Präsident Khol registriert Aufholprozess der heimischen Forschung
Wien (pk) - Die Räumlichkeiten des Parlaments waren am Montag (15. 03.)
Abend der Ort für ein "Fest der Wissenschaft", zu dem Nationalratspräsident Andreas Khol gemeinsam
mit Vizekanzler Hubert Gorbach und dem Vorsitzenden des Rates für Forschung und Technologieentwicklung, Knut
Consemüller, eingeladen hatte. Die Veranstaltung, zu der Präsident Khol ein hochrangiges Publikum aus
Wissenschaft und Politik, allen voran Bildungsministerin Elisabeth Gehrer, zahlreiche Rektoren, Vertreter von Bildungseinrichtungen
und nicht zuletzt viele Abgeordnete, namentlich die Klubobmänner Wilhelm Molterer und Herbert Scheibner begrüßte,
bildete die Auftaktveranstaltung für das von der EU initiierte "Fest der Wissenschaft", mit dem
im Jahr 2005 der Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft, zwischen Wissenschaftlern und Bürgern intensiviert
werden soll. Für die Gestaltung dieses "Festes" hat das Bundesministerium für Verkehr, Innovation
und Technologie einen Wettbewerb ausgeschrieben, dessen Preisträger im Rahmen der Veranstaltung prämiert
wurden.
Den Hintergrund der Veranstaltungsidee sprach Nationalratspräsident Khol in seinen Eröffnungsworten an,
als er auf das Ziel aufmerksam machte, das der Europäische Rat in Barcelona 2002 formuliert hatte, bis 2010
drei Prozent des EU-BIP für Forschung aufzuwenden. In diesem Zusammenhang erinnerte Khol an das Regierungsprogramm,
das vorsieht, den Anteil der Aufwendungen für Forschung und Entwicklung bis 2010 im Einklang mit der Europäischen
Union auf 3 % des BIP zu steigern und 2006 mit 2,5 % ein Zwischenziel zu erreichen. Dazu gehören eine zweite
Tranche der Sondermittel für Forschung, Technologie und Innovation in der Höhe von 600 Mill. € im Laufe
der Gesetzgebungsperiode, Planungssicherheit für die außeruniversitäre Forschung, die Vereinfachung
der Förderstrukturen und die Anpassung der Förderinstrumente. Diese Zielsetzungen sind trotz kontroversieller
Debatten im Einzelnen grundsätzlich von allen Parlamentsparteien begrüßt worden, berichtete der
Nationalratspräsident.
Das Universitätsgesetz 2002 sei derzeit in Umsetzung und werde den Universitäten eine neue finanzielle
Basis bringen, sagte Präsident Khol und stellte zur Diskussion um die Grundlagenforschung fest, dass der Bund
außerhalb der Universitäten 300 Mill. € für Grundlagenforschung zur Verfügung stelle. Und
entgegen oftmaligen Klagen über ein Nachhinken Österreichs bei den F&E-Aufwendungen erinnerte Khol
an den Aufholprozess seit 1993. Hatten die heimischen Forschungsausgaben damals 1,47 % des BIP (EU: 1,49 %) ausgemacht,
waren es 2003 1,96 %, fast so viel wie der EU-Durchschnitt von 1,99 %. "Wir sind auf einem guten Weg",
schloss der Nationalratspräsident und sprach seine Hoffnung auf ein "wirkliches Fest für die Wissenschaft"
aus.
Europa braucht Brückenschlag zwischen Wissenschaft und Gesellschaft
Der Leiter des Direktorates "Wissenschaft und Gesellschaft" in der Generaldirektion "Forschung"
der EU-Kommission, Rainer Gerold, hielt einen gemeinsamen Markt in der Europäischen Union nicht für genug,
wenn Europa sein erklärtes Ziel erreicht wolle, im Jahr 2010 weltweit die Nummer 1 in wirtschaftlicher und
sozialer Hinsicht zu sein. Denn der entscheidende Faktor auf diesem Weg sei das Wissen. Und hier müsse Europa
Schwächen bei der Erarbeitung neuen Wissens durch Forschung, bei der Verbreitung des Wissens durch Ausbildung
und bei der Anwendung des Wissens überwinden. Es müsse mehr in Forschung investieren und mehr und bessere
Forscher ausbilden und beschäftigen. Diese Ziele seien nur erreichbar, wenn sie die Bürger in Europa
in jedem Mitgliedsland unterstützen und die Jugend mitwirke. Er begrüße daher die Entscheidung
Österreichs, regelmäßig ein "Fest der Wissenschaft" zu veranstalten.
