LH Haider und VK Gorbach erzielten wirtschaftliche Aufträge in Höhe von 250 bis 280
Millionen Euro – Gaddafi für bevorzugte Behandlung Österreichs in Wirtschaftsfragen
Tripolis / Klagenfurt (lpd) - Am dritten und letzten Tag des Libyen-Besuches einer österreichischen
Wirtschaftsdelegation zogen Landeshauptmann Jörg Haider und Vizekanzler Hubert Gorbach am Sonntag (18. 04.)
eine äußerst positive Bilanz. So kehren sie mit Aufträgen in Höhe von rund 250 bis 280 Millionen
Euro nach Österreich zurück.
Haider und Gorbach zeigten sich über die Verhandlungen mit der libyschen Regierung sehr zufrieden. Zu den
vertraglich fixierten Projekten zählten beispielsweise der Bau von sechs Umspannwerken durch die VA-Tech sowie
die Errichtung und der Betrieb eines Gesundheitszentrums in der Stadt Bengasi. In weiteren Verhandlungen könnten
für die VA-Tech noch der Bau von 21 Kleinkraftwerken fixiert werden.
Stark gepunktet und gute Chancen schon demnächst Aufträge zu bekommen, hätten die Kärntner
Unternehmen Hobas Rohre und Aqualife Entsalzungsanlagen aus Wolfsberg sowie die Baufirma Strabag. Haider und Gorbach
bezeichneten die Abschlüsse als ersten wichtigen Schritt zur weiteren Entwicklung der Wirtschaftsbeziehungen
zwischen beiden Ländern.
Wie Haider vor Journalisten berichtete habe Gaddafi seinen Vizepremierminister Ali al-Mahmudi aufgefordert, Österreich
bei der Wirtschafts-Verbindung bevorzugt zu behandeln. Gaddafi habe laut Haider konkret gesagt, „bei großen
und guten Freunden kann man mehr machen, als schon bisher geschehen ist“.
Weiters sagte Haider, dass über das libysche Energieministerium an einer Belieferung Südösterreichs
mit Diskont-Treibstoffen aus der im libyschen Besitz befindlichen Mailänder Raffinerie Tam-Oil gearbeitet
werde. Weitere große Chancen für österreichische Firmen in Libyen sehen Haider und Gorbach in den
Bereichen Straßen- und Eisenbahnbau, Wasserver- und -entsorgung sowie im Aufbau einer Tourismus-Infrastruktur.
In Planung seien auch ein Partnerschaftsvertrag zwischen Tripolis und Kärnten, berichtete der Landeshauptmann.
Abschließend strichen beide Politiker, die freundliche Aufnahme der österreichischen Delegation in dem
nordafrikanischen Land hervor. Es habe sich gezeigt, dass Freundschaften, die auch zu Zeiten gepflegt wurden als
die restliche Welt Libyen noch isolierte, nicht vergessen werden.
Haider und Gorbach waren am Sonntag mit dem libyschen Revolutionsführer Muammar Gaddafi zusammengetroffen.
In den Gesprächen ging es unter anderem um die guten Beziehungen zwischen Österreich und Libyen. Außerdem
ersuchte Gaddafi Österreich um die Vermittlung bei der Bereinigung von noch offenen Fragen zwischen Libyen
und Deutschland. Gorbach und Haider luden den Revolutionsführer, der zuletzt 1982 in Österreich war,
zu einem Besuch in unser Land ein.
Haider berichtete, dass sich Gaddafi für die freundliche Haltung Österreichs in den vergangenen Jahren
bedankt habe. „Österreich sei immer ein guter Freund gewesen, mit dem sein Land ohne Angst und Bedenken zusammenarbeite“,
habe Gaddafi betont. Er habe dem Revolutionsführer als Gastgeschenk ein graviertes Messer aus Ferlach mitgebracht.
Besonders gefreut habe er sich persönlich über eine Würdigung, sagte Haider. „Gaddafi hat mir erklärt,
dass der Name Haider auf arabisch richtig ausgesprochen ‚einer von uns’ bedeutet.“
Der Landeshauptmann erklärte, dass er die kluge Politik Libyens in der jüngsten Zeit gewürdigt und
zum Ausdruck gebracht habe, dass er hoffe, Libyen könne „einen Beitrag zur Deeskalation der Situation im Nahen
Osten leisten“.
Gaddafi habe gebeten, dass Österreich bei der Bereinigung noch offener Fragen zwischen Libyen und Deutschland
behilflich sein möge. Konkret gehe es dabei um einen Bombenanschlag eines libyschen Täters auf eine Berliner
Diskothek.
Gorbach überreichte Gaddafi als Gastgeschenk einen Feldstecher von Swarovski und überbrachte außerdem
einen Brief von Bundeskanzler Wolfgang Schüssel, in dem dieser den Wunsch nach intensiverer Zusammenarbeit
zum Ausdruck brachte. Gaddafi wurde von Haider und Gorbach auch zu einem Österreich-Besuch eingeladen. |