»Liberalisierung bzw. Marktöffnung der Netzwerkindustrien«
Wien (rk) - Dieses Wochenende droht, dass beim Europäischen Rat in Brüssel die Gemeinden
in ihrer Kraft, Leistungen für die Bürger neu erbringen, "verraten und verkauft" werden, erklärt
Generalsekretär Pramböck vom Österreichischen Städtebund am Donnerstag (25. 03.)
gegen- über der "Wiener Rathauskorrespondenz".
In der Europäischen Union tobt ein heftiger Streif darüber, ob die sogenannten Leistungen der Daseinsvorsorge,
wie z.B. Wasser, Abwasser oder sozialen Dienste, wie etwa Altenpflege und Kinderbetreuung, liberalisiert bzw. dem
Markt geöffnet werden sollen. Liberalisierung bzw. Marktöffnung bedeutet, dass eine Gemeinde gezwungen
ist, diese Leistungen letztendlich auszuschreiben. Damit sind alle Unsicherheiten, die durch eine Leistungserbringung
durch Dritte gegeben sind, wie Qualitätsnormen oder Verlässlichkeit verbunden.
Städtebund gegen Zwangsliberalisierung
Der Österreichische Städtebund hat sich stets gegen eine "Zwangsliberalisierung", wie
sie von wirtschaftsnahen Kreisen immer wieder gefordert wird, in aller Schärfe ausgesprochen. Die Bundesregierung
hat immer versichert, die kommunale Position zu vertreten.
Österreichisches Positionspapier "ungenügend"
Das österreichische Positionspapier zum Europäischen Rat in Brüssel drückt in der derzeitigen
Fassung jedoch deutlich aus, dass Österreich für "die Liberalisierung bzw. Marktöffnung der
Netzwerkindustrie", letztere sind nichts anderes als Wasser und Abwasser, eintritt. Es muss absolut klargestellte
werden, dass die österreichischen Vertreter Wasser und Abwasser ausdrücklich ausnehmen.
Auch die Bundesländer haben eine gleichartige Position wie der Städtebund vertreten. Da sie im Bereich
der Wasserversorgung Gesetzeskompetenzen haben, würde der Bund, wenn er keine Klarstellung vornimmt, gegen
die Bundesverfassung (Art. 23 d B-VG) verstoßen, die ihn an eine einheitliche Stellungnahme der Bundesländer
bindet.
Städtebund fordert Wahlfreiheit
Nicht enthalten ist in der österreichischen Position auch die Unterstützung der Forderung, dass
eine Gemeinde selbst entscheiden kann, ob und in welchem Umfang sie kommunale Leistungen der Daseinsvorsorge für
ihre Bürger ausschreiben will.
Wenn Österreich sich in dieser Frage nicht klar positioniert, stellt dies eine krasse Benachteiligung der
österreichischen Städte und Gemeinden und ihrer Leistungen für die Bürger dar, weil dann einer
Zwangsliberalisierung in vielen Aufgabenreichen einschließlich sozialer Dienste, Kinderbetreuung oder Altenpflege
durch europäisches Recht Tür und Tor geöffnet wird. |