Von Glocken, die nach Rom fliegen, und barocker Heilig-Grab-Verehrung
Salzburg (lk) - Der Gründonnerstag ist der letzte Tag der 40-tägigen
Fastenzeit vor den drei österlichen Tagen. Die Herkunft seines Namens ist umstritten, wird aber meist mit
dem Wort „greinen“ für „weinen“ erklärt. Seit dem 5. Jahrhundert werden an diesem Tag die heiligen Öle
geweiht. Am Abend wird die Messe zum letzten Gedächtnis des Letzten Abendmahls gefeiert. In diese Messe wurde
auch die Fußwaschung aufgenommen.
Vom Gloria des Gründonnerstages – volkstümlich von der „Ölbergandacht“ an – schweigen die Glocken
als Zeichen der Trauer bis zur Auferstehungsfeier. Laut Volksmund „fliegen sie nach Rom“. Die Funktion des Gebetsläutens
übernehmen Ratschen und Klappern. Das Karwochenratschen geht in seiner heute am Land noch bekannten Form auf
die Gegenreformationszeit zurück. Der älteste Beleg für unseren Raum stammt aus Laufen, dort gestatteten
die Jesuiten ihren Schülern nach den Pumpermetten am Gründonnerstag und Karfreitag mit Rumpelfässern
und Lärminstrumenten im Dorf den Verrat an Jesus kundzutun.
Der Karfreitag stellt das Gedenken an die Gefangenschaft, Geißelung und Verurteilung Jesu Christi dar. Er
erinnert an seinen Kreuzweg und Tod. Das Christi-Leiden-, Marter- oder Mascha-Singen – ein Umzugssingen – ist wie
in Südostösterreich auch im Großarltal und um Altenmarkt am Karfreitag gebräuchlich. Im Allgemeinen
steht in unseren Breiten die Grabverehrung und die Karfreitagsandacht („Ölbergandacht“) im Vordergrund.
Heilige Gräber in Saalfelden und Höglwörth
Die Heilig-Grab-Verehrung erlebte die ersten Höhepunkte bereits im 4. Jahrhundert und erneut mit den Kreuzzügen
zum Heiligen Grab in Jerusalem – dieses wurde zum Zentrum der Glaubenskämpfe. Grabpartikel waren kostbare
und begehrte Objekte der religiösen Verehrung.
In der Gegenreformationszeit und im Barock entstand schließlich eine Fülle von Heiligen Gräbern,
kunstvoll mit Öllampen und Wasser gefüllten Schusterkugeln beleuchtet, oft mit Wassermechanik und Theaterprospekten
versehen. Ein barocker Grabprospekt ist zum Beispiel im Museum Saalfelden erhalten. Eines der letzten großen
barocken „Herren-Gräber“ ist das Heilige Grab von Höglwörth. Für den privaten Gebrauch entstanden
eine Fülle kunsthistorisch unterschiedlich bedeutsamer Guckkästen und Vitrinen. Hinterglas-Malereien
aus dem 18. und 19. Jahrhundert, die für die ärmere Bevölkerung erschwinglich waren, stellen Heilige
Gräber dar. Durch die Reform der Osterliturgie zwischen 1951 und 1955 erloschen viele Gräber ganz. Erst
rund um das Jahr 2000 erlebten noch erhaltene Gräber eine Renaissance. |