Blitzumfrage: Gemeinden begrüßen Erweiterung mit Optimusmus, aber ohne Euphorie  

erstellt am
07. 04. 04

Österreichischer Gemeindebund fordert Auffangförderung für Grenzregionen und Erleichterung bei Gemeindekooperationen
Wien (gemeindebund) - Österreichs Kommunen rüsteten sich seit Jahren mit einem 5-Punkte-Erfolgsrezept für den Erhalt und Ausbau der Wettbewerbsfähigkeit ab 1. Mai im erweiterten Europa: Mit Partnerschaften, Innovationen, Kooperationen, starken Interessensvertretungen sowie Autonomie und Eigeninitiativen. Zwei Rezepte sind es, denen sich Österreichs Gemeinden bedienen, um im Europäischen Wettbewerb vorne mitzumischen und im gemeinsamen Europa zu bestehen: Stärke nach innen und Stärke nach außen. Die Rezeptur der Österreichischen Gemeinden, um im europäischen Wettbewerb vorn dabei zu sein, besteht in der „Außenpolitik des Österreichischen Gemeindebundes“ aus drei Ingredienzen: Mitgliedschaften, Eigeninitiative und Partnerschaften

„Genau diese Eigeninitiative ist es, die die Österreichischen Kommunen auszeichnet und einen Weg des Miteinanders und des Erfolges für die europäischen Gemeinden und ihre Bürger ebnet. Aktive Verbandsarbeit und das ICNW stehen hierbei im Mittelpunkt“, präsentiert der Generalsekretär des Österreichischen Gemeindebundes, Dr. Robert Hink, im Rahmen einer gemeinsamen Pressekonferenz mit der Österreichischen Gesellschaft für Europapolitik (ÖGFE) in Wien das Internationale Kommunale Netzwerk (ICNW), das am 26. und 27. April feierlich gestartet und mit Workshops und Konferenzen in Klosterneuburg begleitet wird. Vertreter aus 13 Ländern werden erwartet. Die europaweit einzigartige Initiative des Österreichischen Gemeindebundes, das ICNW, hat sich zum Ziel gesetzt, die ländlichen Gemeinden aber auch die übrigen Kommunen für den internationalen Wettbewerb zu stärken. Dies geht einher mit einer Verbesserung der kommunalen Infrastruktur und der Arbeitsmarktsituation in den EU-Mitgliedsländern, den neuen EU-Beitrittskandidatenländern und anderen Nachbarländern als Basis einer erfolgreichen Entwicklung in einem gemeinsamen Wirtschafts- und Gesellschaftsraum. Vorgesehen ist der Aufbau eines transnationalen Netzwerkes von und zwischen den Gemeinden zum Zweck des gegenseitigen Austausches von praktischen Erfahrungen, Know how, Kontakten, Projekten und Produkten. Das ICNW ist somit unter anderem ein „Pool“, der einen raschen und direkten Zugriff auf relevante Informationen, Erfahrungen, Strukturen und potenzielle kommunale Kooperationspartner sowie Experten ermöglicht.

Die Säulen und Inhalte von ICNW sind: - der Aufbau eines transnationalen aktiven kommunalen Netzwerkes zur Sicherstellung des Informationsflusses und der Kontakte - der Erfahrungsaustausch hinsichtlich Raumordung, Ortsentwicklungspläne und Strategiepläne für ländliche Gemeinden - der Erfahrungsaustausch und Kontakte in den Bereichen Infrastruktur in allen Bereichen (zB Wasser, Abwasser, Abfall, Energie, Verkehr, Straßen), aber v.a. der Daseinsvorsorge - der Austausch von Produkten, Projekten und Vermittlung von Kontakten zwischen den KMUs in der Gemeinde / über die Gemeinde

Das Projekt ICNW - Internationales Kommunales Netzwerk ländlicher Gemeinden - wurde am 26. September 2003 bei der EU-Förderstelle eingereicht. Der Österreichische Gemeindebund hat in diesem Projekt die Lead Partnerschaft übernommen. Das Projekt wurde im Jänner 2004 von dem zuständigen Steering Committee approbiert und mit der höchstmöglichen Fördersumme aus dem INTERREG-III C - Fördertopf der EU (EUR 1 Mio.) für Netzwerke ausgestattet.

Auch eine Blitzumfrage unter den Abgeordneten der Delegiertenversammlung (etwa 100 Bürgermeister) des Österreichischen Gemeindebundes ergab:

- Nach Schulnotensystem stehen drei Viertel der aktuellen Erweiterung äußerst positiv gegenüber (Sehr gut 18 %; Gut 58%, Befriedigend 24 %) - Sämtliche Bürgermeister in Grenzgebieten begleite(te)n die aktuelle Erweiterung mittels Veranstaltungen, Information oder anderen Aktivitäten. - Die Bürgermeister empfinden Ihre Gemeinden gerüstet bzw. antworten auf die Frage „Wie gerüstet sind aus Ihrer Sicht die Österreichischen Gemeinden für die EU-Erweiterung zu 35 Prozent mit Gut bzw. 65 Prozent mit Befriedigend.

Daraus ergeben sich für den Österreichischen Gemeindebund folgende drei Forderungen:

  1. Eine Auffangförderung für Grenzregionen: Auf österreichischer Seite wird in Zukunft die EU-Förderkulisse ausgedünnt, dies führt gegenüber den EU-Beitrittsländern trotz vergleichbarer Wirtschaftsdaten auf beiden Seiten zu einem starken Fördergefälle. Der Österreichische Gemeindebund verlangt daher in der Grenzregion der neuen EU-Binnengrenzen (in einem etwa 50-100km breiten Streifen) die Möglichkeit, dieses Gefälle durch staatliche Förderungen auszugleichen. Die staatlichen Beihilfen sind derzeit an die EU-Regionalforderung gekoppelt, dh in Ziel 1 und Ziel 2- Gebieten im Ausmaß von 12,5% - 35% erlaubt. Da Österreich aus der Zielgebietsforderung fällt, ist das bei Beibehaltung der derzeitigen Rechtslage auch mit dem Verlust der Wettbewerbskulisse verbunden. Wenn in den Ziel 1-Gebieten über der Grenze direkte Unternehmensforderungen zu bekommen sind, ist der Wegfall der Wettbewerbskulisse in den Grenzgebieten besonders schmerzhaft. „Die Aussicht auf ein paar Jahre Direktförderung zieht - ohne entsprechende Gegenangebote auf österreichischer Seite - vermutlich die eine oder andere Unternehmensverlagerung nach sich“, so Hink
  2. Eine Erleichterung von Gemeindekooperationen vor allem unter Ausbau der bilateralen Möglichkeiten auf nationaler und supranationaler Ebene: Die grenzüberschreitende interkommunale Zusammenarbeit (vor allem jene im Sinne des INTERREG-Programmes) muss derzeit in einer informellen Zusammenarbeit erfolgen (meistens Arbeitsgemeinschaften), gemeinsame engere Zusammenschlüsse sind nicht einmal über zivilrechtliche Strukturen möglich.
  3. Der Österreichische Gemeindebund erwartet sich nicht nur von der EU die Konzeption neuer Instrumente der Zusammenarbeit, sondern auch eine Unterstützung der Nationalstaaten, die in Form von bilateralen Verträgen unter Einbeziehung der kommunalen Ebene der kommunalen grenzüberschreitenden Zusammenarbeit bilateral eine neue Qualität geben können.
     
zurück