Regelmäßiger Bericht 2003 der Kommission über die Fortschritte der Türkei
auf dem Weg zum Beitritt
Brüssel (eu-int) - Trotz der Fortschritte bei der Erfüllung der politischen Kriterien sehen
die Abgeordneten des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten, Menschenrechte, gemeinsame Sicherheit
und Verteidigungspolitik erhebliche Defizite. Die strikte Erfüllung der politischen Kriterien soll weiter
Vorbedingung für den Beginn der Beitrittsverhandlungen sein. Defizite sollen von der Kommission daher systematisch
benannt werden.
Die Abgeordneten sind erfreut über den politischen Willen, der von der AKP-Regierung und der großen
Mehrheit des türkischen Parlaments in Sachen Reformpolitik zum Ausdruck gebracht worden ist. Die Umsetzung
der beschlossenen Reformen auf allen Ebenen des Staates bereitet den Abgeordneten jedoch Sorgen. Sie kritisieren
auch den fortwährenden Einfluss der Armee, die fortgesetzte Folterpraxis, die Einschüchterung von Menschenrechtsaktivisten,
die Diskriminierung von religiösen Minderheiten sowie die Einschränkung der Gewerkschaftsfreiheit. Konkret
benennen die Abgeordneten die Verfolgung der HADEP und DEHAP sowie die Wiedereröffnung des Prozesses gegen
die Sacharow-Preisträgerin Leyla Zana sowie gegen drei frühere DEP-Abgeordnete. Die Staatssicherheitsgerichte
gehören abgeschafft. Medien in anderen Sprachen als Türkisch sollen erlaubt werden. Die Rechtsprechung
des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte soll vollumfänglich, besonders jedoch auch hinsichtlich
der Eigentumsrechte auf Zypern, umgesetzt werden.
Die Abgeordneten sehen auch in der Lösung des Zypern-Konflikts eine Vorbedingung für die Fortschritte
auf dem Weg zur EU. Die Türkei muss auch ihre Grenze zu Armenien öffnen und gutnachbarschaftliche Beziehungen
zu diesem Land herstellen. Die EU muss sich gezielt auf die neue geostrategische Lage vorbereiten, die mit einem
Beitritt der Türkei entstehen würde. |