwendigen gesetzlichen Grundlagen zu schaffen und nicht Kompetenzkonflikte vorzuschieben.
Aus Anlass der vor wenigen Tagen begonnenen Finanzausgleichsverhandlungen fordert Erhard Schaschl eine rasche Einigung
über die Wohnbauförderung zwischen Bund und Ländern und warnt vor einer sozial angespannten Situation
auf dem Wohnungsmarkt. Da zwischen 1996 und 2002 die Wohnbaurate kontinuierlich gesunken ist, zogen seit kurzem
die Wohnungspreise aufgrund beginnender Wohnungsknappheit an. Ein Wegfallen der Wohnbauförderung hätte
einen Mangel an leistbaren Wohnungen zur Folge. Darüber hinaus würde das Kyoto Ziel im Bereich Raumwärme
klar verfehlt. Der Fachverband der Stein- und keramischen Industrie habe daher die Grundlagen für ein angepasstes
Wohnbaufördermodell mit einer nachhaltigen Wohnbaurate von 45.000 Neubauwohnungen pro Jahr erstellt. Dieses
sei die Basis zur Bildung einer Interessenplattform für die Beibehaltung der Wohnbauförderung. |