Florian Kuntner: »Ein Bischof für alle«  

erstellt am
31. 03. 04

»Kuntner-Tag« im Wiener Erzbischöflichen Palais zum 10. Todestag des Weihbischofs
Wien (stephanscom.at) - Der "Mensch und Bischof" Florian Kuntner stand am Dienstag (30. 03.) aus Anlass des 10. Todestages im Mittelpunkt zahlreicher Würdigungen beim "Kuntner-Tag" im Wiener Erzbischöflichen Palais. Als Bischof, der "den Laien etwas zutraute" und der für eine Kirche eintrat, "die von unten wachsen muss", charakterisierte Diakon Franz Ferstl den verstorbenen Wiener Weihbischof. Herausragend sei vor allem auch Kuntners Engagement für Mission und weltweite Gerechtigkeit gewesen, so Ferstl, der lange Jahre als Kuntners Sekretär tätig war. Kuntner habe so authentisch gewirkt, weil er nicht nur immer wieder für Gerechtigkeit plädierte, sondern auch selbst bewusst einen sehr einfachen Lebensstil pflegte, so Ferstl.

Diese Einfachheit bei gleichzeitiger Menschlichkeit, Natürlichkeit und einem gehörigen Schuss Humor hoben auch P. Jose M. Garcia-Cascales von der "Cursillo"-Bewegung und Johann Giessriegl, der frühere Vorsitzende des Vikariatsrats des Viertels Unter dem Wienerwald, hervor. Bischof Kuntner habe vor allem seine "Nähe zu den Menschen" ausgezeichnet, so Giessriegl; P. Garcia-Cascales unterstrich, dass Kuntner nicht nur der "Cursillo"-Bewegung, sondern auch vielen anderen geistlichen Gemeinschaften verbunden war: "Er war eben ein Bischof für alle".

Als Bischof, der "klar Position bezog", wenn es etwas zu sagen gab, würdigte der langjährige Vizechefredakteur der "Kathpress", Peter Musyl, den verstorbenen Weihbischof. Kuntner sei der Meinung gewesen, dass sich die Kirche zwar nicht wegen jeder Nebensächlichkeit in die Medien drängen sollte, dass sie aber auch nicht zögern dürfe, ihre Stimme zu erheben, wenn es um wirklich Wichtiges ging; etwa um Menschenrechte und Menschenwürde, eine gerechte Gesellschaftsordnung oder die Bewahrung der Schöpfung. Kuntners mediale Stellungnahmen seien sehr geschätzt worden, so Musyl, da sie "kantig" waren. Von "Wischiwaschi-Erklärungen", die es jedem recht machen wollen, habe Kuntner nichts gehalten. Dass er mit manchen Aussagen auch im kirchlichen Bereich Anstoß erregte, nahm er dabei bewusst in Kauf, so Musyl.

"Es geht auch anders"
"Bischof Florian wird uns immer in Erinnerung bleiben", sagte der emeritierte Bischof der philippinischen Prälatur Infanta, Julio Xavier Labayen. Weihbischof Kuntner hatte 1982 eine Projektpartnerschaft zwischen Wiener Neustadt und Infanta begründet. Nach mehr als 20 Jahren Partnerschaft sei man zu einer großen Familie zusammengewachsen, so Labayen. Man werde die große Herausforderung des Erbes Kuntners mit aller Kraft weiter verfolgen.

Bischof Kuntner habe durch sein Engagement gezeigt, "dass es auch eine andere Globalisierung gibt", unterstrich Hans Gattringer von "Missio"-Austria. Kuntner habe immer ein offenes Ohr für seine Mitarbeiter, für die Pfarren, aber auch für die Not Leidenden in aller Welt gehabt. In seinem Reden und Handeln habe Kuntner bereits auf ein globales Netzwerk verwiesen, "das auch anders gebaut werden kann als nur nach den Gesetzen des Marktes". Den Großteil seines Besitzes vermachte Kuntner dem "Bischof-Kuntner-Fonds". Der Fonds konnte in den vergangenen zehn Jahren mit Hilfe vieler Spender mehr als 50 Projekte mit insgesamt 1,2 Millionen Euro unterstützen, berichtete Gattringer.

Vom Konzil geprägt
Als Mensch, der sehr stark vom Zweiten Vatikanischen Konzil und der Wiener Diözesansynode geprägt war, beschrieb Fritz Giglinger von der Franziskusgemeinschaft Weihbischof Kuntner. Durch seine Person und sein Wirken habe Kuntner um sich Menschen geschart, die dann in Folge neue Bewegungen wie "Christian Solidarity International", die Franziskusgemeinschaft in Pinkafeld oder das "Haus des Friedens" im niederösterreichischen Katzelsdorf gründeten.
     
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