EU beschränkt Bienenimporte - Heimische Imker für hohe Leistungsfähigkeit der Bienen
verantwortlich - AGES liefert Bienenköniginnen mit »Stammbaum«
Wien (ages) - Die hohe Qualität der Bienenzucht in Österreich ist zu Frühlingsbeginn
Anlass zur Freude, gleichzeitig warnt aber die Österreichische Agentur für Ernährungssicherheit,
AGES, vor den Folgen des drohenden „Imkersterbens“. Geschätzte zehn bis zwanzig Milliarden Bienen sichern
in Österreich nicht nur die Versorgung mit Honig, sondern auch die Bestäubung der heimischen Pflanzenwelt
und landwirtschaftlicher Kulturen. Setzt sich der starke Rückgang der österreichischen Imkerzahl fort,
würde sich auch der Bienenbestand drastisch reduzieren und die flächendeckende Bestäubung von Wild-
und Kulturpflanzen gefährden.
Halbierung des Bienenbestandes droht
Gab es 1993 noch etwa 30.000 Imker, sind es zehn Jahre später nur noch 24.000[1]. „Wenn das Imkersterben
weiterhin in dieser Geschwindigkeit voranschreitet, wird sich die Anzahl der Imker und somit die des gesamten Bienenbestandes
in Österreich in zehn Jahren halbieren. Im Falle von zu wenigen heimischen Bienen entstünden den Obstbauern
und anderen Landwirten, die beispielsweise Raps, Sonnenblumen oder Kürbisse anbauen, hohe Kosten durch das
notwendige Anmieten von mobilen Bienenstöcken ‚auf Zeit’, die die Sicherung des Frucht- und Samenertrages
gewährleisten“, so Dr. Friedrich Polesny, Bereichsleiter für Landwirtschaft – Betriebsmittelmanagement
in der AGES.
EU: Strenge „Einwanderungsbestimmungen“ für fremde Bienen
Die Europäische Union hat die Bedeutung der Bienenzucht in Europa erkannt und mit Beginn dieses Jahres Schutzmaßnahmen
verordnet, die den Bestand der heimischen Honigbienen vor Einschleppung gefährlicher Schädlinge und Parasiten
schützen sollen. Im Falle der Einschleppung könnten im Befallsgebiet zehntausende Völker absterben.
Jede einzelne importierte Bienenkönigin muss eine Gesundheitsbescheinigung mitführen und strenge Garantieanforderungen
hinsichtlich ihrer Herkunft erfüllen. Jede Sendung darf maximal 20 Pflegebienen pro Königin beinhalten,
da nur so eine lückenlose Untersuchung aller Bienen auf Befall durch Tropilaelaps-Milben und den „Kleinen
Bienenstockkäfer“ vor dem Einsetzen in heimische Bienenvölker garantiert ist.
Heimische Bienen sanftmütig und leistungsfähig
In Österreich sind die „Apis mellifera carnica“, kurz „Carnica-Biene“ und die „Apis mellifera mellifera“,
kurz „Dunkle Biene“, heimisch. Die am häufigsten gehaltene Honigbienenrasse ist die Carnica – rund 90 Prozent
der 400.000 heimischen Bienenvölker zählen dazu. Die zweithäufigste vorkommende Bienenrasse ist
die „Dunkle Biene“ (sieben Prozent), die besonders in Tirol und Vorarlberg von Imkern gezüchtet wird. Die
restlichen drei Prozent an heimischen Bienen sind sogenannte Hybridbienen, die aus Rassekreuzungen hervorgehen.
Die in Österreich gehaltenen Bienen gelten als besonders leistungsfähig und sanftmütig. Speziell
die guten Eigenschaften der Carnica-Königinnen aus Österreich sind für die große internationale
Nachfrage verantwortlich. „Andere Bienenrassen, die bei uns nicht vorkommen, beispielsweise die ‚Afrikanisierte
Biene’, auch ‚Killerbiene’ genannt, sind wesentlich aggressiver und stechlustiger. Sie erschweren die Arbeit an
den Bienenstöcken und machen die Haltung in dicht besiedelten Gebieten unmöglich. Um die guten Eigenschaften
der heimischen Bienen zu erhalten, wird bei der Zucht große Sorgfalt auf die Auslese der Bienen gelegt“,
so Dr. Rudolf Moosbeckhofer, Leiter des Instituts für Bienenkunde der AGES.
