Deutschland entwickelt neuen TB-Impfstoff  

erstellt am
23. 03. 04

Beginn der klinischen Entwicklung eines Tuberkulose-Vakzins
Berlin (pte) - Mit jährlich 2,5 Mio. Todesfällen und neun Mio. Neuerkrankungen verursacht Tuberkulose (TB) neben AIDS die meisten Opfer unter den Infektionskrankheiten. Bereits 50 Mio. Menschen sind weltweit mit multiresistenten Stämmen infiziert und jährlich erkranken 300.000 Menschen an dieser Tuberkuloseform, die mit herkömmlichen Mitteln nicht mehr behandelt werden kann. Daher will ein Konsortium aus Unternehmen und Forschungszentren jetzt ein neues Vakzin erproben, dessen vielversprechende Grundlage unter der Leitung von Stefan Kaufmann am Berliner Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie entwickelt wurde.

"Bei unserem neuen Kandidaten zur Tuberkulose-Schutzimpfung setzen wir auf gentechnisch veränderte Varianten des seit 1921 eingesetzten Lebendimpfstoffes BCG. Dieser besteht aus abgeschwächten Bakterien, die sehr eng mit dem TB-Erreger Mycobacterium tuberculosis verwandt sind. BCG hat sich in der Vergangenheit zwar als sehr sicher, aber leider wenig wirksam erwiesen", erklärt Kaufmann, Direktor am Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie. Kinder werden vor bestimmten Tuberkulose-Formen geschützt. "Gegen die Lungentuberkulose der Erwachsenen, die mit Abstand häufigste Form der Erkrankung, wirkt aber BCG überhaupt nicht", führt der Experte aus. Vermutlich ist der Schutz der klassischen TB-Impfung so gering, weil die BCG-Bakterien nach einer Impfung von Fresszellen in so genannten Phagosomen eingeschlossen werden. Die Berliner Wissenschaftler haben daher den BCG-Bakterien ein Protein eingebaut. "Damit sollen die neuen BCG-Varianten die Hülle der Phagosomen durchlöchern und so dem Immunsystem besser zugänglich werden", so Leander Grode, Projekt Manager beim Vakzine Projekt Management und Miterfinder des Impfstoffes. Dies führe wiederum zu einer effektiveren Immunantwort, was bereits in präklinischen Untersuchungen gezeigt werden konnte.

An dem gemeinsamen Projekt sind neben dem Max-Planck-Institut die Gesellschaft für Biotechnologische Forschung (GBF) als Projektträger für klinische und präklinische Studien sowie die Vakzine Projekt Management GmbH (VPM), die im Rahmen der Impfstoffinitiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gegründet wurde, beteiligt. Die VPM konnte von der Max-Planck-Gesellschaft eine weltweite Lizenz auf mehrere relevante Patente zur Impfstoff-Herstellung erwerben.
     
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