Volkstheater: »Elisabeth von England«  

erstellt am
19. 04. 04

Birgit Doll spielt »Elisabeth von England« in einem wiederentdeckten Welterfolg aus den 30er Jahren von Ferdinand Bruckner
Wien (volkstheater) - Der Glaube drängt zum Krieg, Vernunft will Frieden. Ein Stück, das ein Dreiviertel Jahrhundert alt ist und doch wie heute geschrieben erscheint: Verhandelt wird nichts weniger als der Konflikt zwischen


Birgit Doll (zuletzt am Volkstheater als Städterin in »Späte Gegend« und Regie »Antilopen«) spielt »Elisabeth von England«

Foto: Vukovits
religiös begründetem Fundamentalismus und säkularisiertem Toleranzdenken. Das Duell zwischen der schillernden Königin Elisabeth I. und dem fanatischen König Philipp II. von Spanien findet in einer faszinierenden Überblendungstechnik vor einem aus der Sicht der Gegenwart gedeuteten Geschichtspanorama statt. Die Charaktere der zwischen weiblicher Leidenschaft und modernem, eiskaltem Machtkalkül hin- und hergerissenen Frau und dem fundamentalistischen Dogmatiker auf dem Thron werden psychoanalytisch durchleuchtet. Frei von heroischem Geschichtspathos zeigt die Tragödie der in Hassliebe miteinander verbundenen Herrscher den Umbruch zu einem neuen, zu unserem Zeitalter. Die Neudeutung eines Welterfolgs der 30er Jahre.


Premiere Sonntag, 2. Mai 2004, 19.30 Uhr
Inszenierung Jürgen Kaizik

Ferdinand Bruckner 1891-1958; als Sohn eines Wiener jüdischen Bankiers in Sofia geboren, aufgewachsen in Wien und Berlin. Dramaturg und Gründer des Berliner Renaissance-Theaters; erfolgreicher Dramatiker der zwanziger und frühen dreißiger Jahre ("Krankheit der Jugend", "Die Verbrecher", "Die Rassen"). 1933-36 in Wien, Emigration in die USA, 1953 Rückkehr nach Berlin. "Elisabeth von England" wurde 1930 an 6 deutschsprachigen Bühnen gleichzeitig uraufgeführt, noch im selben Jahr am Volkstheater (mit Leopoldine Konstantin in der Titelrolle) gespielt und in zwölf Sprachen übersetzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte der nach Europa zurückgekehrte österreichische Autor an diese Erfolge nicht mehr anschließen und verdient es, wiederentdeckt zu werden.

Jürgen Kaizik war von 1976 bis 1979 Intendant bei den Perchtoldsdorfer Sommerspielen, im Sommer 2002 erarbeitete er im Rahmen der Festspiele Reichenau Schnitzlers "Das Wort" unter dem Titel "Affaire Lina Loos". Der Wiener Regisseur kann auch als Robert-Musil-Spezialist bezeichnet werden. Er hat über den österreichischen Autor dissertiert, ein Drehbuch zu Musils "Der Mann ohne Eigenschaften" geschrieben und in zweijähriger Arbeit das nie vollendete, 2.000 Seiten umfassende Romanfragment im Jahr 2001 für die Bühne (Theater an der Josefstadt) dramatisiert. Arbeit als Film- und Fernsehenregissuer. Für den ORF drehte er u.a. 1994 "Im Schatten des Führers", wofür er auch das Drehbuch schrieb.

Birgit Doll
Geboren in Wien. Studium der Germanistik und Theaterwissenschaft. Max-Reinhardt-Seminar. Salzburger Landestheater, Theater in der Josefstadt. Zürcher Schauspielhaus. Salzburger Festspiele ("Das weite Land", Regie: Maximilian Schell), Schillertheater Berlin ("Der zerbrochene Krug", Regie: Hans Lietzau), Bayerisches Staatsschauspiel ("Dom Juan", Regie: Ingmar Bergman, "König Lear", Regie: Hans Lietzau), Burgtheater, Hamburger Kammerspiele, Volkstheater Wien.

Kino- und Fernsehfilme:
u.a. "Geschichten aus dem Wienerwald", Regie: Maximilian Schell "Der siebente Kontinent", Regie: Michael Haneke "Hard to be a God", Regie: Peter Fleischmann "Suzie Washington", Regie: Florian Flicker, Best actress award (Int. Filmfestival Florida)

Rollen am Volkstheater Wien u.a.:
1990/91 Franz Grillparzer "Libussa" (Titelrolle), Kainz-Medaille
1991/92 Henrik Ibsen "Nora - Ein Puppenheim" (Titelrolle)
1993/94 Euripides "Medea" (Titelrolle)
1994/95 Henrik Ibsen "Hedda Gabler" (Titelrolle), Karl Skraup Preis
1999/2000 Edward Albee "Wer hat Angst vor Virginia Woolf?" (Martha), Nestroy 2000
2000/2001 Marlene Streeruwitz "Waikiki-Beach." (Helene Hofrichter)
2001/2002 "Liebe. 4 Komödien von Arthur Schnitzler" (Agnes, Margarete)
2001/2002 Jon Fosse "Da kommt noch wer"
2002/2003 Lida Winiewicz "Späte Gegend" (Städterin)

Ihre überaus erfolgreiche Debutinszenierung von Henning Mankells "Antilopen" (plafond 2002/2003) wurde 2003/2004 ins Haupthaus übernommen.

Informationen: http://www.volkstheater.at
     
zurück