„Das Verhalten eines Bienenvolkes ist durch die Erbanlagen der Bienenkönigin bestimmt. Nur durch die langjährige
Zuchtarbeit der österreichischen Imker und die kontrollierte Auswahl hochwertiger Königinnen als Zuchtmütter
sind die hohe Qualität und die hohen Erträge der heimischen Bienenvölker gesichert“, so Moosbeckhofer.
Damit das jahrhundertealte, landwirtschaftliche Kulturgut der Zucht heimischer Bienenrassen erhalten bleibt, haben
einige Bundesländer zur Erhaltung der natürlich vorkommenden Bienenrassen Schutzbestimmungen erlassen.
AGES-Bienen mit 30 Generationen altem „Stammbaum“
Das Bieneninstitut der AGES untersucht Bienenvölker bereits seit 1947. Jährlich werden etwa 200 Bienenvölker
in den hauseigenen Stöcken beobachtet und geprüft, um mehr über ihr Verhalten und ihre Leistungsfähigkeit
zu erfahren.
Moosbeckhofer: „Als Beitrag zur Erhaltung der heimischen Carnica-Biene züchtet das Institut Bienenköniginnen,
die von Imkern erworben werden können. Jede einzelne Königin, die bei der AGES gezüchtet wird, verfügt
über einen bis zu 30 Generationen zurückreichenden Stammbaum, mit dem die Abstammung der Biene dokumentiert
wird.“
Die „Produkt-Wunderwelt“ der Honigbiene
Am österreichischen Markt sind zwei Hauptkategorien von Honig zufinden - der Blütenhonig und der Waldhonig.
Waldhonig besteht vorwiegend aus dem Honigtau, der von pflanzensaugenden Insekten ausgeschieden und von der Biene
gesammelt wird.
Der Blütenhonig wird aus dem Nektar verschiedener Pflanzen erzeugt. In Österreich ist die Sortenvielfalt
groß. Besonders beliebt sind beispielsweise Sonnenblumenhonig, Rapshonig, Lindenhonig, Obstblütenhonig,
Alpenrosenhonig, Löwenzahnhonig, Edelkastanienhonig, Robinienhonig und andere Lokalspezialitäten.
Ebenfalls von den Bienen produziert und am Markt erhältlich ist der „Waldblütenhonig“, eine natürliche
Mischform von Wald- und Blütenhonig.
Propolis, Wachs und „gesunde Bienenstiche“
Die Arbeit der Bienen bringt nicht nur das Nahrungsmittel Honig hervor: In der Volksheilkunde schätzt
man das aus den Bienenstöcken gewonnene Propolis, das als altbewährtes Hausmittel gegen Viren und Bakterien
wirkt, und daher besonders in Grippezeiten gefragt ist.
Bienenwachs findet seine Verwendung in der Kosmetik, aber auch bei der Herstellung von Naturlacken und als wertvoller
Rohstoff bei der Kerzenproduktion.
Obwohl in Österreich Bienenstiche auf Grund der Sanftmut der Bienen selten vorkommen, haben sie neben den
unangenehmen Folgen (und gefährlichen Auswirkungen bei Menschen mit Bienenstichallergien) durchaus auch gesunde
Auswirkungen. Das Serum wird zur Behandlung von Rheuma, Multipler Sklerose und bei der Akupunktur eingesetzt.
Eine synthetische Herstellung der Bienenprodukte ist unmöglich.
Auch die Wiener Orchester profitieren von den Diensten der Bienen: Einige Wiener Geigenbauer überziehen ihre
Streichinstrumente mit einem Lack, der Propolis enthält. |