»Alma Rosé – Vom Konzertsaal nach Auschwitz«  

erstellt am
05. 04. 04

Neue Ausstellung im Jüdischen Museum Wien
Wien (rk) - "Diese Ausstellung fügt sich nahtlos ein in die Reihe jener Präsentationen unseres Hauses, die sich mit der Musikgeschichte Wiens und Österreichs auseinandersetzen", sagte Direktor Dr. Karl Albrecht-Weinberger anlässlich der Eröffnung der Dokumentation "Alma Rosé - Vom Konzertsaal nach Auschwitz". Anita Lasker-Wallfisch, die gemeinsam mit Alma Rosé im Frauenorchester von Auschwitz spielte, erinnerte sich im Eröffnungsgespräch mit Kurator Joachim Riedl und Rosé-Biograf Richard Newmann an die junge Frau, die als Nichte Gustav Mahlers und Tochter des berühmten Geigenvirtuosen Arnold Rosé am Beginn einer glanzvollen künstlerischen Karriere stand, als die Nazis an die Macht kamen.

Almas Vater, Arnold Rosé, war über ein halbes Jahrhundert lang Konzertmeister der Philharmoniker und Gründer eines weltberühmten Streichquartetts, und das Haus Rosé war der Treffpunkt der musikalischen Elite in der Musikmetropole Wien. Von Kindheit an nahm Alma Rosé Violin-Unterricht bei ihrem Vater, einem strengen und fordernden Lehrer. Bei ihrem Debüt als Virtuosin trat die 20-jährige 1926 an der Seite ihres berühmten Vaters mit Bachs Doppelkonzert in d-Moll auf. Bald entkam die junge Geigerin jedoch dem Schatten ihres väterlichen Vorbilds und fand ihre eigene musikalische Bestimmung. Mit den "Wiener Walzermädeln" gründete sie eine extravagante Damenkapelle, die mit einem beschwingten Programm Tourneetriumphe in ganz Europa feierte. Der "Anschluss" von 1938 unterbrach jäh die hoffnungsvolle Karriere. Die Rosés flüchteten nach London, Alma sorgte auf Konzertreisen in Holland für den Unterhalt der Familie, wo sie von der deutschen Invasion überrascht wurde. Sie musste in den Untergrund abtauchen und brachte sich recht und schlecht mit Auftritten bei privaten Soireen durch. Auf der Flucht in die Schweiz fiel sie den Nazis in die Hände und wurde nach Auschwitz deportiert. Im Frauenlager von Birkenau begann Almas letzte Karriere. Aus musikalischen Laien formierte sie ein Orchester, das morgens und abends den Arbeitssklavinnen beim Marsch durch das Lagertor aufspielen musste und rettete so vielen Mitgliedern der Kapelle das Überleben. Alma Rosé selbst starb am 5. April 1944 an den Folgen einer Vergiftung. Am letzten Tag ihres Lebens wurde sie noch vom "Todesengel von Auschwitz", Josef Mengele, observiert.

Aus Anlass des 60. Todestages von Alma Rosé widmet das Jüdische Museum der exemplarischen Tragik dieser jüdischen Künstlerkarriere eine Gedächtnisausstellung. An ihrer Wiege stand der Genius Gustav Mahler, an ihrer Bahre der SS-Arzt Mengele. "Alma Rosé - Vom Konzertsaal nach Auschwitz" ist von 2. April bis 31. Oktober 2004 im Jüdischen Museum zu sehen. Die Ausstellung wurde von Joachim Riedl kuratiert und von Gustav Pichelmann gestaltet. Das Jüdische Museum Wien (A-1010 Wien, Dorotheergasse 11) ist Sonntag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr, an Donnerstagen von 10 bis 20 Uhr geöffnet. Eintritt: Euro 5/Euro 2,90 ermäßigt. Schulklassen in Begleitung eines Lehrers haben freien Eintritt und eine kostenlose Führung.

Informationen: http://www.jmw.at.
     
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