Krebstherapie: Neue Behandlungsformen brauchen neue Rahmenbedingungen  

erstellt am
19. 03. 04

Experten diskutieren in Tirol über die Einsatzmöglichkeiten der zielgerichteten Krebstherapie
Innsbruck (universität) - Zielgerichtete Krebstherapie ist eine neue Form Tumore auf biologische Art zu bekämpfen. Die entsprechenden Wirkstoffe greifen dabei direkt den Stoffwechsel der Krebszellen an. Da dies eine sehr individualisierte Behandlungsart ist, lässt sich der Erfolg der jeweiligen Medikamente nur unzureichend in klassischen Studien testen. Um nun hier neue Wege gehen zu können treffen sich vom 17. - 19. März auf Einladung der Biotherapy Development Association (BDA) und ihres Vorsitzenden, Prof. Heinz Zwierzina von der Universitätsklinik für Innere Medizin an der Medizinischen Universität Innsbruck, 80 Experten aus dem Bereich Der Gesundheitsbehörden, der Patientenvertretung, der Wissenschaft, Der Pharmaindustrie und der Arzneimittel-Zulassungsbehörden in Tirol. Gemeinsam wollen sie Wege entwickeln, um diese neue und zukunftsweisende Form der Krebstherapie flächendeckend zu etablieren.

Krebs in seinen verschiedenen Ausprägungen und dessen Bekämpfung ist eine der größten Herausforderungen der modernen Medizin. Bisher werden bei der Behandlung von Krebspatienten neben der Bestrahlung vor allem Medikamenten eingesetzt, die im Rahmen der “Chemo-Therapie³ die Krebszellen zerstören sollen. Die Belastung für die Patienten ist dabei relativ hoch, da die Medikamente möglichst hoch dosiert werden müssen, um den entsprechenden Erfolg zu bringen und natürlich auch andere Zellen angegriffen werden.

Umdenken nötig
Anders ist das bei der zielgerichteten, biologischen Krebstherapie. Die entsprechende Medikamente sind hier so ausgelegt, dass sie meist an der Oberfläche der Krebszellen angreifen und dann den Stoffwechsel im Tumor beeinflussen. Im Idealfall wird der Tumor dadurch “gelähmt³ und kann nicht mehr weiter wachsen. Genau hier liegt jedoch das Problem, wenn es darum geht entsprechende Medikamente zu entwickeln und in der Folge auch offiziell registrieren zu lassen: Bei der bisherigen Methode ist es so, dass man im Rahmen von Studien im Vorfeld einer Genehmigung misst, wie stark der Tumor durch die Therapie verschwindet und bei wieviel Prozent einer Patientengruppe sich dieser Erfolg einstellt. Je größer die jeweiligen Zahlen desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass das entsprechende Medikamente auch auf den Markt kommt. Die zielgerichtete, biologische Krebstherapie geht aber von einer anderen Prämisse aus: Da die Medikamente keine Nebenwirkungen auf andere Zellen haben und daher auch die “maximal tolerable Dosis³ keine sinnvolle Maßzahl ist, braucht es hier ein umdenken. Im Vordergrund seht der Patient mit seiner individuellen Erkrankung. Im Rahmen der Therapie tastet man sich dann langsam an die wirksame Dosis heran. Die Therapie wird folglich maßgeschneidert und das Ziel ist, so auf den Tumor einzuwirken, dass er nicht weiter wächst. Dadurch ist diese biologisch, zielgerichtete Krebstherapie weit weniger belastend für den Patienten.

Um nun diese neuen Medikamente und Behandlungsformen auch breit einsetzen zu können, bedarf es eines engen Dialogs zwischen den Gesundheitsbehörden, den Patientenvertretern, der Wissenschaft, der Pharmaindustrie und der Genehmigungsbehörden für Arzneimittel. Das Treffen in Tirol ist nun ein erster Schritt diesen Dialog zu entwickeln und damit auch Verständnis und Sensibilität für diese neue Behandlungsmethode zu schaffen.

Informationen: http://www.bdaoncology.org
     
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