Amazonas: Dreizehenfaultier nach 70 Jahren wiederentdeckt!  

erstellt am
02. 04. 04

WWF-Österreich Geschäftsführer Lutschinger folgte Spuren einer bedeutenden österreichischen Wissenschafterin
Wien (wwf) - Bei seiner gestrigen Rückkehr aus dem Amazonasgebiet war WWF- Geschäftsführer Dr. Günther Lutschinger noch immer sichtlich bewegt von der Zufallsentdeckung seines Expeditionsteams. Die ForscherInnen folgten den Spuren der bedeutenden, in ihrem Heimatland Österreich aber nahezu unbekannten Biologin Marianne Eberloh, die in den frühen 30er Jahren des 20ten Jahrhunderts eine Forschungsreise durch die Urwälder Brasiliens unternahm. Damals beschrieb die Wissenschafterin den ungewöhnlichen Stoffwechsel eines Dreizehenfaultieres, das regungslos ein halbes Jahr lang in der Nähe der Forschungsstation "sein Lager aufgeschlagen" hatte. "Wir konnten es nicht glauben, dass wir nach sieben Jahrzehnten tatsächlich dem selben Tier Aug in Aug gegenüberstanden!" berichtet Lutschinger. Aber sowohl die Ortsbeschreibung, als auch eine - noch von Eberloh selbst angebrachte - Ohrmarkierung, ließen keinen Zweifel zu: Das Tier scheint sich im letzten Jahrhundert nicht vom Fleck gerührt zu haben!

In einem Brief an ihre ebenfalls wissenschaftlich interessierte Tochter Annegret schrieb Marianne Eberloh im Jahr 1932: " Einer Totenstarre gleich ruht das Tier unbeweglich zu jeder Tages- und Nachtzeit an demselben Ast. Von der Fensterluke meiner kleinen Schlafhütte aus, betrachte ich es für lange Stunden, neugierig auf ein kleines Lebenszeichen wartend. Indes wurden meine Erwartungen bislang enttäuscht." Von wissenschaftlicher Neugier angetrieben, versuchte die Biologin das Faultier zunächst erfolglos mit Töpfeklappern oder Nadelstichen zu "wecken", bevor sie es mit seriöseren Methoden untersuchte. Die Forscherin beschrieb damals erstmals eine einzigartige Reduktion des Stoffwechsels, die dem des Winterschlafes nicht unähnlich ist.

Die Studienreise auf den Spuren von Marianne Eberloh, an der der WWF Geschäftsführer im Rahmen eines Projektes zum Thema "Urwaldzerstörung im Verlauf des 20. Jahrhunderts" teilnahm, stieß nun völlig unerwartet auf das Tier, das von den ForschungsteilnehmerInnen spontan auf den Namen "Phlegma" getauft wurde. "Die Zeitdimensionen, die uns die Natur am Beispiel dieses Faultieres vorzeigt, sind in unserer schnelllebigen Zeit unvorstellbar!" meint der engagierte Artenschützer Lutschinger. Er hofft, dass "Phlegma" noch ein paar Jahre ungestört seinen Tagträumen im brasilianischen Urwald nachhängen kann, ohne von den Kettensägen der Holzkonzerne gestört zu werden.
     
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