Wien (ecology) - Ein Forschungsprojekt im Rahmen der "Fabrik der
Zukunft" - einer Initiative des BMVIT - stellt Stroh ein gutes Zeugnis als Dämmstoff im vorgefertigten
Holzbau aus. Es wurden Qualitätskriterien festgelegt und bereits Erstprüfungen für die technische
Zulassung der Strohkleinballen-Dämmung durchgeführt. Für die Zertifizierung und Markteinführung
sucht das Projektteam nun Unternehmen, die am Vertrieb des Dämmstoffes Stroh interessiert sind und sich am
Projekt beteiligen wollen.
Stroh wird schon seit langem als Baustoff verwendet, zum Beispiel als Wandbildner oder als Dämmstoff. Erstmals
wurde nun im Rahmen eines Forschungsprojektes ein Verfahren entwickelt, dass Stroh speziell für vorgefertigte
Wand- und Dachbauteile einsetzbar macht. An vier Pilotprojekten wurde praktisch vorgeführt, wie die Anwendung
erfolgen kann. Mag. Heidi Adensam vom Österreichischen Ökologie-Institut: "Stroh ist nicht nur ein
kostengünstiger, regional verfügbarer und ökologisch sinnvoller Baustoff, sondern erfüllt auch
die wesentlichen Erfordernisse eines Dämmstoffes". Aufgrund seiner guten Wärmedämmeigenschaften
kann Stroh sogar im Passivhaus eingesetzt werden. Die Strohballen werden bei der entwickelten Vorgehensweise bereits
in der Zimmerei in die Wandteile gefüllt und die vorgefertigten Bauteile auf der Baustelle zusammen gesetzt.
Der Aufwand für den Einbau bei der vorge-fertigten Bauweise ist mit konventionellen Dämmstoffen vergleichbar.
Bisher kritisch beurteilt wurde Stroh hinsichtlich Schimmelbildung, Brandverhalten und seine Setzung im Bauteil.
Diese kritischen Punkte konnten in Projekt relativiert werden:
- Schimmelbildung ist - so die Bewertung des Instituts für Baubiologie und Ökologie - bei der verwendeten
und untersuchten Konstruktion nachweislich nicht gegeben.
- Das Brandverhalten und die Setzung im Bauteil ist mit anderen Dämmstoffen vergleichbar
Pilotprojekte mit Stroh
In dem Forschungsprojekt wurden nach diesem Verfahren vier unterschiedliche Bauvor-haben, zwei Neubauten und zwei
Althaussanierungen mit Stroh gedämmt. Eine Serien-wand mit Strohballen wurde für die Außenwände
und Dachelemente in einem Pas-sivhaus-Neubau in Perchtoldsdorf entwickelt und eingesetzt, die gesamte Fassade und
das Flachdach wird in einem Einfamilienhaus-Neubau in Thal bei Graz mit Strohballen ausgestattet. Beim Anbau in
einem bestehenden Einfamilienhaus in Wien Oberlaa ist die Südostwand als Fertigteilwand mit Strohdämmung
realisiert. In Nestelbach bei Graz wird bei der Sanierung eines Hauses der gesamte Dachstuhl und die Fassade des
Altbaus mit Strohballen gedämmt.
Qualitätskriterien und Zertifizierung
Die für eine europäische technische Zulassung notwendigen Erstprüfungen der Stroh-Kleinballendämmung
wurde vom Österreichischen Forschungsinstitut für Chemie und Technik (OFI) im November 2003 abgeschlossen.
Bis zur endgültigen Zertifizierung können Strohballen direkt vom Landwirt - am besten aus der Nähe
bezogen werden. Zu beachten ist dabei, dass die Qualität der Strohballen hinsichtlich Feuchtigkeit, Größe
und Dichte den angegebenen Werten entsprechen.
- Größe der Strohballen: Länge: 60 bis 90 cm, Breite: 46 bis 50 cm, Höhe: 36 bis 40 cm
- Rohdichte: Obere und untere Grenze: 80 kg/m3 bis 90 kg/m3
- Feuchtegehalt des Strohs: < 15 %
- Unkrautbesatz: < 0,5 gew. %
- Restkornanteil: < 0,4 gew. %
Dämmstoffqualität von Stroh
- Wärmeleitfähigkeit: lD (23/50) = 0.046 W/mK
- Brandverhalten: B2
- Strömungswiderstand: 0.43 kPa s/m2
- Wasseraufnahme: 5 kg/m2
- Setzung im Bauteil: maximal 2,3 Prozent
- Resistenz gegen biologische Einwirkungen: Klasse 3
An derEntwicklung war ein interdisziplinäres Team unter der Leitung des Österreichi-schen Ökologie-Instituts
beteiligt: Mitarbeiter der Firmen Agrar Plus, Holzbau Unfried (ehemaliger Mitarbeiter der Firma Fertighaus Johann
Buhl Bauunternehmung Gesell-schaft mbH), Erwin Schwarzmüller Consults, Haus der Baubiologie.
Ein weiterführendes Forschungsprojekt zur Markteinführung wurde beim BMVIT einge-reicht und wartete
auf Firmen, die sich daran beteiligen wollen. Adensam: "Wir suchen Firmen, die an einer Zertifizierung des
Strohballendämmstoffes interessiert sind und exklusiv das zertifizierte Produkt vertreiben können".
Kontakt für interessierte Firmen
Mag. Heidi Adensam
Österr. Ökologie-Institut
E-Mail: adensam@ecology.at
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