Wie dringend ein Brückenschlag zwischen Wissenschaft und Gesellschaft sei, untermauerte Gerold mit europäischen
Umfragen, aus denen hervorgehe, dass die Europäer sich zwar für Wissenschaft und Technik interessierten,
sich zugleich aber schlecht darüber informiert sehen. Man wisse auch, dass Schlüsseltechnologien wie
die Nanotechnologien und die Biotechnologien mangels Verständnis in der Öffentlichkeit Ängste wecken
und Überreaktionen hervorrufen. Am alarmierendsten sei aber der Befund, dass 60 % der jungen Europäer
naturwissenschaftliche Unterrichtsfächer und Wissenschaftskarrieren insgesamt als unattraktiv bezeichnen.
Daher informierte Rainer Gerold über die Bemühungen der Europäischen Union, den Dialog zwischen
Wissenschaft und Gesellschaft in Europa zu fördern und wünschte dem Fest der Wissenschaft in Österreich
gutes Gelingen.
Hubert Gorbach: Forschungsoffensive braucht Bewußtseinsbildung
Vizekanzler und Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie, Hubert Gorbach, leitete seine
Ausführungen mit guten Nachrichten über denn anhaltenden Ansturm junger Menschen an die österreichische
Universitäten ein, würdigte die hohe Qualität der Beiträge zu Erfinderwettbewerben und machte
auf das hohe Ansehen aufmerksam, das Wissenschaft und Forschung in Österreich genießen. Dennoch seien
auch Defizite erkennbar, wenn man etwa an die große Zahl von Forschern denke, die in die USA auswandern,
sagte der Vizekanzler.
Das Barcelona-Ziel werde man nur erreichen können, wenn die Wissenschaftsausgaben jährlich um 8 % steigen,
wobei Gorbach die Bereitschaft der Bundesregierung unterstrich, mehr für Forschung und Entwicklung auszugeben
als je zuvor. Dazu gehöre aber eine entsprechende Bewusstseinsbildung, man sollte den Bürgern den Nutzen
mitteilen, den Forschung und Entwicklung der ganzen Gesellschaft bringen. "Wir müssen die Menschen an
den Anstrengungen der Forscher teilnehmen lassen. Dies ist das Ziel des Festes der Wissenschaft im kommenden Jahr",
sagte der Technologieminister und sprach den Wunsch aus, dass Wissenschaft, Forschung und Entwicklung im kommenden
Jahr auch in den Bundesländern ein Thema sein werde.
Die Preisträger
Schließlich wandte sich Vizekanzler Gorbach den Preisträgern des Ideenwettbewerbs für die Gestaltung
des Fests der Wissenschaft" zu. Das Siegerkonzept stammte von "Science Communications", einer jungen,
2002 gegründeten Spezialagentur für integrierte Wissenschaftskommunikation, für die Mag. Bertram
Schütz und Alexander Martos den Preis (20.000) entgegennahmen. Der programmatische Titel für das von
ihnen entwickelte "Festival der Wissenschaften" lautet "x:perimenta" mit der zentralen Idee
des Experiments als "Versuchsanordnung zur Erneuerung der Gesellschaft". x:perimenta sieht eine oder
mehrere interaktive Ausstellunge(n) vor, in denen das "Making-of-Science" durch Wissenschaftler, Forscher
und Künstler erlebbar gemacht wird. Dazu kommen "Science Seeing Tours" auf denen sich Universitäten
und Forschungseinrichtungen für die Bürger öffnen.
Auf Platz zwei rangiert das Konzept des Vereins "uni.pr" und der ARGE Wissenstransfer. Stellvertretend
für die zahlreichen Mitarbeiter nahm Mag. Eduard Denk von der Universität Salzburg den Preis (10.000
€) entgegen, wobei Vizekanzler Gorbach die Absicht bekannt, die Vorzüge der beiden erstgereihten Konzepte
zu vereinen.
Dritter Preisträger (5000 €) war die Agentur "FCB Events&PR GmbH. |