Kommission sieht EU-Agrarmärkte in Bericht mittelfristig rosig  

erstellt am
26. 03. 04

MOEL-Potenzial erst langfristig ausgeschöpft - neue Warenströme am Getreidemarkt
Brüssel (aiz.info) - Die EU-Kommission veröffentlichte diese Woche ihren jüngsten Bericht über die mittelfristige Entwicklung der Agrarmärkte in der EU-25. Der Bericht zeichnet ein Szenario der wichtigsten EU-Agrarmärkte - Getreide, Fleisch und Milch - im Zeitraum 2003 bis 2010 in der derzeitigen EU-15 und der erweiterten EU-25. Naturgemäß - es werden auch die Folgen der GAP-Reform 2003 auf die Märkte vorhergesagt - zeichnen die Statistiker der Kommission ein Bild sich positiv entwickelnder Agrarmärkte. Die Osterweiterung der EU werde neue Handelsströme auf dem Getreidemarkt schaffen.

Mittelfristig, so die Schlussfolgerungen des Berichts, werde die mit der Erweiterung steigende Verfügbarkeit von Getreide aus EU-Anbau von einer Zunahme des Verbrauchs und der Exporte kompensiert. Am Rindfleischmarkt soll sich die gegenwärtige Marktlage mit höherem Verbrauch als Angebot über den Zeitraum 2004 bis 2010 fortsetzen. Auch die anderen Fleischmärkte sollten sich mittelfristig aus ihren derzeitigen Schwierigkeiten erholen. Schließlich sieht die Kommission auch die Zukunft des Milchmarktes graduell rosiger - dieser Markt sei "kurzfristig" aus dem Gleichgewicht geraten und werde sich durch sowohl ansteigende Käseerzeugung als auch Käseverbrauch und gleichzeitig abnehmendem Angebot von Butter und Magermilchpulver stabilisieren. Die GAP-Reform werde zu dieser Stabilisierung der Märkte beitragen, während die Einkommen des Agrarsektors davon nur wenig betroffen würden.

Beitrittsländer schöpfen Potenzial erst langfristig aus - Beitritt bringt 35% Einkommensplus
Trotz der Fortschritte in der Vorbereitung ihres EU-Beitritts müssten die Beitrittsländer laut dem Kommissionsbericht ihre Agrar- und vor allem Verarbeitungssektoren noch deutlich weiter restrukturieren, um wettbewerbsfähig sein zu können - dies treffe vor allem die Fleisch verarbeitende Industrie. Die Kommission prophezeit einen vorerst noch weiteren Abbau der Kapazitäten und erst langfristig eine volle Ausschöpfung der Produktionspotenziale. Mittelfristig hätten die Landwirtschaften der Beitrittsländer mit einer Steigerung ihrer Effizienz sehr gute Aussichten auf eine Erhöhung der Einkommen um 35% gegenüber 2002 zu erwarten.

Erweiterung schafft neue Handelsströme am Getreidemarkt

Die Osterweiterung der EU werde, so die Kommission, neue Handelsströme auf dem Getreidemarkt schaffen: Mais werde verstärkt aus Ungarn und anderen neuen Mitgliedsstaaten in die heutigen EU-Länder importiert und dort verfüttert. Ob Mais aus Osteuropa verstärkt in der Futtermischung in der heutigen EU-15 Einzug erhalte, hänge davon ab, ob zum Beispiel Ungarn eine wettbewerbsfähige Vermarktungsstruktur aufbauen könne.

Gerste könnte dagegen in den kommenden sechs Jahren verstärkt von West nach Ost gehandelt werden. In der EU-15 werde Gerste etwas aus der Futtermischung zu Gunsten von Mais verdrängt, und in den neuen EU-Mitgliedsstaaten steige die Nachfrage nach Futtergetreide beim Ausbau der tierischen Veredelung.

Getreideüberschuss soll nicht steigen

Die Kommission geht nicht von einem Anstieg der Getreideüberschüsse in der EU-25 bis 2010 aus. Sie unterstellt in ihrer Statistik ein jährliches Wachstum des Flächenertrages von 1,2%. Der Produktivitätsfortschritt werde aber durch einen leichten Rückgang der Getreidefläche in der EU wieder stark gebremst.

Die Ernte in der EU-25 schätzt die Kommission auf 271,7 Mio. t im Jahr 2006 und auf 276,8 Mio. t im Jahr 2010. Im Vergleich dazu waren es 262,4 Mio. t Getreide im Jahr 2002. Der leichte Produktionszuwachs in der Union könne durch einen Anstieg bei den Exporten und beim Eigenverbrauch ausgeglichen werden, weshalb die Kommission nicht mit einem mittelfristigen Bestandsaufbau rechnet. Dies gelte zumindest für Weizen. Bei der Gerste sieht die Kommission etwas größere Probleme. Gerste könne nicht so leicht ohne Erstattungen auf dem Weltmarkt abgesetzt werden wie Weizen, so dass hier eher Überschüsse drohten. In der Intervention sehen die Statistiker der Brüsseler Agrarverwaltung in den kommenden Jahren rund 5 Mio. t Getreide in der EU-25, wobei es sich überwiegend um Gerste handeln soll. Roggen wird ja laut den Beschlüssen der GAP-Reform 2003 künftig nicht mehr interveniert.
     
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