Cosi fan tutte? Cosi fan tutti?  

erstellt am
26. 03. 04

Machen es alle so, Frauen und Männer? Kunst und Wissenschaft im Dialog beim OsterSymposion Salzburg 2004
Salzburg (universität) - "Die Frau, der Mann nicht traut" steht im Mittelpunkt des dritten OsterSymposions Salzburg am 1. und 2. April in den Räumen der Internationalen Salzburg Association (ISA) im Palais Kuenburg, Sigmund-Haffner-Gasse 16. Es ist nicht eine, sondern es sind gleich zwei Frauen, Fiordiligi und Dorabella in Mozarts "Cosi fan tutte", denen Mann nicht traut. Diesen, ihren beiden Bräuten, muten Guglielmo und Ferrando eine Treueprobe zu, die die beiden Frauen gleichzeitig zu Verführten und zu Verführerinnen werden lässt.

Welches Frauenbild, welches Männerbild wird hier gezeichnet? Wie weit spielen diese Rollenbilder noch in unsere Zeit hinein? Ist eine zentrale Frage, der sich WissenschafterInnen und KünstlerInnen beim OsterSymposion Salzburg von ganz verschiedenen Seiten annähern.

Damit wirkt das Symposion in Salzburg zunehmend als Kristallisationspunkt für die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Kunst bzw. verschiedener Einrichtungen in diesen Bereichen. So kam zu den Veranstaltern - Leopold Kohr-Akademie, Kulturelle Sonderprojekte/Land Salzburg, Osterfestspiele Salzburg, Universität Salzburg, Universität Mozarteum - heuer die University of Salzburg Business School (SMBS) hinzu. Nun schon zum dritten Mal stellt die Internationale Salzburg Association (ISA) ihre Räume im Palais Kuenburg in der Sigmund-Haffner-Gasse 16 zur Verfügung.

Das Ostersymposion 2004 wird von Hannes Eichmann (ORF) moderiert. Die ORF-Producerin Elisabeth Juliane Nöstlinger gestaltet am 7.4.2004 von 21:01 - 22 Uhr ein "Salzburger Nachtstudio" zum Symposion im Ö1. Auch diesmal verspricht das OsterSymposion, das wieder von der Kultursoziologin Silvia Kronberger ((SMBS) und von dem Germanisten Ulrich Müller (Universität Salzburg) geleitet wird, spannende Diskussionen, Referate und künstlerische Beiträge. Darunter ist eine Uraufführung der Auftragskomposition "Immoto resta" für Violine und Marimba von Stefan D. Hummel, eine Aufführung von Akzente/'Theater der Jugend, Salzburg, "Treue proben. Seiten springen. Fremd gehen" sowie ein Philharmonischer Salon "Wolfgang Amadeus Mozart bei Madame de Pompadour", gestaltet von dem Berliner Philharmoniker Götz Teutsch.

Unter den Mitwirkenden am Symposion ist die Universität Salzburg durch WissenschafterInnen, Studierende und AbsolventInnen stark vertreten. Im Planungsteam wirkten unter anderem der Historiker Reinhold Wagnleitner und die Romanistin Elisabeth Schreiner mit. Elisabeth Bingel, Berlin, geht am 1. April (17:30 Uhr) der Frage nach: Wer betrügt wen? Denn die Verwirrung der Gefühle in Cosi fan tutte führt gerade bei den Frauen zu Gefühlen der Verwirrung. Bingel hat an der Universität Salzburg ihr Doktorat in Psychologie gemacht.

Auch Sonja Prlic, die gemeinsam mit Martin Haltrich die Performance der Künstlerplattform "Gold Extra" (1. 4., 11 Uhr) leitet, ist Alumna der Universität Salzburg (Germanistik). Wie sie betont, geht es in dem Projekt unter anderem darum, mit multimedialen Mitteln "Verführung als Prinzip des Mediums Oper" darzustellen. Die "Literaturvermittlerin" Siegrid Schmidt, Germanistik, hat mit Schülerinnen, einer Germanistikstudentin und einem -studenten eine TV-Talkshow zum Thema erarbeitet.

Kronberger und Müller führen unter dem Motto "Cosi fan tutte? Cosi fan tutti!" ein Streitgespräch (2.4., 9 Uhr). Der Altgermanist Ulrich Müller lehrt und forscht seit 28 Jahren an der Universität Salzburg. Er ist Mitbegründer der Salzburger Sommer-Symposien zum Musiktheater und wirkte immer wieder als Musikdramaturg. Die Kulturwissenschafterin, dreifache Mutter und bis vor kurzem Gemeinderätin Silvia Kronberger hat an der Universität Salzburg Soziologie und Germanistik studiert. 2002 erschien im StudienVerlag ihre Studie über die alte Frauenkrankheit Hysterie "Die unerhörten Töchter".

Kronberger selbst sieht das in "Cosi fan tutte" vermittelte Frauenbild recht kritisch: "Mit den Frauen wird hier ein böses Spiel gespielt, gegen das sie sich kaum wehren können". Ihre und Müllers These: " Die Grundidee von Da Pontes Libretto, die Treueprobe, entsteht in den Köpfen der Bräutigame ursprünglich als Angst vor den eigenen verpönten Gefühlen - nämlich selbst untreu zu werden."

2005 wird Benjamin Brittens Oper "Peter Grimes" im Zentrum der Osterfestspiele und auch des jeweils eine Woche vor Ostern stattfindenden OsterSymposions stehen. Das erste Ostersymposion fand 2002 zu "Die leidende Frau: Kundry/ Elektra" statt. 2003 war das Thema "Die Frau als Kämpferin und Retterin: Leonore/Fidelio".

Das Buch zum Symposion 2002 ist vor kurzem im Verlag Mueller-Speiser, Anif Salzburg, erschienen, jenes für 2003 kommt demnächst heraus. Auch zum "Cosi"-Symposion erscheint eine Dokumentation bei Mueller-Speiser.

Symposionseröffnung am Donnerstag, 1. April, um 9 Uhr durch ISA-Generalsekretär Wolfgang Friess, Alfred Winter (Kulturelle Sonderprojekte/Land Salzburg), Michael Dewitte (Osterfestspiele), Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler, Vizerektorin Sonja Puntscher-Riekmann (Universität Salzburg) und den Rektor der Universität Mozarteum Roland Haas.

Programm und Infos: http://www.ostersymposion.com
Die Teilnahme am OsterSymposion 2004 ist kostenlos und steht allen Interessierten offen!
Anmeldung bis 30.3.2004
     
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