Wien (wifo) - In Wien arbeiten 120.000 Frauen und Männer in den "Creative Industries",
rund 14% aller Beschäftigten. Mit durchschnittlich +6% zwischen 1998 und 2002 übertrifft das Beschäftigungswachstum
in diesem Sektor die Gesamtwirtschaft um 4 Prozentpunkte. Die Creative Industries sind in Wien vorwiegend kleinbetrieblich
strukturiert, im Durchschnitt beschäftigen die 17.948 Unternehmen 6,7 Personen. Die "Creative Industries"
umfassen Produktionsbereiche und Dienstleistungen, für die Kreativität eine besondere Rolle spielt –
z. B. Werbung, Software, Design, aber auch Kunst, Literatur und Museen.
Dies sind die wirtschaftsstatistischen Hauptergebnisse der soeben erschienenen umfangreichen Studie "Untersuchung
des ökonomischen Potentials der Creative Industries in Wien", die von den drei Forschungsinstituten Kulturdokumentation,
Mediacult und WIFO im Auftrag der Stadt Wien, der Wirtschaftskammer Wien und des Filmfonds Wien erstellt wurde.
Die Stärken der Wiener Creative Industries liegen demnach im kreativen Herstellungsbereich (der "Content-Origination"),
eine Schwäche in der internationalen Vermarktung. Zu deren Überwindung schlägt die Studie Maßnahmen
zur Wachstumsentwicklung und zur Verbesserung der Exportchancen sowie eine begleitende Unterstützung durch
eine intensivere Kooperation zwischen den öffentlichen Kultur- und Wirtschaftsförderungseinrichtungen
vor: "Insgesamt gilt es, die positiven Strukturmerkmale weiter auszubauen und die negativen abzuschwächen.
Dies heißt vor allem, ein konsistentes Förderinstrumentarium aufzubauen, das den Unternehmen den Zugang
zu externen Finanzierungsquellen sichert, ihnen die Durchführung riskanter Projekte ermöglicht und damit
die Voraussetzungen für Unternehmenswachstum schafft. Gleichzeitig sollte auch die Nachfrage nach CI-Produkten
von Seiten der öffentlichen Hand intensiviert werden."
Im Rahmen dieser Studie, die eine Analyse des Markt-, Innovations- und Arbeitsplatzpotentials der Wiener Creative
Industries umfasst, wurden 1.134 Unternehmen bzw. Einzelunternehmer über ihre wirtschaftliche Situation und
Zukunftserwartungen, die Standortvor- und -nachteile Wiens, die Wirksamkeit der Förderpolitik u. a. befragt.
10 Sektoren der Wiener Creative Industries (Architektur, Audiovisueller Bereich, Bildende Kunst und Kunstmarkt,
Darstellende Kunst und Unterhaltungskunst, Grafik/Mode/Design, Literatur/Verlagswesen und Printmedien, Multimedia/Software,
Museen und Bibliotheken, Musikwirtschaft und Werbung) wurden ausführlich analysiert und dargestellt.
"Ein weiteres spezifisches CI-Merkmal ist die wirtschaftliche Interdependenz zwischen Teilen der Wiener Creative-Industries-Unternehmen
und der öffentlichen Kunst- und Kulturfinanzierung. Die öffentlichen Kulturausgaben, die in den Betrieb
von Kulturaufführungsstätten, Museen, Festivals und Kulturevents oder in das direkte Kunst- und Kulturschaffen
fließen, stellen einen wesentlichen wirtschaftlichen Bestandteil im Rahmen des gesamten Marktvolumens (sei
es im Zulieferungs- oder im nachgelagerten Verwertungsbereich) sowie der wirtschaftlichen Prosperität von
CI-Unternehmen dar. Das öffentlich finanzierte Kunst- und Kulturgeschehen fungiert nicht unwesentlich als
Auftraggeber bzw. Partner von Wiener CI-Unternehmen." (Zitat)
Die Befragung der CI-Unternehmen lieferte zudem folgende Ergebnisse:
- Die Beschäftigten sind hochqualifiziert (jeder vierte Erwerbstätige verfügt über einen
Hochschulabschluss, weitere 44% über Matura-Reife), das Qualifikationsniveau liegt weit über dem Durchschnitt
in der Gesamtwirtschaft.
- Die Hälfte der Unternehmen wurde erst in den letzten 10 Jahren gegründet.
- Die Unternehmen weisen eine hohe Innovationsneigung auf.
- Nachfrageentwicklung und Zukunftschancen werden sehr positiv eingeschätzt.
- Digitale Güter sind in den Creative Industries bereits jetzt sehr wichtig (der Anteil des "e-Content"
liegt mit 23% der Erlöse deutlich über dem der Gesamtwirtschaft).
- Beeinträchtigt wird die Wirtschaftsentwicklung der Creative Industries durch folgende Probleme:
- Die internationalen Aktivitäten sind gering – über alle Sektoren werden nur rund 17% des Umsatzes
auf Auslandmärkten erzielt. Das Exportpotential des Sektors wird damit bei weitem nicht ausgeschöpft,
nur 28% der Unternehmen wollen neue Auslandsmärkte erschließen.
- Der Zugang zu Fördermitteln ist unterdurchschnittlich – nur rund 20% der Unternehmen haben bisher eine
Wirtschaftsförderung erhalten.
Wegen eines erschwerten Zugangs zu externen Finanzierungsquellen haben die Unternehmen häufig Probleme, die
laufende Geschäftstätigkeit zu finanzieren.
Download und Informationen zur Studie: http://www.creativeindustries.at
Quelle: WIFO, Autoren: Robert Harauer, Hannes Leo, Veronika Ratzenböck
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