Erster offizieller Kontakt zwischen Vertretern der Glaubensgemeinschaft
aus Kanada und einer öffentlichen Stelle in Kärnten
Klagenfurt (lpd) - Ein besonderer Besuch fand sich Montag (22. 03.) Abend
bei Landeshaupt- mann Jörg Haider ein, der den Prediger Edward Kleinsasser und seine Frau Judith von der Hutterischen
Bruderschaft aus Kanada begrüßte. Es war der erste offizielle Kontakt zwischen dieser protestantischen
Glaubensgemeinschaft mit Kärntner und Tiroler Wurzeln und einer öffentlichen Stelle in Kärnten.
Vor 300 Jahren seien ihre Vorfahren aus religiösen Gründen aus Spittal vertrieben worden, berichtete
die Familie, die vom bekannten Kleinsasserhof abstammt. Noch heute sprechen die insgesamt 35.000 Hutterer in Kanada
eine Mischung aus Kärntner und Tiroler Dialekt. Der Landeshauptmann zeigte sich sehr interessiert an den Erzählungen
der beiden und meinte, dass er sich auch Partnerschaften zwischen Kärntner Städten und den Hutterern
vorstellen könne.
Die Kleinsassers leben in Ste. Agathe in der Provinz Manitoba in einer Kolonie aus 133 Seelen, welche u.a. eine
Stahlfabrik und eine Schweinezucht betriebt. Da bei den Hutterern Gütergemeinschaft herrscht, gibt es kein
Privateigentum. „Wir kennen kein mein oder dein, nur ein unser“, erklärte Edward Kleinsasser. Ausbildung,
Verpflegung, Unterkunft, usw. trage die Gemeinschaft, weshalb der einzelne auch keinen finanziellen Druck kenne,
so der Prediger.
Eine gute Ausbildung hat laut Kleinsasser bei den Hutterern einen hohen Stellenwert. Jedes Gruppenmitglied absolviere
die Highschool und erlerne ein Handwerk, viele würden außerdem studieren. Die Glaubensgemeinschaft sei
in Kanada voll anerkannt und werde auch von der Wirtschaft sehr geschätzt und akzeptiert. So seien die Hutterer
u.a. die größten Daunenproduzenten der Welt und hätten 33 Prozent der Schweinezucht im Westen Kanadas
inne.
Die Hutterer gehen auf Jakob Hutter zurück, der 1536 in Innsbruck am Scheiterhaufen verbrannt wurde und sind
Wiedertäufer bzw. Erwachsenentäufer, die an das Apostolische Glaubensbekenntnis sowie an das Abendmahl
zur Erinnerung an Jesus glauben. Sie stehen für Disziplin in der Kirche und lebenslange Treue in der Ehe,
abgelehnt werden der Militärdienst und der Schwur eines Eides.
Über die Lebensweise der Hutterer wollen Edward und Judith Kleinsasser gemeinsam mit Dr. Helga Lorenz-Andreasch,
welche die Sprache der Hutterer in ihrer Dissertation behandelt hatte, in einer Vortragsreihe berichten. Zu hören
sind sie am 24. März um 19.00 Uhr im Völkermarkter Rathaus, am 25. März um 19.00 Uhr auf der Universität
Klagenfurt und am 29. März um ebenfalls 19.00 Uhr im Spittaler Schloss Porcia. |