Wenn man(n) gesund ist, ist dann auch frau gesund?  

erstellt am
05. 04. 04

Im Rahmen der GenderStudies werden an der Universität Salzburg Körper und Psyche mit der »Gender-Brille« betrachtet
Salzburg (universität) - Die Medizinforschung richtet ihren Blick nach wie vor allem auf den Mann. Doch internationale Studien zeigen, dass „wenn man(n) gesund ist, das noch lange nicht bedeutet, dass auch frau gesund ist“. Gerade in der Praxis des Gesundheitsbereichs sei die „Gendersicht“ deshalb unumgänglich. Auch in der Forschung biete sie große Vorteile, so betont Beate Wimmer-Puchinger, Wissenschaftliche Leiterin des Ludwig Boltzmann Instituts für Frauengesundheitsforschung in Wien.

Im Sommersemester 2004 hält die Wiener Gesundheitsbeauftragte als Gastprofessorin am Fachbereich Psychologie im Rahmen der Gender Studies der Universität Salzburg eine Vorlesung und ein Seminar „Körper Psyche Gender“. Ziel ist es, den StudentInnen die Genderperspektive im Körper- und Gesundheitsdiskurs zu vermitteln. Dies geschieht einerseits anhand des historischen Medizindiskurses und andererseits anhand der von Gesundheitsindikatoren wie Körperbild, psychische Gesundheit, psychologische Aspekte von chronischen Erkrankungen, sowie Auswirkungen des Alterns und der Migration.

Wimmer-Puchinger hat sich1984 an der Universität Salzburg für den gesamten Bereich der Psychologie habilitiert. Arbeitsschwerpunkte der Wissenschafterin sind Psychosomatik der Gynäkologie und Geburtshilfe, Sexualität, Gewalt und Gender Mainstreaming.

Ziel des neuen Studienschwerpunkts "Frauen- und Geschlechterforschung/Gender Studies" im Rahmen der freien Wahlfächer ist es, zu einem - um die Frauen- und Geschlechterperspektive erweiterten - kritischen Kennenlernen von Gesellschaft und Kultur zu führen. Der Blick für die Wirkungen der Geschlechterverhältnisse in allen Lebenszusammenhängen soll geschärft werden, so gendup-Mitarbeiterin Julia Neissl. Tatsächlich wirke immer noch das Geschlecht als „Platzanweiser“ in Gesellschaft, Kultur und Arbeitsmarkt. Durch Analyse der Geschlechterverhältnisse als „Machtverhältnisse“ sollen die Gender Studies zum Abbau von Geschlechterdiskriminierung beitragen.

GenderStudies an der Universität Salzburg im Sommersemester 2004.
Ingrid Bauer, Geschichte, hält ein Seminar „Jugend im 20. Jahrhundert: Generations- und Genderaspekte“, Angelina Berndorfer und Dagmar Stranzinger vom Frauenbüro der Stadt Salzburg führen ein Moderationstraining für Studentinnen durch:“Gruppen kompetent leiten und Begleiten“. Anne Betten, Germanistik , untersucht in einem Proseminar mit den Studierenden „Geschlechtsspezifisches Gesprächsverhalten“. Siegrid Schmidt, Germanistik, behandelt „Hexenbilder“ in der Literatur ab dem späten Mittelalter und im Museum. Hanna Wallinger, Amerikanistik, befasst sich in einem Seminar mit “Race and Ethnicity in American Women’s Literature”.

Barbara Wicha, Politikwissenschaft, hält ein Seminar zur Stellung der Frau in „Übergangsgesellschaften“ und eine Übung „Institutionalisierte Frauenpolitik“. „Bildungstheorien in Geschlechterperspektive“ sind Thema der Erziehungswissenschafterin Heide von Felden, „Frauen/Körper: Selbstbestimmung und männliche Definitionsmacht zwischen dem 18. und dem frühen 20. Jahrhundert“ der Historikerin Sabine Fuchs. Kirstin Eckstein, Kommunikationswissenschaften, bringt die Geschlechtersicht in ihr Proseminar zu „Erhebung, Analyse, Interpretation und Darstellung von Daten“ ein.

Tove Soiland, Philosophie, führt am Beispiel von Irigaray und Marx in das Denken der sexuellen Differenz ein. Maria Katharina Moser hält an der Theologischen Fakultät eine Vorlesung plus Kolloquium über den „Erkenntnisweg Erfahrung“ in der feministischen Theologie.

Hannelore Breitenbach-Koller, Genetik, hält eine Vorlesung über „Naturwissenschaftliche Weltbilder von der Antike bis zur Gegenwart“ und legt dabei besonderes Gewicht auf frauen-spezifische und ethische Aspekte. Eva Nebenführ, Geographie, behandelt „Geschlechterungleichheit am Arbeitsmarkt“, Heide Studer untersucht mit den Studierenden inwieweit „Schulhöfe Orte für Mädchen und Buben sind und was sich ändern müsste, dass sie es werden können.

gendup - Projekt läuft aus - Arbeit geht weiter
Organisiert wird der Studienschwerpunkt Gender Studies von der Dienstleistungseinrichtung „gendup Zentrum für Gender Studies und Frauenförderung“. Begonnen hat gendup vor drei Jahren als „Zentrum für Frauen- und Geschlechterforschung“ Seither wurden an der Universität Salzburg zahlreiche Vorhaben im Sinne der Geschlechtergerechtigkeit umgesetzt. Mit Mai 2004 endet die Projektlaufzeit und eine neue Ära beginnt: gendup wird nun integriert ins Büro des Rektorats - seine Arbeit fortsetzen.

Die nächsten gendup -Termine: 29.-30. April, jeweils von 9-18 Uhr Workshop "Projektmanagement für Frauen" mit Andrea Freisler-Traub. 7. Mai, 4. und 18. Juni, jeweils von 13-15 Uhr, Raum 203, Kaigasse 17, 2. Stock. Gruppen-Coachings für Diplomandinnen und Dissertantinnen mit Angelika Pressler. 12.Mai, 18 Uhr, Raum 203, Kaigasse 17, 2. Stock:: Präsentation von Gender Studies-Abschlussarbeiten.

Achtung: Einreichungsfrist für den Erika-Weinzierl-Preis 2004 endet am 30. Juni: Eingereicht werden können Diplomarbeiten und Dissertationen, die seit 1.9.2002 an der Universität Salzburg approbiert wurden und deren Forschungsinhalte sich mit Fragestellungen beschäftigen, die das Verhältnis der Geschlechter zum zentralen Fokus gewählt haben. Der Weinzierl-Preis wird gestiftet vom Frauenbüro der Stadt Salzburg und vom Büro für Frauenfragen des Landes Salzburg, der Förderpreis 2004 wird finanziert aus Mitteln des Kulturfonds der Stadt Salzburg.

Informationen: http://www.gendup.sbg.ac.at oder direkt im Zentrum für Frauen- und Geschlechterforschung der Universität Salzburg, Kaigasse 17.
     
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