Höhlen-Bakterien gegen »Super Bug«  

erstellt am
22. 03. 04

Substanz wirkt auch gegen multiresistente Krankheitserreger
Jena (pte) - Wissenschaftler des Hans-Knöll-Instituts für Naturstoff-Forschung (HKI) haben in einer italienischen Höhle einen neuartigen Wirkstoff gefunden, der sich als Wunderwaffe gegen bakterielle Krankheitserreger entpuppt hat. Die Substanz, die von fadenförmigen Bodenbakterien gebildet wird, tötet auch solche Keime ab, die bereits gegen andere Antibiotika unempfindlich geworden sind.

Multiresistente Bakterien versetzen die Wissenschaftler seit langem in Alarmbereitschaft, da die von ihnen verursachten Infektionen gar nicht oder nur sehr schwer behandelbar sind und sie außerdem in der Lage sind, die Resistenz an andere Erreger weiterzugeben. Die Kolonie fadenförmiger Bakterien, so genannter Streptomyceten, die als Wunderwaffe tituliert wurde, produziert die antibiotisch wirksame Substanz AKH 247, um sich andere Mikroorganismen "vom Leibe" zu halten. In ersten Laborversuchen gegen Enterokokken und multiresistente Staphylokokken erwies sich AKH 247 als hochwirksam. Die Forscher interessierte in erster Linie der Krankheitserreger Staphylococcus aureus, der eitrige Hauterkrankungen verursacht, aber auch Lungenentzündungen und Harnweginfekte. Bis Mitte 2002 war das Bakterium mit dem Antibiotikum Vancomycin gut zu bekämpfen. Doch seitdem hat es eine Unempfindlichkeit gegen dieses Medikament von Enterokokken übernommen und stellt als "Super Bug" eine große Gefahr dar.

Das besondere am neuen Wirkstoff ist, dass er an keinem der Angriffspunkte ansetzt, an dem andere Antibiotika angreifen, wie zum Beispiel dem Zellwandaufbau oder der Erbgutsynthese. "Wir haben es hier offensichtlich mit einem ganz neuartigen Mechanismus zu tun", so die HKI-Wissenschaftler, die nun die Gründe für die Wirksamkeit herausfinden wollen. Bis jetzt sind die Forscher noch ganz im Bereich der Grundlagenforschung. Bis die Substanz als Medikament bei Patienten zum Einsatz kommt, sind noch umfangreiche Labor- und Tierversuche und danach klinische Studien notwendig.
     
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