Brüssel (eu-int) - Der moderate Aufschwung im Euro-Gebiet bleibt 2004
auf Kurs, auch wenn von einigen Wirtschaftsindikatoren insbesondere dem Unternehmervertrauen in letzter Zeit gemischte
Signale ausgingen. In der zweiten Jahreshälfte dürfte die Konjunktur weiter an Fahrt gewinnen. Gestützt
wird diese Einschätzung durch positive Entwicklungen sowohl in der Binnen- als auch der Außenwirtschaft.
Das Verbrauchervertrauen festigt sich, wenn auch nur langsam, die Finanzierungsbedingungen sind günstig, und
die lang anhaltende Investitionsflaute scheint überwunden. Konjunkturerhebungen zeigen außerdem, dass
die negativen Auswirkungen der Euro-Aufwertung auf die Exporte des Euro-Gebiets durch die lebhafte Weltnachfrage
ausgeglichen werden. Allerdings hat sich die Unsicherheit über die kurzfristigen Aussichten in letzter Zeit
etwas erhöht.
Die Abwärtsrisiken betreffen vor allem die nach wie vor schleppende Entwicklung der Konsumentenausgaben im
Euro-Gebiet. Eine Analyse der Bestimmungsfaktoren des privaten Verbrauchs im Euro-Gebiet zeigt, dass die Verbraucherausgaben
zurzeit schwächer sind, als es ihren wichtigsten makroökonomischen Bestimmungsfaktoren entspräche.
Zum Teil ist die lustlose Konsumentwicklung der letzten Jahre durch das schleppende Wachstum des verfügbaren
Einkommens und durch verzögerte nachteilige Vermögenseffekte zu erklären. Allerdings scheinen auch
andere Faktoren den Konsum belastet zu haben. Das Vertrauen der privaten Haushalte ist vermutlich durch die Besorgnis
über die Verschlechterung der öffentlichen Finanzen in einigen Mitgliedstaaten, das zunehmende Bewusstsein
für die Herausforderungen der Bevölkerungsalterung und allzu langsame Strukturreformen beschädigt
worden. Verzerrungen zwischen der empfundenen und der tatsächlichen Inflation mögen eine Rolle gespielt
haben. Die Analyse deutet darauf hin, dass die Strukturreformen entsprechend der Forderung des Europäischen
Rates von seiner Frühjahrstagung vergangener Woche - vorangetrieben werden müssen, um die langfristige
Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen zu sichern und das Vertrauen der privaten Haushalte zu stärken.
In der "Focus Section" des Berichts werden die Auswirkungen der Euro-Aufwertung auf die Wirtschaftstätigkeit
im Euro-Gebiet bewertet. Der reale effektive Euro-Wechselkurs liegt derzeit nur geringfügig über seinem
langfristigen Wert. Die Analyse kommt zu dem Schluss, dass die Exporte des Euro-Gebiets erheblich stärker
auf Schwankungen der Weltnachfrage reagieren als auf Veränderungen der Wechselkurse. Infolgedessen werden
die negativen Auswirkungen der Wettbewerbseinbußen auf die Exporte von dem steilen Anstieg der Weltnachfrage
zurzeit mehr als ausgeglichen. Alles in allem dürfte die Auswirkung auf das Euro-Gebiet bescheiden bleiben.
Die positive Auswirkung des starken Euro auf die Kaufkraft der privaten Haushalte ist bislang nur langsam zum Tragen
gekommen, wird jedoch in den nächsten Monaten an Bedeutung gewinnen. Nach den bisherigen Erfahrungen wirken
sich Wechselkursaufwertungen tendenziell erst mit erheblicher Zeitverzögerung dämpfend auf den Verbraucherpreisanstieg
aus.
Der nächste "Quarterly Report" soll im Juli 2004 veröffentlicht werden. |